Leben & Wohnen
Biozidhaltigen Farbanstrichen schon heute rote Karte zeigen
Eigentlich hätte das Problem am 14. Mai des kommenden Jahres vom Tisch sein sollen: Nach dem Wunsch des Europäischen Parlaments sollte bis zu diesem Tag per Umwelt- und Gesundheitsbewertung feststehen, welche alten bioziden Wirkstoffe noch zugelassen sind - und welche eben nicht. Biozide werden unter anderem in Farben verwendet, um etwa Schiffsrümpfe gegen unerwünschten Bewuchs zu schützen. Doch diese Frist ist nun bis Ende 2024 ausgeweitet - mit der Konsequenz, dass die möglicherweise gesundheitsschädigenden Produkte bis dahin weiter auf dem Markt bleiben dürfen.
17.01.2014
„Das darf aber kein Freibrief dafür sein, diese Farben auch weiterhin zu verwenden“, mahnt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): „Es gibt ökologische Alternativen, mit denen wir ernstzunehmende Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt ausschließen können. Biozidhaltigen Farbanstrichen müssen wir schon heute die rote Karte zeigen!“
Wenn Schiffe sich durch die Wellen „kämpfen“, „dampft“ das Umweltrisiko häufig mit. Damit sich Muscheln und Algen an den Rümpfen nicht festsetzen, werden sie fast flächendeckend mit giftigen Unterwasseranstrichen „auf Stromlinie“ gebracht: Das lässt sie reibungsloser gleiten und Sprit sparen, sie belasten dadurch aber auch die Gewässer. Die Auswirkungen der Biozide - chemische oder biologische Wirkstoffe, die Organismen zerstören, unschädlich machen, Schädigungen durch sie verhindern oder sie in anderer Weise bekämpfen sollen - auf Wasserlebewesen sind „inakzeptabel“, so Bottermann.
Um das ungewollte Besiedeln von Rümpfen durch Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen zu verhindern, seien in der Vergangenheit biozidhaltige Antifouling-Farben verwendet worden, metallhaltige Breitbandgifte (z.B. Tributylzinn, TBT), die die anhaftenden Organismen abtöteten. Doch diese „hochgiftigen Substanzen“ hätten auch hormonelle Wirkung auf Wasserlebewesen entfaltet und seien schließlich 2008 verboten worden, auch auf Basis von DBU-Modellprojekten mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) und Partnern.
Ökologisch nicht viel unbedenklicher seien allerdings auch die TBT-Alternativen, die für private Yachten und Sportboote bis heute verwendet würden: hochwirksame kupferhaltige Anstriche, die aber Wasserorganismen ebenfalls schädigen könnten. Rund 668 Tonnen dieser Wirkstoffe würden jährlich in der Europäischen Union produziert. Und Sportboote würden im Gegensatz zu Groß-Schiffen wenig bewegt, so dass sich das Gift mit „weitreichenden Folgen für Wasser und Umwelt überwiegend in vielfältig und unterschiedlich genutzten Häfen, Marinas und Seen konzentriert und anreichert, die zur Erholung und Trinkwassergewinnung oder für den Fischfang dienen“. Der Gebrauch dieser Anstriche für Yachten und Sportboote sei heute deshalb national schon in einigen Regionen verboten. International hätten erste Staaten bereits entsprechende Verordnungen erlassen bzw. bereiteten sie vor.
„Den Giftcocktail muss aber schon heute niemand mehr nutzen, der nicht die Umweltprobleme der Gegenwart zukünftigen Generationen vor die Füße kippen will“, betont Bottermann und zeigt einige Alternativen auf, die von der DBU gefördert wurden und auch bei der „boot“ in Düsseldorf vom 18. bis 26. Januar präsentiert werden. So hat die Hochschule Bremerhaven mit der Firma IPT (International Port Technology, Bremerhaven) und der Wohlert-Lackfabrik (Ritterhude) eine umweltschonende Beschichtung für Boote entwickelt und eine Bootswaschanlage so umkonstruiert, dass bei regelmäßigen Reinigungsarbeiten anfallende Abfallstoffe aufgefangen werden könnten. Und auch MAReCOAT (Oberndorf) habe ein umweltfreundliches Antifoulingsystem für Sportboote neu entwickelt. Die Firmen LimnoMar (Hamburg), Nordseetaucher (Ammersbek) und Panadur (Halberstadt) haben verschiedene mobile Reinigungsverfahren auf ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre Eignung für Süß- und Salzwasser erfolgreich getestet.
