Leben & Wohnen
Von echten Frauen und dem Wandel der Schönheit
Wer ist schöner? Wer ist besser? In Reality-Shows wie „Germanys Next Topmodel“ oder „Americas Next Top Model“ muss der ständige Vergleich ausgehalten werden. Derweil ist das Frauenbild längst im Umbruch. Das Versprechen der Schönheit erlebt einen Wandel zu Natürlichkeit und Authentizität - ein Essay von Alexandra Hildebrandt.
11.07.2008
Kampagnen von Body Shop und Dove haben einem neuen
Schönheitsideal den Weg geebnet. Statt Normmaßen zählen nun Eigenart und
Mannigfaltigkeit. Be yourself!, ist die Botschaft an die selbstbewusste Frau
von heute. Und immer mehr Unternehmen folgen dem Trend zu natürlicher Schönheit
und Authentizität. „Schönheit ist die Freude am Lebendigen, Unregelmäßigen“,
sagt Chemienobelpreisträger Roald Hoffmann.
Es geht also um das Wenige, das in der Welt des schönen Scheins alles ist: um die Schönheit. Ohne zu hinterfragen, was als schön gilt oder gelten soll. Diejenige jedoch, deren Schönheit erst mal feststeht, kann sich eines sicher sein: ihres Wertes. Genau darin jedoch sieht Erika Pluhar, Schauspielerin, Chansonsängerin, Autorin und „Gegnerin des gestylten Lebens“, das „Ja zur totalen Selbstentwertung“. Denn die Schönheit der Reality-Shows ist nicht mehr Wirklichkeit, Lebendigkeit. Ist nicht echt, lebt nicht mehr.
Weibliche Körper als Projektionsfläche
Dieses Nicht-identisch-Sein mit sich selbst machte auch Wolfang Joop bereits vor einigen Jahren zum Thema seines Romans Im Wolfspelz. Dessen Hauptfigur ist besessen vom Gedanken an das wahre Leben, das er ironischerweise durch Puppenspiel und den Kampf um Aufmerksamkeit zu realisieren sucht. Es ist eine kalte, fragwürdige Wahrheit, die sich in Kleiderpuppen ohne geistige Substanz manifestiert. Die Nachahmungen sind tot, tun aber so, als wären sie lebendig. „Puppen müssen funktionieren. Je abstrakter ihre Persönlichkeit ist, desto leichter kann ein Puppenspieler, ihr Mieter für einige Stunden, seine Vorstellung von Wirklichkeit auf sie projizieren. Was dann entsteht, nennt sich Zeitgeist.“
Dieser Zeitgeist jedoch verdrängt die Wirklichkeit, gaukelt vor, entfremdet. Setzt Inszenierung anstelle von Authentizität. Was zählt, ist der Applaus, der den Puppen schon vor ihrem Auftritt das Leben ausgehaucht hat. Und die Puppen, das könnten wir sein. „Nicht der sorglose Genuss, nein, die Sorge, dass die andern auch schauen“, schreibt Georg Franck in seinem Bestseller Ökonomie der Aufmerksamkeit, werde „zum tragenden Lebensgefühl in der Wohlstandsgesellschaft“. Die Mär vom stolzen Schwan ist ein Traum, der noch längst nicht ausgeträumt ist. Denn das gegenwärtige Zerrbild einer normierten Schönheit verwandelt fast jeden in das hässliche Entlein, das sich nichts sehnlicher wünscht, als aus dem eigenen Albtraum endlich aufwachen zu dürfen. Und sei es durch einen Schnitt ins eigene Fleisch.
Es geht also um das Wenige, das in der Welt des schönen Scheins alles ist: um die Schönheit. Ohne zu hinterfragen, was als schön gilt oder gelten soll. Diejenige jedoch, deren Schönheit erst mal feststeht, kann sich eines sicher sein: ihres Wertes. Genau darin jedoch sieht Erika Pluhar, Schauspielerin, Chansonsängerin, Autorin und „Gegnerin des gestylten Lebens“, das „Ja zur totalen Selbstentwertung“. Denn die Schönheit der Reality-Shows ist nicht mehr Wirklichkeit, Lebendigkeit. Ist nicht echt, lebt nicht mehr.
Weibliche Körper als Projektionsfläche
Dieses Nicht-identisch-Sein mit sich selbst machte auch Wolfang Joop bereits vor einigen Jahren zum Thema seines Romans Im Wolfspelz. Dessen Hauptfigur ist besessen vom Gedanken an das wahre Leben, das er ironischerweise durch Puppenspiel und den Kampf um Aufmerksamkeit zu realisieren sucht. Es ist eine kalte, fragwürdige Wahrheit, die sich in Kleiderpuppen ohne geistige Substanz manifestiert. Die Nachahmungen sind tot, tun aber so, als wären sie lebendig. „Puppen müssen funktionieren. Je abstrakter ihre Persönlichkeit ist, desto leichter kann ein Puppenspieler, ihr Mieter für einige Stunden, seine Vorstellung von Wirklichkeit auf sie projizieren. Was dann entsteht, nennt sich Zeitgeist.“
Dieser Zeitgeist jedoch verdrängt die Wirklichkeit, gaukelt vor, entfremdet. Setzt Inszenierung anstelle von Authentizität. Was zählt, ist der Applaus, der den Puppen schon vor ihrem Auftritt das Leben ausgehaucht hat. Und die Puppen, das könnten wir sein. „Nicht der sorglose Genuss, nein, die Sorge, dass die andern auch schauen“, schreibt Georg Franck in seinem Bestseller Ökonomie der Aufmerksamkeit, werde „zum tragenden Lebensgefühl in der Wohlstandsgesellschaft“. Die Mär vom stolzen Schwan ist ein Traum, der noch längst nicht ausgeträumt ist. Denn das gegenwärtige Zerrbild einer normierten Schönheit verwandelt fast jeden in das hässliche Entlein, das sich nichts sehnlicher wünscht, als aus dem eigenen Albtraum endlich aufwachen zu dürfen. Und sei es durch einen Schnitt ins eigene Fleisch.
Quelle: UD