Leben & Wohnen

Wertewandel: Lebensqualität geht vor Lebensstandard

Das Auto hat als Statussymbol längst ausgedient. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Münchner Unternehmensberatung Progenuim. iPhone, Traumreisen und gute Kleidung sind den Menschen viel mehr Wert als ein fahrbarer Untersatz. Auch der Wiener Zukunftsforscher Peter Zellmann vom Institut für Freizeitforschung sieht die Trends in diese Richtung laufen. „Mittelfristig wird das Auto sicher an Wert verlieren", meint er im Interview.

10.09.2010

Foto: Bastian K., Flickr.com
Foto: Bastian K., Flickr.com
„Im Dienstleistungszeitalter gilt nämlich der Grundsatz Lebensqualität vor Lebensstandard", führt der Experte aus. „Mehr als jeder zweite Befragte strebt eine individuell definierte Lebensqualität statt einem nach außen gerichteten und von außen vorgegebenen Lebensstandarddenken an." Das sei in vielen Lebensbereichen bereits eindeutig, meint Zellmann, fügt jedoch hinzu, dass es bei der Mobilität immer noch nicht vollständig zutrifft.

„Der Grund für die Ausnahme bei der Mobilität, liegt darin, dass der öffentliche Verkehr zu schlecht funktioniert", so Zellmann. „Da viele Menschen ihr Auto für den Weg zur Arbeit nutzen, erstreckt sich dieses Mobilitätsverhalten auch auf die Freizeit." Das werde sich erst dann verändern, wenn es vernünftige Tangentialverbindungen in den urbanen Bereichen gibt.

„Im Prinzip sind ein bis zwei Parameter ausschlaggebend dafür, ob auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen oder ob das eigene Auto für den Weg verwendet wird", so Zellmann. Dass mittelfristig der Wunsch bestehe, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, sei für Zellmann vorstellbar.

Bei der Progenium-Untersuchung, für die insgesamt 1.000 Bundesbürger befragt wurden, gaben nur noch 17 Prozent der Befragten an, dass ein Auto Statussymbol sei. „Der Bedeutungsverlust des Autos als Instrument der sozialen Positionierung geht auf den allgemeinen Wertewandel zurück", meint Progenium-Chef Michael Mandat. Die meisten Autos - mit Ausnahme des Porsche - genießen heute einen ähnlichen Statuswert wie eine Waschmaschine oder ein Mallorca-Urlaub.

Länder, in denen bislang Privat-Pkw zum praktisch unerreichbaren Luxusgut zählten - etwa Russland oder China - würden dennoch aus der Reihe tanzen. Hier gelten deutsche Luxuswagen aus Bayern und Untertürkheim immer noch als wirksames Statussymbol und Autos nehmen die obersten Ränge ein.

Zellmanns Studie kommt jedoch ziemlich klar zum Punkt, was die gefühlte Lebensqualität, die immer mehr den herzeigbaren Lebensstandard ablöst, ausmacht: „Mehr denn je wird man für sich selbst interpretieren und bestimmen, welche Lebensqualität man anstrebt und was diese ausmacht - ohne zu sehr auf die Wirkung nach außen zu achten."
Quelle: UD / pte
 
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