Freizeit

Reisen muss teurer werden

Die weltweite Reisebranche muss sich auf umfangreiche Veränderungen im Hinblick auf den Klimawandel einstellen. Zu diesem Schluss kommt der Mobilitäts-Experte Stefan Gössling, Professor im Fachbereich Service-Management an der Universität Lund. Reisen müsse teurer werden, wenn wir Emissionen einsparen wollen, so Gössling. Es sei dringend notwendig die Rahmenbedingungen kritisch zu hinterfragen.

16.12.2009

Foto: Claudia Hautumm/pixelio.de
Foto: Claudia Hautumm/pixelio.de
"Mobilität muss gerecht werden und das impliziert auch die Tatsache, dass sie ihren Preis haben muss", erklärt Gössling. Die Billigflug-Unternehmen haben die Zunahme des weltweiten Flugverkehrs induziert. "Dadurch, dass den Menschen gezeigt wurde, dass das Fliegen nichts kostet, wurde die Lust am Wegfliegen geweckt." Es gebe nur ein "gefühltes", aber kein wirklich existierendes Menschenrecht auf Mobilität, denn für einen Großteil der Weltbevölkerung gebe es das nicht. Zudem stehe das Problem des Klimawandels diesem angenommenen Recht entgegen.

Klimawandel als Chance für Trendwende

Der Klimawandel sei eine Chance. Um diesen auch als solche wahrzunehmen, werden sich verschiedene notwendige Trends abzeichnen. "Es wird von kürzeren zu längeren Aufenthalten auf Reisen kommen, Nahziele werden ebenso bevorzugt wie emissionseffiziente Transportmittel", so Gössling. Es werde von "falschen" zu "richtigen" Ausgaben, hin zu Leistungen mit günstiger Öko-Effizienz und von einer erhöhte Rentabilitätsquote in der touristischen Wertschöpfungskette kommen. "Wir brauchen den richtigen Tourismus", fordert Gössling.

"Wie in allen anderen Branchen steht auch im Tourismus die kapitalistische Maxime der Wachstumsmaxime ohne Beschränkung im Vordergrund", erklärt der Forscher. Und genau diese müsse durchbrochen werden, denn es sei nicht zielführend den Fremdenverkehr so auszubauen, dass dafür Arbeitskräfte von weit entfernten Ländern eingeflogen werden müssen. Das sei in verschiedenen Dritteweltländern, aber auch in Europa geschehen.

Gravierende Einschnitte

Es werde Branchen geben, denen gravierende Einschnitte bevorstehen. "Die Fokussierung auf das Langstrecken- bzw. Fernreisegeschäft wird über lang oder kurz zu Problemen führen", so der Fachmann. Nicht nur die Langstreckenflüge, sondern beispielsweise auch die Kreuzfahrtreisen sind hinsichtlich der Emissionen sehr problematisch. Pro Tag und Person werden 100 bis 200 Kilogramm CO2 ausgestoßen, hinzu kommt die An- und Abreise, die oft mit dem Flugzeug erfolgt.

Eine Flug-Kreuzfahrt-Kombination könne schnell das Vielfache eines "nachhaltigen" Jahres-Emissions-Budgets einer Person betragen. "Wenn wirklich Emissions-Einsparungen im Tourismussektor erreicht werden sollen, bedarf es einer Kombination aus technologischem Fortschritt und einer Veränderung im Mobilitätsverhalten der Reisenden", so Gössling. "Wir müssen lernen, mit unserem persönlichen Energie-Budget zu leben und das heißt beim Reisen, grob gesagt, nähere Destinationen und längere Aufenthalte."

Handlungsbedarf sieht der Experte aber auch bei den Bahnreisen. "Hier liegt immer noch sehr viel im Argen, vor allem was die Infrastruktur und die Buchungsbequemlichkeit anlangt." Dennoch führe kein Weg an einer nachhaltigeren Gestaltung des Fremdenverkehrs vorbei. "Die Folgen des Klimawandels fordern heute bereits jährlich 300.000 Opfer in Entwicklungsländern." Eine verzögerte Reaktion des Wirtschaftssektor Tourismus auf die globale Klimaerwärmung würde zu einer späteren Kostenexplosion führen.

Quelle: UD / pte
 
Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche