Verbrauchertäuschung bei Edeka-Marke "Gutfleisch"
Verbraucherschützer werfen Edeka Verbrauchertäuschung vor und sprechen von Betrug. Anlass dafür sind Recherchen von NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin zur Edeka-Marke "Gutfleisch". Danach können Kunden nicht immer nachvollziehen, woher das Fleisch kommt. Bei Testkäufen des NDR war Rindfleisch aus Uruguay als "Gutfleisch"-Produkt angeboten worden, obwohl Edeka die Marke als Produkt aus der Region bewirbt.
13.08.2014
So würden Kunden getäuscht, die bereit seien für solche regionalen Produkte mehr zu bezahlen, klagt der Bundesverband der Verbraucherzentralen. Ein ehemaliger Edeka-Mitarbeiter, der die Marke "Gutfleisch" mit entwickelt hat, sagt im Interview mit NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin, die Mängel bei der Transparenz ließen "Gutfleisch" nicht mehr als Qualitätsmarke, sondern eher als Hülle erscheinen. Edeka verspricht, dass Kunden den Weg von Rind- und Schweinefleisch von der Ladentheke bis zum Stall zurückverfolgen können. Doch in der Online-Datenbank finden sich nach NDR Recherche Lücken. Im Netz sind Fleisch-Lieferungen zum Teil nicht nachzuvollziehen. Darüber hinaus finden sich fehlende oder abgelaufene Lizenzen für Futtermittellieferanten.
Laut Homepage setzt "Gutfleisch" auf Familienbetriebe. Zu den sogenannten Familienbetrieben zählt der Liste der Lieferanten zufolge jedoch auch ein Betrieb aus Mecklenburg-Vorpommern mit 25.000 Mastplätzen. Edeka-Nord teilte auf NDR Anfrage mit, für das Unternehmen sei nicht die Größe des Unternehmens entscheidend, sondern dass der Betrieb inhabergeführt sei. Darüber hinaus verteidigt Edeka-Nord das Gutfleisch-Transparenz-Programm, das eine einzigartige Informationsleistung darstelle. Fehlende Informationen wolle man ergänzen. Außerdem schreibt das Unternehmen, die Ware verlasse das Fleischwerk richtig gekennzeichnet: "Wir werden mit dem heutigen Anschreiben unsere Märkte nochmals auf eine korrekte Auslobung der Ware hinweisen. Eine falsche Kennzeichnung der Ware ist nicht in Ordnung und ohne Diskussion ein Fehler."
Filmaufnahmen aus Zulieferbetrieben zeigen Verstöße gegen Tierschutzrecht
Tierschützer werfen Edeka vor, dass in Zulieferbetrieben der Marke "Gutfleisch" gegen das Tierschutzrecht verstoßen wird. Die Verstöße werden durch heimlich gedrehte Filmaufnahmen der Tierschutzorganisation Animal Equality belegt, die der NDR 1 Welle Nord und dem Schleswig-Holstein Magazin des NDR vorliegen.
Die Aufnahmen zeigen vielfach Schweine mit angebissenen Ohren oder blutigen, entzündeten Schwänzen. Teilweise sind Tiere zu schwach aufzustehen oder werden von Artgenossen angefallen und gebissen. Die Aufnahmen zeigen auch kranke Tiere, die offenbar nicht wie vorgeschrieben isoliert wurden. In einem Stall liegt ein aufgedunsenes und verwesendes Schwein im Gang. Zu sehen sind außerdem Sauen, die sich in engen Kastenständen kaum bewegen können und sich offenbar wund gescheuert haben. Die Bilder wurden zwischen Februar und Juni 2014 in fünf Betrieben in Schleswig-Holstein gedreht. Alle fünf gehören laut "Gutfleisch"-Homepage zu den Lieferanten der Marke.
Ein ehemaliger Edeka-Mitarbeiter, der die Marke "Gutfleisch" mit entwickelt hat, reagiert im NDR Interview entsetzt auf die Aufnahmen. Er selbst habe in seiner aktiven Zeit Höfe bei solchen Verstößen für "Gutfleisch" gesperrt.
NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin konfrontierten Edeka mit den Vorwürfen. Edeka-Nord verweist auf ein umfangreiches Kontrollsystem zur Einhaltung von Tierschutzstandards, das in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut worden sei. Alle Beteiligten müssten sich an vereinbarte Regelungen halten. Betriebe, die sich wissentlich nicht daran hielten, würden aus der generellen Belieferung ausgeschlossen werden. Bislang seien Edeka-Nord aber keine Vorwürfe zu einzelnen Höfen bekannt. Edeka wirbt für die Marke "Gutfleisch" unter anderem mit hohen Qualitäts- und Hygienestandards in der Tierhaltung.
Nach der NDR Berichterstattung zum Thema "Verbrauchertäuschung bei der Edeka-Marke "Gutfleisch" reagierte das Unternehmen auf www.edeka-gutfleisch.de: "Wir nehmen die Ergebnisse der Testkäufe sehr ernst und werden alles daran setzen, sie aufzuklären. Wir gehen davon aus, dass es sich hier um Einzelfälle handelt. Unabhängig davon haben wir eine interne Prüfung eingeleitet."