Siegel für nachhaltige Geldanlagen
Ein neues Siegel zeichnet Banken, Anlageberatungen und Finanzprodukte aus, die streng nachhaltig sind. Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, erläutert: "Wir brauchen mehr Transparenz bei Nachhaltigen Geldanlagen. Noch immer schrecken viele private wie institutionelle Anleger mangels verlässlicher Orientierung davor zurück, ökologische, soziale und ethische Kriterien am Finanzmarkt zu berücksichtigen." Das neue ECOreporter-Siegel für Nachhaltige Geldanlagen soll Anlegern auf Anhieb zeigen, welche Anbieter das an Ethik und Ökologie halten, was sie versprechen.
04.09.2013
"Es wird bis in die Bücher hinein geschaut, bis in interne Protokolle und Arbeitsanweisungen", erklärt Jörg Weber von dem Dortmunder Brancheninformationsdienst ECOreporter, der das Siegel in Zusammenarbeit mit dem Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen (INAF) entwickelt hat.
Bei einer Pressekonferenz in Frankfurt wurden die ersten Unternehmen und Produkte vorgestellt, die das Siegel erhalten haben: die Bank für Kirche und Caritas aus Paderborn, die Steyler Bank aus Sankt Augustin, die GLS Bank aus Bochum, die MehrWert Finanzberatung aus Bamberg und die Stufenzinsanleihe des Bremer Windkraftunternehmens Energiekontor. Das Nachhaltigkeitssiegel wird für jeweils ein Jahr in den drei Kategorien Banken, Anlageberatungen und Finanzprodukte vergeben.
Das Siegel solle dazu beitragen, so Weber, "ernsthaft nachhaltige Geldanlagen von den Produkten zu unterscheiden, die nur von einem Trend profitieren wollen." Mit seiner Teilnahme an der Siegelverleihung unterstrich MdB Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, das Interesse seitens der Politik am Thema Nachhaltige Investments. Zur Unterstützung des Nachhaltigkeitsprinzips bei Finanzanlagen plädierte Schick für die Einführung eines zusätzlichen staatlichen Siegels, mit dem die Einhaltung von Mindeststandards garantiert werde.
Der Brancheninformationsdienst ECOreporter.de AG untersucht den Markt der nachhaltigen Geldanlage seit 1999. Weber rechnet nicht damit, dass jemals mehr als zehn bis zwölf Banken das Siegel erhalten werden: "Die Kriterien sind sehr streng, und sie beziehen sich auf den Kern des Bankgeschäfts. Es geht beispielsweise um die eigenen Anlagen einer Bank, um ihre Kredite, um ihre Kundenberatung. Das alles muss nachhaltig sein, nach den genauen Vorgaben des Siegels." Es reiche für das Siegel also nicht aus, wenn eine Bank oder Anlageberatung wenige Produkte aus ihrer Palette als nachhaltig deklariere und auf Recyclingpapier umstelle oder eine Solaranlage auf das Dach ihrer Firmenzentrale setze. Finanzprodukte würden nur mit dem Siegel ausgezeichnet, wenn nachweisbar sei, dass sie jenseits der Finanzwelt einen positiven Effekt erzielten, etwa indem sie fairen Handel förderten oder den Klimawandel bremsten.