Geldanlage

Oikocredit: Ethische Geldanlage im Trend

"Das Zeitalter für ethische Veranlagungen ist angebrochen", sagt Peter Püspök, Österreich-Vorsitzender von Oikocredit, der internationalen Entwicklungsgenossenschaft mit Mikro- und Projektkreditprogrammen in 70 Ländern. "Bereits ab 200 Euro kann man in eine soziale Geldanlage investieren und täglich kommen in Österreich wie Deutschland fünf Neuanleger hinzu", freut sich Püspök und hofft bis Jahresende auf eine Steigerung von 30 Prozent. Oikocredit International in Holland wird ab November vom Iren David Woods geleitet.

23.10.2012

Foto: Ernst-Rose/pixelio.de
Foto: Ernst-Rose/pixelio.de
Für Püspök läuft ethische Veranlagung bei Banken fast nur über Ethikfonds und "noch nicht wirklich gut". Diese seien vom Prinzip her noch Randprodukte und - mit einer Art Keuschheitsgürtel versehen - defensive Produkte. Wegen des allgemeinen Vertrauensverlustes in vielerlei Investitionen plädiert der Manager dafür, aus dem Weltspartag 2012 einen "Bankenvertrauen-Rückgewinnungs-Tag" zu machen oder diesen zumindest als Besinnungstag zu nutzen.

Laut einer nach 2009 wiederholten Umfrage der Karmasin Motivforschung kennen 42 Prozent der befragen Österreicher Mikrokredite als "Spendenersatz" für Entwicklungsländer. Personen im Alter von 31 bis 50 Jahren (46 Prozent) mit höherem Bildungsniveau (65 Prozent) wüssten laut Geschäftsführerin Sophie Karmasin darüber am besten Bescheid. 54 Prozent (bei Informierten sogar 74 Prozent) könnten sich vorstellen, auf die garantierte Rendite von zwei Prozent überhaupt zu verzichten. Die Idee der Armutsbekämpfung durch ethische Geldanlage ist laut Karmasin mit 97 Prozent "weiter auf sehr hohem Niveau".

Garantierte Rendite

Püspök hält es für eine erstaunliche Erfahrung, dass sich bei Banken nur zwei Prozent der Anleger dafür interessieren, was genau mit ihrem Geld passiert. "Es wird immer nur nach den Zinsen, der Laufzeit und der Sicherheit der Anlage gefragt", moniert der Manager. Oikokredit selbst hält die seit 13 Jahren fixe und garantierte Rendite von zwei Prozent heute für einen sehr guten Zinssatz, wolle mit diesem "Zeichen des kommerziellen Hintergrundes" aber nicht werben. "Motivation der Geldanlage soll das soziale Engagement bleiben", manifestiert Püspök.

Österreichweit würden im Schnitt 11.000 Euro veranlagt (in Deutschland 12.000 Euro) und vornehmlich von Privatpersonen. "Oikocredit ist kein Institut für kurzfristige Gewinne", erklärt Püspök und hofft generell auf eine Anlagedauer von bis zu drei Jahren. "Oikocredit hat in 37 Jahren niemals Verluste erwirtschaftet", unterstreicht der Bankmanager. Hoch sei der Eigenkapitalanteil von 86 Prozent. "Bei unserem Modell sind wir ohne Konkurrenz", resümiert Püspök, und verweist auf keine Gebühren, die normalerweise das Geschäftsmodell ausmachen.

Internet und Mundpropaganda

"In Deutschland verzeichnen wir ebenfalls eine sehr positive und stete Aufwärtsentwicklung mit solidem Wachstum", meint Matthias Lehnert, Geschäftsführer Oikocredit Deutschland, auf Nachfrage. Mit unseren Wachstumsraten von zehn bis 15 Prozent erreichen wir aber jene der Alpenrepublik bei weitem nicht. Lehnert betont ebenfalls das Internet als wichtigsten Vertriebskanal für Oikocredit, bezeichnet aber auch die Mundpropaganda als "unschätzbar wertvoll".
Quelle: UD / pte
 
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