Geldanlage

Banken können von Sozialunternehmen profitieren

Banken ziehen einen Vorteil daraus, wenn sie ihre Kreditrichtlinien für Sozialunternehmen überdenken. Das betont Franz Karl Prüller, Programmdirektor für Social Development der ERSTE Stiftung, im Vorfeld des Austrian Social Business Day. „Social Business ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern Unternehmertum. Es passt jedoch nicht ins übliche Schema von Banken", so Prüller. Die ERSTE Stiftung erarbeitet derzeit ein Instrumentarium für die Bewertung und Einschätzung von Sozialunternehmen.

21.03.2011

Erste Bank in Wien. Foto: Erste Bank
Erste Bank in Wien. Foto: Erste Bank
Die Kernkompetenz von Social-Business-Unternehmen besteht darin, kreative Lösungen für soziale Probleme zu finden. Das dazu nötige Geld bekommen sie allerdings nur schwer. „Den Banken ist ihr Konzept oft unklar und sie missen Sicherheit für Rückzahlungen. Da allein Rohstoffverfügbarkeit und Absatz gelten, wird etwa ein Projekt zur Schulung ostslowakischer Roma-Frauen für Altenbesuchsdienste nie einen Kredit bekommen", verdeutlicht der Experte.

Die Zusammenarbeit kann jedoch durchaus gelingen. Prüller nennt als Beispiel die Eine Welt Handel AG. Diese kauft und vertreibt weltweit Produkte von Menschen am Rand der Gesellschaft und ermöglicht ihnen somit geregeltes Einkommen. „Eine Welt Handel kam zu einem Punkt, an dem sie Liquidität brauchte und Altlasten abstoßen musste - Probleme, die ein normaler Bankkredit löst." Am vorjährigen „Austrian Social Business Day" kam die Kooperation mit der Erste Bank zustande, die schon bisher Social-Business-Unternehmen in Südost-Europa unterstützt hatte.

Social Impact durch Kredit und Beratung

Selbst bei derartigen Kreditvergaben muss eine Bank nüchtern überlegen, betont Prüller. „Auch hier ist man wertneutral. Jeder Kredit bedeutet Risiko und kostet dadurch etwas, weshalb auch hier die Zinsrückzahlungen zählen. Daneben gilt jedoch auch der 'social return of investment', also die Wirkung, die Sozialunternehmen in der Gesellschaft entfalten." Aufgrund ihrer Sparkassen-Tradition wolle die Erste Bank eine soziale Pionierrolle übernehmen, so Prüller. Auf Anregung der ERSTE Stiftung als Hauptaktionär (25 Prozent) stellte sie deshalb eine Kreditlinie von zehn Mio. Euro für Social Business zur Verfügung.

Die Leistungen der Bank gehen jedoch über die Kreditvergabe hinaus. Zum Teil ehrenamtlich, begleiten erfahrene Wirtschaftstreibende die Sozialunternehmer durch Beratung. „Hinter vielen Sozialbetrieben stehen charismatische Unternehmensgründer, die in ihrem sozialen Fach stark sind. Doch oft fehlt die Managementerfahrung, besonders bei Expansionen über Betriebsgrößen von rund zwölf Mitarbeitern hinaus oder bei Großaufträgen von öffentlicher Hand", so Prüller. Beratung mache Erfolge bei solchen Übergängen dauerhafter und sicherer - was auch für die Kreditrückzahlung gilt.

Wirtschaftsmodell des 21. Jahrhunderts

Diese Form der Zusammenarbeit gibt es in Europa bisher erst selten. „Viele Banken geben zwar Mikrokredite bis 20.000 Euro, Social-Business-Kredite sind aber bisher im deutschsprachigen Raum sonst nur bei der GLS Bank bekannt", so Prüller. Stelle sich für die Erste Bank der Erfolg ein - gemessen an Rückzahlungen und der Gesellschaftswirkung - sei eine künftige Ausdehnung der Kreditlinie wahrscheinlich. „Die Sozialwirtschaft wird aufgrund der demografischen Entwicklung künftig wichtiger werden. Da sie ihre Dienstleistungsprodukte finanzieren muss, ist frühe Expertise in diesem Feld ein Vorsprung."
Quelle: UD / pte
 
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