Leben & Wohnen

Aus Sicht des WWF ist Kampagne „Für heimisches Holz“ irreführend

Anlass der Kampagne ist die Ankündigung von Edeka, bei den Eigenmarken mit Papier- und Holzanteil zukünftig auf Recycling- oder FSC-zertifizierte Produkte zurückzugreifen. Der WWF Deutschland berät Edeka bei dieser Umstellung. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck des Einzelhändlers zu reduzieren. Aus Sicht des WWF werden bei der AGDW-Kampagne Informationen vorenthalten und Edeka mit falschen Behauptungen beschuldigt.

05.11.2012

Foto: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V.
Foto: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V.
 Wird die deutsche Forstwirtschaft durch die Umstellung von Edeka auf FSCProdukte
boykottiert? Droht eine Verlagerung der Produktion ins Ausland?  Nein, sagt der WWF. Die Umstellung auf nachhaltige Holz- und Papierprodukte durch Edeka bedeutet weder direkt noch indirekt einen Ausschluss der deutschen Fortwirtschaft. So sind u.a. die Wälder der Länder Schleswig-Holstein, Saarland, Berlin und Hamburg FSCzertifiziert. Aktuell führt Edeka mehrere FSC-zertifizierte Artikel aus Deutschland im Sortiment.
 
Die Furcht vor einer Verlagerung der Produktion ins Ausland ist somit unbegründet.
Was die AGDW außerdem verschweigt: Der Anteil FSC-zertifizierter Wälder in Deutschland nimmt zu. Die Wälder der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg befinden sich derzeit im FSC-Zertifizierungsprozess.
 
 Warum akzeptieren WWF und Edeka nicht einfach auch das PEFC-Siegel?
Es gibt regelmäßig Vergleiche zwischen FSC und PEFC. So kamen in der Vergangenheit WWF und Weltbank wiederholt zu dem Ergebnis, dass FSC das anspruchsvollere Waldzertifikat ist. Ein vom IFEU Institut im Auftrag des WWF Deutschland durchgeführter Vergleich kommt zum gleichen Ergebnis (www.wwf.de/holzlabel). Ein Vergleich der nationalen PEFC-Standards mit dem FSC-Minimalstandard („FSC-Controlled Wood“) kam zu dem Ergebnis, dass nur wenige nationale PEFC-Standards auch nur den Minimalstandard von FSC erreichen. Aus diesen Gründen wird das von Waldbesitzern initiierte PEFC von allen großen Umweltorganisationen derzeit wegen zu schwacher Standards und Beteiligungsmöglichkeiten abgelehnt.
 
In Deutschland sind derzeit 7,4 Millionen Hektar Wald PEFC-zertifiziert, während
500.000 Hektar nach FSC-Standards bewirtschaftet werden (Tendenz stark steigend). Weltweit betrachtet tragen 241 Millionen Hektar Wald das PEFC-Siegel und 164 Millionen Hektar das des FSC. Während die PEFC-Flächen bei den zertifizierten Waldflächen somit einen Überhang aufweisen, dreht sich das Verhältnis auf der Produktseite um. Denn der Handel bevorzugt in vielen Fällen das FSC-Zertifikat wegen anspruchsvollerer Kriterien.
 
Worum geht es der AGDW wirklich? Der WWF vermutet, dass die AGDW ihr - wohlgemerkt freiwilliges - PEFC-Zertifikat beim Handel erzwingen will, um so den strengeren FSC-Standards zu entgehen. Die Forderungen der AGDW-Kampagne machen dies deutlich. So soll Holz aus Deutschland gegenüber importiertem Holz der Vorzug gegeben werden, auch um CO2 durch den Transport zu vermeiden. Ein Blick auf die Struktur des deutschen Holz- und Papiermarktes zeigt die Abwegigkeit dieser Behauptung: Deutschland hat nicht genug Holzressourcen, um seinen Verbrauch zu decken. Aus diesem Grund werden rund doppelt so viel Holz-und Papierprodukte importiert, wie es durch eigene Produktion zur Verfügung stellen kann. Die deutsche Papierbranche als Beispiel würde ohne Import zusammenbrechen, denn 3,4 Millionen Tonnen der 3,9 Millionen Tonnen benötigten
Sulfatzellstoffe stammen mangels eigener Produktion aus dem Ausland.
 
Der deutsche Export von Holz- und Papierprodukten ist ähnlich hoch wie der Import. Die Forderung der deutschen Waldbesitzer „Deutsche kauft deutsches Holz“ mit gleichzeitigem Exportanspruch erscheint vor diesem Hintergrund mehr als fragwürdig. Darüber hinaus verursachen die Exporte die gleichen CO2 Emissionen wie die Importe und müssten von der AGDW nach deren Logik dann allein schon aus diesem Grund verhindert werden. Der WWF unterstützt die von Edeka anvisierte Umstellung auf Recycling- und FSC-Produkte. Das Unternehmen leistet so einen wertvollen Beitrag zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde. Das PEFC-Siegel stellt aus Sicht des Umweltschutzes derzeit keine Alternative dar.
Quelle: UD / pm
 
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