Wohnen auf kleinstem Raum
Das klingt nach Ressourcenschonung, Minimalismus und Nachhaltigkeit. Und genau das ist es auch, was immer mehr Menschen vom Wohnen in sogenannten Tiny Houses überzeugt. Doch woher kommt dieser Trend eigentlich - und wie lebt es sich in einem Haus im Kleinformat?
02.08.2019
Die Tiny-House-Bewegung
In Zeiten von steigenden Mieten, Wohnraumverknappung, Klimaerwärmung und drohendem Ressourcenmangel werden alternative Wohnmodelle für viele Menschen zunehmend interessanter. Vor allem das nachhaltige Bauen und Wohnen ist ein Zukunftstrend. Immer mehr Deutsche schließen sich der aus den USA stammenden Tiny-House-Bewegung an: Wer sparsamer, ökologischer und unabhängiger leben möchte, für den ist ein solches minimalistisches, mobiles Eigenheim im Kleinformat schließlich wie gemacht.
Kleine Fläche - wenig Emissionen
Je kleiner die Wohnfläche, desto geringer sind in der Regel die CO2-Emissionen des Hauses. Auch der Ressourcenverbrauch für Bau und Betrieb des Eigenheims verringert sich entsprechend. Das macht Tiny Houses so attraktiv: Sie nutzen eine minimale Grundfläche möglichst effizient und bieten auf kleinstem Raum alles, was man zum Leben braucht. Im Schnitt kommen sie mit einer Wohnfläche von unter 20 Quadratmetern aus. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Größe privaten Wohnraums liegt in Deutschland bei 46,5 Quadratmetern pro Person.
Viele Tiny Houses werden aus recycelten Materialien oder ökologischen Baustoffen hergestellt. Die Mehrausgaben für das oft kostenintensivere nachhaltige Bauen werden dabei durch die geringe Hausgröße kompensiert. Nachhaltiges Bauen ist allerdings auch komplizierter als konventionelles: Expertenrat ist beim Eigenbau daher unbedingt empfehlenswert.
Weiterer Pluspunkt: Sind Tiny Houses - nach amerikanischem Vorbild - auf Rädern gebaut, muss der Boden für den Stellplatz nicht versiegelt werden. Und wen es nicht ins Grüne zieht, der kann mit seinem Tiny House sogar ein Flachdach beziehen. Gerade im Hinblick auf den Wohnraummangel sowie die steigenden Immobilienpreise in vielen Großstädten könnte sich das als zukunftsträchtiges Konzept erweisen
Energieerzeugung und -verbrauch beim Tiny House
Wem Unabhängigkeit am Herzen liegt, dem bieten Tiny Houses größtmögliche Autarkie bei hohem Wohnkomfort - und das nicht nur, was den Stellplatz des Hauses auf Rädern angeht. Mit verschiedenen ökologischen Klärsystemen ist das Aufbereiten von Regen- und Grauwasser möglich; häufig ist auch eine Komposttoilette eingebaut, die im Gegensatz zu einer herkömmlichen Toilette kein Wasser verbraucht. Einige Tiny Houses tragen außerdem Solarzellen fürs Warmwasser an den Außenwänden und eine Photovoltaik-Anlage für die Stromerzeugung auf dem Dach. Auch moderne Stromspeicher sind dank ihrer kompakten und leichten Bauweise problemlos in ein Tiny House integrierbar und decken in der Regel den Strombedarf von bis zu zwei Personen.
Ein mobiles Haus lässt sich flexibel zur Sonne hin ausrichten. Auf diese Weise kann der Heizbedarf sinken, und es wird weniger künstliches Licht benötigt. In Kombination mit der kompakten Form des Hauses kann außerdem das Einsparpotenzial der Wärmedämmung optimal genutzt werden. Was die Dämmung angeht, haben viele Tiny Houses allerdings noch Schwachstellen, denn die isolierten und damit dickeren Wände verringern das Platzangebot im Inneren und erhöhen das Gewicht des Hauses. Eine optimale Luftfeuchtigkeit und Luftqualität zu erreichen, gestaltet sich in kleinen Häusern ebenfalls etwas schwieriger. Die Verwendung eines Hygrostates, in dem ein Sensor die relative Luftfeuchtigkeit misst und die Be- beziehungsweise Entfeuchtung der Raumluft entsprechend reguliert, ist daher zu empfehlen.
Gut zu wissen: Für Häuser mit weniger als 50 Quadratmetern Nutzfläche gilt weder die Energieeinsparverordnung noch das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz. Wer aus ökologischen Beweggründen ein Tiny House beziehen will, muss deshalb selbst prüfen, ob das Haus wirklich energieeffizient ist.