Börsenindex DJSI: Deutsche Unternehmen trotz Auslistungen Spitze
Der Autokonzern Daimler und die Deutsche Lufthansa sind seit Mitte September nicht mehr im Dow Jones Sustainability Index 2010 World (DJSI) gelistet, einem vom Schweizer Vermögensverwalter SAM entwickelten internationalen Aktienindex mit Fokus auf die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen. Neuzugänge aus Deutschland verzeichnet das „grüne“ Börsenbarometer nicht. Doch obwohl von den insgesamt 318 in dem Nachhaltigkeitsindex aufgeführten Unternehmen jetzt nur noch 21 aus Deutschland stammen, schneidet die hiesige Wirtschaft mit ihrer Nachhaltigkeitsleistung im internationalen Vergleich sehr gut ab, so etwa BMW und Bayer.
21.09.2010
Insgesamt wurden Mitte September 48 Unternehmen neu in den Index aufgenommen, 46 fielen heraus. Aus Deutschland qualifizierten sich 21 Konzerne für die Neuauflage, darunter neben adidas und BMW der Pharmakonzern Bayer, der Chemiemulti BASF, der Finanzdienstleister Deutsche Bank, der Energieversorger RWE und der Mischkonzern Siemens. Die US-amerikanische Wirtschaft kommt demgegenüber zwar auf 58 Einträge. Gemessen an der Grundgesamtheit der Unternehmen in den USA müssten die Vereinigten Staaten laut SAM-Sprecher François Vetri aber noch viel mehr Unternehmen im DJSI stellen. Deutsche und britische Unternehmen seien dagegen überrepräsentiert. „Europäische Firmen“, sagt Vetri, „sind in Sachen Nachhaltigkeit immer noch viel weiter als US-amerikanische“. Als einen Grund vermutet er die Impulse der Umweltschutzbewegung in die Wirtschaft, die in Europa früher eingesetzt hätten als in den USA.
Für den ebenfalls von SAM ermittelten zusätzlichen Kreis der Branchenführer in 19 sogenannten Supersektoren qualifizierte sich aus Deutschland allerdings nur der Autobauer BMW. SAM ermittelt in diesen Supersektoren, das sind beispielsweise Medien, Versicherungen oder Finanzdienstleistungen, unternehmerische Nachhaltigkeitsvorreiter aus insgesamt 57 verschiedenen Branchen. Außer BMW schaffte kein weiteres deutsches Unternehmen den Aufstieg in diesen Kreis. Der Lifestyle-Konzern adidas aus Herzogenaurach, den der DJSI World vergangenes Jahr noch als Branchenführer im übergeordneten Supersektor „Personal & Household Goods“ führte, hat diese Vorreiterposition 2010 eingebüßt. Die Motive dafür gibt SAM nicht Preis. Vetri begründet das mit der den Unternehmen zugesicherten vertraulichen Behandlung der erhobenen Konzerndaten. BMW verdankt seine Platzierung als Branchenführer im Supersektor „Automobile & Parts“ nach eigenen Angaben der Verankerung von Nachhaltigkeit als „integralem Bestandteil“ in seiner Unternehmensstrategie.
Um in den DJSI aufgenommen zu werden, müssen Unternehmen bestimmte, von SAM entwickelte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, etwa beim Klimaschutz, den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten oder den Konditionen für Zulieferer. Neben einem von den Unternehmen auszufüllenden Fragebogen liegen der Bewertung Nachhaltigkeitsberichte und weitere öffentlich zugängliche Informationen zugrunde. Der Aktienindex dient Anlegern, die Rendite mit Nachhaltigkeit verbinden wollen, zur Orientierung. Laut SAM betrug das auf Basis des DJSI verwaltete Vermögen zum Jahresende 2009 über acht Milliarden US-Dollar.
Die Zusammensetzung des DJSI ermittelt SAM einmal jährlich gemeinsam mit dem Indexanbieter Dow Jones Indexes nach dem so genannten Best-in-Class-Ansatz: Unternehmen, die mit ihrer Nachhaltigkeitsleistung im Vergleich zu anderen Unternehmen ihrer Branche zu den besten zehn Prozent zählen, werden als Nachhaltigkeitsvorreiter eingestuft. Vetri sagt, auch Unternehmen, die ausgelistet wurden, müssten deswegen nicht schlecht in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt sein. Wenn sie es nicht mehr unter die besten zehn Prozent ihrer Branche geschafft hätten, könne das auch daran liegen, dass ihre Mitbewerber ihre Nachhaltigkeitsleistung gegenüber dem Vorjahr noch stärker verbessern konnten.
"Wir freuen uns sehr über die erneute Aufnahme in den DJSI World. Mit der gestiegenen Bedeutung des Innovationsmanagements bei der Unternehmensbewertung verdeutlicht der Index, dass Nachhaltigkeit eng mit Innovation verbunden ist - ein Ansatz, den auch wir im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen", sagt Dr. Wolfgang Plischke, im Vorstand der Bayer AG verantwortlich für Innovation, Technologie und Umwelt.
Investitionen in die Zukunft und Innovationsfähigkeit spielen bei Bayer eine herausragende Rolle. Im Jahr 2010 beträgt das Budget für Forschung und Entwicklung rund 3,1 Milliarden Euro - dies ist eine erneute Rekordmarke für den Konzern und das höchste F&E-Budget in der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie. Im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms hat das Unternehmen Ende 2009 internationale Projekte gestartet, um auf Basis seiner Innovationen konkrete Beiträge zur Bewältigung globaler Herausforderungen zu leisten - beispielsweise zur Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern, der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und zum Klimaschutz.
Eine zunehmende Zahl an institutionellen Anlegern berücksichtigt bei Investitionsentscheidungen, ob ein Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in seine Strategie einbezieht. Laut dem Index-Anbieter Dow Jones orientieren sich gegenwärtig Portfoliomanager in 18 Ländern beim Kauf von Aktien im Gesamtwert von knapp acht Milliarden US-Dollar an den Dow Jones Sustainability-Indizes.