Darf ich gerade Leitungswasser trinken?
Wasser ist kostbar. Wir verschwenden dennoch viel davon, unser Konsum sorgt für hohen Wasserverbrauch und -verschmutzung. Doch worauf muss ich achten, um weniger zu verbrauchen? Und darf ich aktuell überhaupt Leitungswasser trinken? Unter www.nachhaltiger-warenkorb.de informieren die Regionalen Netzwerkstellen Nachhaltigkeitsstrategien, wie die Verbraucherinnen und Verbraucher Wasser sparen.
07.04.2020
Kann ich ohne Bedenken Wasser aus der Leitung trinken?
Wasser aus der Leitung kann auch in der aktuellen Corona-Lage bedenkenlos genossen werden. Denn Leitungswasser wird in Deutschland laufend streng kontrolliert, ist kostengünstig und jederzeit verfügbar. Wasser in Flaschen kaufen und lagern lohnt sich auch aktuell nicht. Leitungswasser hingegen spart neben dem Geldbeutel auch unnötige Transportwege und viel Müll.
Wie viel Wasser verbrauchen wir?
Wir verbrauchen mehr Wasser als offensichtlich ist: Der Wasserverbrauch pro Kopf liegt in Deutschland bei rund 120 Litern am Tag, zum Waschen, Putzen und Trinken. Hinzukommen täglich 3 900 Liter virtuelles Wasser (Stand 2017). Der Großteil davon wird für die Bewässerung von Obst, Gemüse und Getreide benötigt, aber auch zur Kühlung energieintensiver Industrieanlagen. Besonders problematisch wird es – abgesehen von schädlichen Abwässern – immer dann, wenn ein Produkt in einer trockenen, wasserarmen Region viel Trinkwasser verschlingt. Dies ist zum Beispiel bei Erdbeeren aus Südspanien der Fall. Grundsätzlich gilt als Faustregel: Je mehr Wasser ein Produkt verschlingt, desto problematischer ist es.
Was verbraucht am meisten Wasser?
Vor allem der Verzehr von Fleisch und importierten Lebensmitteln, wie Südfrüchten, benötigt in den Herkunftsländern häufig große Mengen an Wasser. Das hierfür benötigte Wasser ist für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht sichtbar und wird daher auch als „virtuelles Wasser" bezeichnet. Virtuelles Wasser setzt sich aus verbrauchtem Leitungswasser, Regenwasser und der Wassermenge zusammen, die nötig ist, um entstandene Produktionsabwässer auf ein unschädliches Maß zu verdünnen. Das ist bei einigen Produkten eine ganze Menge, allein für ein T-Shirt 2500 Liter, ein Stück Schweinesteak verbraucht 1200 Liter, eine Tafel Schokolade 1700 Liter. Wer seinen Wasser-Fußabdruck reduzieren möchte, sollte saisonale und regionale Lebensmittel bevorzugen, Bio-Lebensmittel kaufen, Verschwendung von Lebensmitteln vermeiden und weniger Fleisch essen.
Welche Produkte belasten den Wasserkreislauf?
Viele Pflegeprodukte, wie zum Beispiel Peelings oder Zahnpasta, beinhalten feinste Plastikpartikel und belasten damit die Gewässer. Auch in der Modeindustrie spielt Wasser eine große Rolle. Neben dem immensen Wasserverbrauch für Textilien aus Baumwolle, ist vor allem auch Mikroplastik aus Kunstfasern ein Problem. Funktions- beziehungsweise Outdoorkleidung sowie Mikrofasertextilien geben beim Waschen Mikroplastik ins Wasser ab. Als Alternative zum Neukauf kann Kleidung getauscht oder Secondhand gekauft werden. Bei Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln sollte auf ökologisch abbaubare Inhaltsstoffe geachtet werden und auch darauf, Produkte immer ganz aufzubrauchen sowie auf keinen Fall in der Toilette zu entsorgen.
Wie spare im Wasser im Alltag?
Um im Alltag, nicht nur in Bezug auf den Wasserverbrauch, nachhaltiger zu handeln, ist es am sinnvollsten, weniger neu zu kaufen und Gebrauchsgegenstände so lange wie möglich zu verwenden. Auf den Gebrauch der stark umweltbelastenden Aluminiumfolie sollte am besten gänzlich verzichtet werden. Statt eines Vollbads lieber die Dusche wählen, Wasser nicht unnötig laufen lassen und wassersparende Düsen an Wasserhähnen installieren – all das sind gute Maßnahmen, um den persönlichen Wasserverbrauch zu reduzieren.
Nachhaltig konsumieren ist heute schon möglich: Wie es geht, zeigt „Der Nachhaltige Warenkorb" der RENN. Der Einkaufsführer weist auf nachhaltige Konsumalternativen hin und gibt mit Faustregeln Orientierung für konkrete Konsumentscheidungen zu Lebensmitteln, Reisen und Mobilität, Wohnen und Bauen, Haushalt und Elektronik, Mode und Kosmetik.
Die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) wurden 2016 auf Initiative des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ins Leben gerufen. Ein neues Netzwerk von insgesamt 20 – vornehmlich zivilgesellschaftlichen – Akteuren aus allen 16 Bundesländern, gegliedert in vier Netzstellen. Ihr Ziel: Die Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland vorantreiben. Vom Bund finanziert, von den Ländern benannt und bei der Projektdurchführung unabhängig, können die RENN dabei über die politischen Ebenen hinweg Akteure miteinander vernetzen, wie dies in einem föderal organisierten Staat sonst kaum möglich ist. Das Projekt wird von der Bundesregierung zunächst für fünf Jahre gefördert. Für die Gesamtkoordination ist eine Leitstelle in der Geschäftsstelle des RNE eingerichtet.
RENN.süd ist die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien für Süddeutschland. Sie trägt das Thema „Nachhaltig leben" durch die Unterstützung zivilgesellschaftlicher Akteure und Aktivitäten in die Breite. Themenschwerpunkt von RENN.süd ist „Nachhaltiger Konsum".