Bewusstsein für nachhaltiges Reisen nimmt in Deutschland zu
Nachhaltigkeit im Urlaub gewinnt immer mehr an Bedeutung. Für rund 14 Prozent der Deutschen ist es laut einer Umfrage (2013) der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. voll und ganz wichtig, dass ihr Urlaub möglichst ökologisch verträglich, ressourcenschonend und umweltfreundlich sei. Für 26 Prozent bis 35 Prozent der Deutschen ist nachhaltiges Reisen immerhin sehr wichtig bis wichtig. Nur 11 Prozent geben an, dass ihnen Nachhaltigkeit im Urlaub ganz und gar nicht wichtig sei. Beim Thema Sozialverträglichkeit dominiert eine positive Haltung: 17 Prozent der Befragten ist es voll und ganz wichtig, dass ihr Urlaub möglichst sozialverträglich sei. Nur für geringe 9 Prozent ist der sozialverträgliche Urlaub kein Thema.
02.05.2014
Für die deutschen Bundesbürger ist das Vorhaben, nachhaltig zu reisen, jedoch von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Nach einer weiteren Befragung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im November 2013 zum Thema „Hilfe bei der nachhaltigen Gestaltung der Urlaubsreise“ machen die Deutschen ihre Bereitschaft, nachhaltig zu reisen, vor allem von den Kosten abhängig. 55 Prozent der Befragten geben an, dass es eine Hilfe wäre, wenn eine nachhaltige Urlaubsgestaltung mit keinen zusätzlichen Kosten verbunden wäre. Weitere 49 Prozent der Befragten sehen es als eine Hilfe an, wenn sie bei ihren Urlaubswünschen keine Abstriche machen müssten. An Möglichkeiten, nachhaltig reisen zu können, scheint es nach Ansicht der Deutschen nicht zu mangeln. Nur 32 Prozent geben an, dass ein größeres Angebot hilfreich wäre.
Das Ergebnis der FUR-Umfrage bestätigt, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis für deutsche Urlauber Priorität hat. Wie bereits in derTrendscope-Studie von 2011 herauskam, stimmten nur 36 Prozent und darunter nur 5 Prozent der Deutschen mit einem eindeutigen „Ja“ der Frage zu, ob sie dafür einen Preisaufschlag hinnehmen würden. Trotz des gestiegenen Bewusstseins für umweltverträgliches Reisen scheinen Nachhaltigkeitsaspekte für die Deutschen in den Hintergrund zu geraten, sobald sie dafür Teuerungen bei den Reisekosten akzeptieren müssten.
Noch zu wenig Transparenz in der deutschen Tourismuswirtschaft
Scheinbar ist Informationsmangel ein wichtiger Einflussfaktor auf die Nachfrage nach nachhaltigen Urlaubsreisen. Laut FUR-Umfrage wäre es in puncto nachhaltige Urlaubsgestaltung für 43 Prozent der Deutschen eine Hilfe, wenn sie mehr Informationen dazu bekämen. TourismWatch kritisiert in einem aktuellen Bericht zur Studie „Klimatransparenz in der deutschen Tourismuswirtschaft“ die ungenutzten Potentiale bei Reiseveranstaltern, Fluggesellschaften und Buchungsportalen, mehr Transparenz in Bezug auf die Klimawirkung von Verkehrsmitteln zu schaffen. Demnach würden Reiseveranstalter ihre Kunden nur unzureichend über die Klimaproblematik im Zusammenhang mit Flugreisen informieren und zum Beispiel auf Klima-Ausgleichsgebühren bei Flugbuchungen hinweisen. Gerade der enorme CO2-Ausstoß, der durch den Flugverkehr zustande kommt, ist nun aber die größte Klimasünde beim Verreisen. Rund 5 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen sind auf touristische Flugreisen zurückzuführen. Wie der WWF in einer eigenen Studie „Der touristische Klima-Fußabdruck 2009“ herausstellte, sei etwa der Flug von Deutschland nach Mallorca mit 925 kg CO2 pro Person beinahe ebenso klimaschädlich wie ein Jahr Autofahren. Wegen der hohen Umweltbelastung rät der WWF dazu, bei Strecken unter 700 Kilometer auf das Flugzeug zu verzichten und wenn möglich, auf Bus oder Bahn zu setzen. Hilfestellung für die nachhaltige Urlaubsplanung gibt außerdem der Reisekompass , ein Portal, das von der Verbraucher Initiative, WWF und dem Verkehrsclub Deutschland gefördert wird.
Reisegewohnheiten werden nachhaltig
Das Reiseverhalten der Deutschen kommt gemäß Studien schon nahe an dem heran, was man unter einem nachhaltigen Urlaub versteht. So stehen Reisedauer und Entfernung des Urlaubsziels, wie oft empfohlen, auch ganz unabhängig von einem Nachhaltigkeitsgedanken immer häufiger in einem angemessenen Verhältnis zueinander. Laut der Tourismusanalyse 2014 der Stiftung für Zukunftsfragen sind für 60 Prozent der Deutschen Fernreisen Anlass für einen längeren Aufenthalt an der Reisedestination. Die durchschnittliche Reisedauer bei Auslandsreisen lag 2013 mit 13,4 Tagen höher als bei Inlandreisen mit 10,1 Tagen. Den TOMORROW FOCUS Media Social Trends zufolge stehen für die Deutschen Europa mit 83,6 Prozent und Deutschland mit 51,4 Prozent an der Spitze der beliebtesten Urlaubsregionen. Im Inland fühlen sie sich vor allem von Strandurlauben an der Ostsee (62,3%) oder Nordsee (61,2%) und Städteurlauben in deutschen Metropolen (44,4%) angezogen.
Bei Inlandreisen, insbesondere Städtereisen, zeichnet sich ein Trend zu Kurzreisen ab. "Der Markt für Kurztrips ist in den letzten Jahren durch die wirtschaftliche Entwicklung gewachsen. Leute machen immer häufiger Kurztrips, weil diese günstiger sind. Diese dann aber auch mehrmals pro Jahr", erläutert Geschäftsführer/CEO Dennis van Allemeersch von Hotelspecial.de den Boom von Kurzreisen. Urlaub im eigenen Land ist prinzipiell umweltschonender als Fernreisen, zudem wird dadurch die regionale Wirtschaft unterstützt. Laut Pressemitteilungen vom Deutschem Tourismusverband ist man im Reiseland Deutschland stärker als zuvor um Nachhaltigkeit bemüht. Kurze Reisen stehen einem nachhaltigen Urlaub nicht zwangsläufig entgegen, solange Verkehrsmittel, Unterkunft und Aktivitäten nach ökogerechten Kriterien ausgesucht werden. Hier besteht allerdings insbesondere bei der Wahl der Verkehrsmittel Nachholbedarf, wie aus der RA Reiseanalyse 2014 hervorgeht. Noch immer wird das Auto (73%) den emissionsärmeren Verkehrsmitteln wie Bahn (15%) und Bus ( 9%) vorgezogen, wenn die Reise ins Inland geht. Das Flugzeug wird erfreulicherweise nur zu 1 Prozent genutzt.