Diese, aber auch zahlreiche andere Beispiele zeigten, dass Antifouling-Farben mit biozidhaltigen Wirkstoffen als Schutz vor unerwünschten Rumpfbewuchs keine Alternative seien. Bottermann: „Wasser ist ein unverzichtbares Gut: als Ernährungs- und Energiequelle, als Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Für unsere Gesundheit und unsere Ernährung ist sauberes Wasser in ausreichender Menge von elementarer Bedeutung. Das dürfen wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“
Wenn Schiffe sich durch die Wellen „kämpfen“, „dampft“ das Umweltrisiko häufig mit. Damit sich Muscheln und Algen an den Rümpfen nicht festsetzen, werden sie fast flächendeckend mit giftigen Unterwasseranstrichen „auf Stromlinie“ gebracht: Das lässt sie reibungsloser gleiten und Sprit sparen, sie belasten dadurch aber auch die Gewässer. Die Auswirkungen der Biozide - chemische oder biologische Wirkstoffe, die Organismen zerstören, unschädlich machen, Schädigungen durch sie verhindern oder sie in anderer Weise bekämpfen sollen - auf Wasserlebewesen sind „inakzeptabel“, so Bottermann.
Um das ungewollte Besiedeln von Rümpfen durch Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen zu verhindern, seien in der Vergangenheit biozidhaltige Antifouling-Farben verwendet worden, metallhaltige Breitbandgifte (z.B. Tributylzinn, TBT), die die anhaftenden Organismen abtöteten. Doch diese „hochgiftigen Substanzen“ hätten auch hormonelle Wirkung auf Wasserlebewesen entfaltet und seien schließlich 2008 verboten worden, auch auf Basis von DBU-Modellprojekten mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) und Partnern.
Ökologisch nicht viel unbedenklicher seien allerdings auch die TBT-Alternativen, die für private Yachten und Sportboote bis heute verwendet würden: hochwirksame kupferhaltige Anstriche, die aber Wasserorganismen ebenfalls schädigen könnten. Rund 668 Tonnen dieser Wirkstoffe würden jährlich in der Europäischen Union produziert. Und Sportboote würden im Gegensatz zu Groß-Schiffen wenig bewegt, so dass sich das Gift mit „weitreichenden Folgen für Wasser und Umwelt überwiegend in vielfältig und unterschiedlich genutzten Häfen, Marinas und Seen konzentriert und anreichert, die zur Erholung und Trinkwassergewinnung oder für den Fischfang dienen“. Der Gebrauch dieser Anstriche für Yachten und Sportboote sei heute deshalb national schon in einigen Regionen verboten. International hätten erste Staaten bereits entsprechende Verordnungen erlassen bzw. bereiteten sie vor.
„Den Giftcocktail muss aber schon heute niemand mehr nutzen, der nicht die Umweltprobleme der Gegenwart zukünftigen Generationen vor die Füße kippen will“, betont Bottermann und zeigt einige Alternativen auf, die von der DBU gefördert wurden und auch bei der „boot“ in Düsseldorf vom 18. bis 26. Januar präsentiert werden. So hat die Hochschule Bremerhaven mit der Firma IPT (International Port Technology, Bremerhaven) und der Wohlert-Lackfabrik (Ritterhude) eine umweltschonende Beschichtung für Boote entwickelt und eine Bootswaschanlage so umkonstruiert, dass bei regelmäßigen Reinigungsarbeiten anfallende Abfallstoffe aufgefangen werden könnten. Und auch MAReCOAT (Oberndorf) habe ein umweltfreundliches Antifoulingsystem für Sportboote neu entwickelt. Die Firmen LimnoMar (Hamburg), Nordseetaucher (Ammersbek) und Panadur (Halberstadt) haben verschiedene mobile Reinigungsverfahren auf ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre Eignung für Süß- und Salzwasser erfolgreich getestet.
Diese, aber auch zahlreiche andere Beispiele zeigten, dass Antifouling-Farben mit biozidhaltigen Wirkstoffen als Schutz vor unerwünschten Rumpfbewuchs keine Alternative seien. Bottermann: „Wasser ist ein unverzichtbares Gut: als Ernährungs- und Energiequelle, als Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Für unsere Gesundheit und unsere Ernährung ist sauberes Wasser in ausreichender Menge von elementarer Bedeutung. Das dürfen wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“
Quelle: UD / fo