Leben & Wohnen

Kommunikationsexperten diskutieren über LOHAS

Stellen die LOHAS die Kommunikation auf den Kopf? Diese provokative Fragestellung stellte das LOHAS CompetenceCenter (LCC), um eine Diskussion erstmals in Gang zu setzen, die bisher noch kaum geführt wurde. Dass ca. 380 Teilnehmer im Rahmen des Medienmittwochs ins Museum für Kommunikation, in Frankfurt kamen, zeigt: das Thema Nachhaltigkeit bewegt die Gemüter - und das Marketing.

31.07.2008

Die Besucher standen Schlange. „Fertige Instantantworten und Lösungen wie Marketer sie bisher immer gerne suchen, konnten die Gäste aber von uns bei einem so komplexen Thema nicht erwarten“, resümiert die Sprecherin des LCC, Martina Hoffhaus. An der Diskussionsrunde nahmen der Ökomanager des Jahres 2007, Hr. Jürgen Schmidt von der memo AG, Peter Parwan, Begründer der online Plattform lohas.de, Silke Peters vom Flower Label Programm, Alexander Böker, Chefredakteur von IVY und Birgit Czinkota von A.C. Nielsen, teil.

Dass es sich hinter dem Lifestyle of Health and Sustainability (einem nachhaltigen, gesunden Lebensstil) um sehr schwierige Kausalzusammenhänge ökonomischer, ökologischer und sozialer Fragestellungen handelt, die die Kommunikation vor echte Herausforderungen stellt, zeigte u.a. Silke Peters auf. Die Geschäftsführerin des Flower Label Programms, das seit über zehn Jahren Standards für eine umweltfreundliche, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragfähige Blumenproduktion setzt, unterstrich als ein wichtiges Element die Notwendigkeit von glaubwürdigen Siegeln in der Nachhaltigkeitskommunikation.

Peter Parwan sprach über die Rolle von Web 2.0 bei der LOHAS-Entwicklung und Kommunikation. Durch die vielen neuen „LOHAS-affinen“ Portale und Blogs bleibe kein Fehler mehr verborgen. Konsumenten tauschen sich in Foren über alternative Produkte aus. Fehler von Unternehmen werden umgehend aufgedeckt und abgestraft, wie die Beispiele Lichtblick oder Basic/Lidl zeigen. Das macht die Unternehmen gläsern und zwingt sie zur Kritikfähigkeit und zum Dialog auf gleicher Augenhöhe mit dem Verbraucher. „Die Kommunikation wird dies zukünftig berücksichtigen müssen“, so der Gründer des Webportals lohas.de.

Für Jürgen Schmidt, dem Ökomanager des Jahres 2007, war von Anfang an wichtig, seinen heute 120.000 kritischen Kunden glaubwürdige Informationen zur gesellschaftlichen Rolle und dem gesellschaftlichen Engagement seines Unternehmens zukommen zu lassen. „Marktschreierisch und aufdringlich wollen wir trotz unserer vielen Auszeichnungen nicht sein,“ erklärt der Vorstandssprecher der memo AG bescheiden, worauf sich die Frage stellte, wie bescheiden LOHAS-Kommunikation insgesamt sein muss, um beim LOHAS anzukommen.

Für Alexander Böker sind die LOHAS - wie bisher allgemein angenommen - keine Werbemuffel. Sie müssen nur richtig angesprochen werden, behauptet der Chefredakteur des LOHAS Lifestylemagazins IVY, das zurzeit noch in Bayern und Nordrhein Westfalten für den bundesweiten Markteintritt getestet wird. „Aber es zeigt sich, dass dieser Konsumententyp verarschungsresistent ist“ und versichert: “Wir haben auch schon „greenwashing“-Anzeigen (also Anzeigen, die nur Lippenbekenntnisse sind) abgelehnt. Die Freiheit haben wir.“

Ob die LOHAS tatsächlich eine kaufkräftige, stilbewusste und ernst zu nehmende Gruppe sind, belegte Birgit Czinkota von A.C. Nielsen mit einer soeben veröffentlichten LOHAS-Studie, die das Konsumverhalten von 15.000 deutschen Haushalten untersuchte. 

Das Fazit der Moderatorin Hoffhaus: „Wenn Unternehmen diese neue selbstbewusste, aufgeklärte und finanzkräftige Zielgruppe, die plötzliche Werte in ihr Konsumverhalten integriert, erreichen wollen, braucht es viel Fingerspitzengefühl und Kenntnis. Nur so trifft Kommunikation ins Schwarze. Die Diskussion wird weiter geführt werden müssen, denn sie hat gerade erst begonnen“.
Quelle: UD
 
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