Tierschützer fordern Stopp von Traumschiff-Anlandungen
Unbeirrt von Warnungen und Protesten des Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) wollen die Kreuzfahrtunternehmen AIDA, TUI und Hapag Lloyd weiterhin die Färöer-Inseln im Nordatlantik anlaufen, obwohl das große Risiko bestehe, dass Gäste Augenzeugen von grausamen und blutigen Wal- und Delfinabschlachtungen in der Nähe der Anlandungshäfen werden und sich in Restaurants mit dem hochgradig kontaminiertem Walfleisch vergiften könnten.
24.09.2014
WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller war kürzlich erneut auf die europäische Inselgruppe gereist, um sich von der Gefährdung zu überzeugen. Ortmüller warnt: „Es ist unverantwortlich und gefährlich, Anlandungen und Landgänge durch Kreuzfahrtunternehmen auf den Färöer-Inseln anzubieten. Alleine im letzten Jahr wurden 1.534 Meeressäuger zwischen Juli und November an den Stränden und in den Häfen brutal abgeschlachtet. Ende August wurden fünf artengeschützte Schnabelwale gefangen und getötet. Das ist kein Traumschiff-Besuch dort, sondern diese Gemetzel können zu einem traumatischen Erlebnis für Gäste mit ihren Kindern werden. Bei den öffentlichen Massakern an den Grindwalen und anderen Delfinarten färbt sich der gesamte Strand- beziehungsweise Hafenbereich blutrot und die Luft ist erfüllt mit einem bestialischen Todesgeruch. Das Fleisch der Tiere ist hochgradig mit Methyl-Quecksilber und PCB's belastet und wird teilweise undeklariert in Restaurants für etwa 45 Euro und auf Märkten den Einheimischen und Touristen angeboten.“
Die AIDAbella und HapagLloyd mit der MS Europa wollen trotz der Warnungen planmäßig im September 2014 die Färöer-Inseln anlaufen. Der TUI-Besuch mit Mein Schiff steht alljährlich im Sommer an. Die AIDA-Umweltbeauftragte Monika Griefahn, vormals Greenpeace-Funktionärin und niedersächsische Umweltministerin, schrieb auf Druck des WDSF im letzten Jahr schon einen Brief an den Färöer-Premierminister Kaj Leo Johannesen und forderte den Walfang zu stoppen und alternativ Whale-Watching-Touren anzubieten. Der Vorsitzende von HapagLloyd-Kreuzfahrten, Karl J. Pojer, wiederholte in einem Schreiben an Johannesen jetzt diese Forderung nach den WDSF-Protesten. Nach dem AIDA-Appell wurden die Massaker an den Grindwalen und Delfinen jedoch unbeirrt fortgesetzt.
Dem WDSF ist die Haltung der Kreuzfahrtunternehmen unverständlich. Die Tierschutzorganisation ruft jetzt zum Boykott und zu Demonstrationen gegen AIDA, TUI und HapagLloyd auf. Ortmüller: „Wenn angeblich umweltbewusste Unternehmen durch ihre Anlandungen auf den Färöer-Inseln die Infrastruktur und damit mittelbar das Töten der Meeressäuger durch Landgänge von Tausenden Gästen noch fördern und diese auch noch in Gefahren begeben, muss man diese unverantwortlichen Kreuzfahrtbetreibern stoppen. Wenn sie nicht doch noch zur Vernunft kommen, werden wir vor den Firmenzentralen aber auch vor den Privathäusern der Geschäftsführer Demonstrationen gegen diesen Frevel durchführen.“
In Stellungnahmen von AIDA und HapagLloyd an das WDSF heißt es, dass die Unternehmen kein Walfleisch auf ihren Schiffen anbieten und ihre Gäste vor dem Verzehr an Land warnen würden. Auf ihre planmäßigen Anlandungen wollen sie jedoch nicht verzichten.
Von TUI Cruises erhielt das WDSF bisher keine Antwort auf sein Protestschreiben. Der deutsche TUI-Konzern, Mitinhaber von TUI Cruises, hatte erst kürzlich mit dem WDSF kooperativ aus Tierschutzgründen vereinbart, weltweit keine Delfinshows mehr anzubieten.
Auf den Facebook-Seiten der Kreuzfahrtunternehmen hagelte es harsche Kritiken. Hapag Lloyd nahm seine Seite kurzerhand vom Netz und auf der AIDA-Facebookseite wurden kritische Nutzer und der WDSF-Geschäftsführer gesperrt. Das WDSF selbst erreichte mit seinem Protestaufruf über 40.000 Nutzer.