Hausbau: Von der Natur inspiriert
Produkte aus der Natur und wiederverwerten statt wegwerfen – diese Prinzipien halten mehr und mehr auch in der Baubranche Einzug. „Das Konzept zur Vermeidung von Abfällen funktioniert frei nach dem Motto: umdenken, vermeiden, reduzieren, wiederverwenden, reparieren und recyclen“, erklärt Prof. Dr. Markus Große-Ophoff, Leiter des Zentrums für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
02.05.2014
Die eingesetzten Produkte könnten in neuen Produkten Verwendung finden. Ziel sei die Entlastung der Umwelt durch weniger Abfall und weniger Einsatz neuer Materialien bei der Herstellung. Häuser, für deren Bau Lehm und Rohrkolben verwendet werden? Das ist laut DBU-Klimaschutzkampagne „Haus sanieren – profitieren“ auch in Deutschland längst keine Utopie mehr.
Große-Ophoff: „Die DBU hat schon Projekte in diesem Bereich gefördert, zum Beispiel zum Herstellen einer Bauplatte aus Pflanzenfasern und Lehm oder dem Einsatz von Rohrkolben als Dämmstoff bei Denkmälern.“ Natürliche Baumaterialien zu verwenden, lohne sich nicht nur wegen des Wohlfühlklimas in den eigenen vier Wänden. Auch der ökologische Fußabdruck des Häuslebauers werde dadurch kleiner. Die Lehmbauplatte etwa bestehe nur aus Baulehm oder Ton, Schilfrohr und Jute sowie pflanzlichen und mineralischen Zusätzen. Vorteil für Mensch und Umwelt: Lehm sei mit geringem Energieaufwand gewinnbar, leicht zu verbauen und komme ohne chemische Umwandlungsprozesse aus.
„Ein bisschen gehen wir damit auch zurück zu unseren Wurzeln“, so Große-Ophoff: “Schon vor tausenden von Jahren haben Menschen mit Materialien aus der Natur gebaut.“ Wände aus Lehm etwa – neben Holz das älteste Baumaterial des Menschen – kämen derzeit wieder in Mode. Zwar fristeten solche Produkte noch ein Dasein in der Nische, doch aus dieser könnten sie durch bewusste Verbraucherentscheidungen herausgeholt werden. Hierzu förderte die DBU unter anderem die Entwicklung eines umweltfreundlichen Verfahrens zur Bearbeitung von Fensterrahmen aus Holz mit Melamin. Dieses Kunstharz aus Harnstoff macht einheimische Hölzer witterungs- und formbeständiger, ohne dass die Rahmen mit gesundheits- und umweltschädlichen Bioziden behandelt werden müssen.
Ein anderer natürlicher Baustoff, dessen Entwicklung die DBU gefördert hat, hält das Häuschen warm: Rohrkolben. Die auch als Lampenputzer bekannten Sumpfpflanzen werden in den Wintermonaten geerntet und zu Dämmplatten verarbeitet, die sich durch eine hohe, natürliche Schimmelresistenz auszeichnen. In einem Modellprojekt wurden die Platten an einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus erprobt.
„Vieles, über das geschrieben wird, ist noch Zukunftsmusik, aber auch in Deutschland gibt es schon zahlreiche Möglichkeiten, sein eigenes Zuhause so nachhaltig wie möglich zu gestalten“, erklärt Große-Ophoff. Dabei helfen Nachhaltigkeitssiegel wie der „Blaue Engel“. Oder man nutze direkt Materialien aus anderen Häusern, die rückgebaut wurden: regionale Bauteilbörsen vermitteln und verkaufen gut erhaltene Bauteile zur Wiederverwendung. Das sanierte Haus könne so zu einem echten „Schätzchen“ mit Seltenheitswert werden. Eine Übersicht regionaler Baubörsen finden Häuslebauer auf www.bauteilnetz.de.
Hausbesitzern, die ihr Haus sanieren möchten, gibt Große-Ophoff den Tipp, ihr Haus energieeffizienter zu machen – um Geld zu sparen und das Klima zu schützen. „Je nach Art und Baujahr des Hauses bieten eine nachträgliche Dämmung und weitere Maßnahmen wie der Einbau einer Lüftungsanlage enorme Einsparpotenziale“, so der Experte. Und: „Wer sein Haus energetisch saniert, schützt das Klima.“ Ob das eigene Haus zu viel Energie verbraucht, zeigt der kostenlose Energie-Check der DBU. Mehr als 12.000 Partner der DBU – Handwerker, Energieberater, Architekten und Bau-Ingenieure – bieten deutschlandweit solch einen Check an.