Was unser Essen wirklich kostet
Gemeinsam mit verschiedenen Handelspartnern in ganz Europa trägt Nature & More die True Cost-Debatte ab sofort direkt in die (Bio-)Supermärkte. Zusammen mit Alnatura und denn’s Biomarkt in Deutschland, Fruktbudet in Schweden, Ekoplaza in den Niederlanden und SOK in Finnland macht der Bio-Distributor für Obst und Gemüse die wahren Kosten konventioneller Lebensmittel im Rahmen der Kampagne „Was unser Essen wirklich kostet“ sichtbar. Im Laufe des Jahres werden die Läden Arstiden und DANSK in Dänemark folgen.
01.07.2016
Erdbeeren für 99 Cent, Zucchini für 1,19 Euro/Kilo: Konventionelles Obst und Gemüse wird in Deutschland und Europa viel zu billig verkauft. "Der billige Preis an der Ladentheke verschleiert die negativen Auswirkungen und Kosten für Mensch und Umwelt. Selbst große Consulting-Firmen weisen Unternehmen schon lange auf die Gefahr der 'falschen Preise' hin, doch bisher hat niemand die Diskussion direkt zum Verbraucher getragen", warnt Volkert Engelsman, Geschäftsführer von Nature & More / Eosta.
Die Kampagne "Was unser Essen wirklich kostet" in Kooperation mit dem Bio-Handel soll dem Verbraucher schwarz auf weiß vor Augen führen, nicht Bio ist zu teuer, sondern konventionelle Lebensmittel sind zu billig. Dafür legt Nature & More seit Mai in ganz Europa den Bio-Birnen, -Ananas, -Orangen und -Zitronen Informationskarten bei, die schnell und übersichtlich zeigen, was unser Essen wirklich kostet. Sechs Blütenblätter zeigen, welche versteckten Kosten hinter der Produktion konventioneller Produkte in Bezug auf verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte stecken: Klima, Boden, Wasser, Biodiversität, Soziales und Gesundheit. Diesen Kosten werden die entsprechenden Einsparungen durch Bio-Produkte gegenübergestellt. "Eine sehr wichtige Information", betont Engelsman, "denn nur so bekommen wir endlich einen transparenten Einblick in die wahren Kosten unserer Lebensmittelproduktion."
Versteckte Kosten am Beispiel der Birne
Wie dieser Einblick aussieht, erklärt Engelsman am Beispiel des Birnenanbaus in Argentinien: "Schauen wir uns zum Beispiel nur einmal die Klimakosten an. Für den konventionellen Anbau von Birnen in Argentinien werden in großem Maße Kunstdünger und chemische Pestizide eingesetzt, die klimaschädliches Kohlendioxid freisetzen. Gleichzeitig verwenden konventionelle Obstbauern in Argentinien keinen Kompost, um ihre Böden fruchtbar zu halten. Dadurch binden sie weniger CO2."
Diese negativen Auswirkungen können dank einem Modell der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) nun konkret berechnet werden, und somit die versteckten Kosten der Lebensmittelproduktion aufzeigen. Das Ergebnis für den konventionellen Birnenanbau in Argentinien: Ein Hektar konventionell bewirtschafteter Birnbäume verursacht einen Klimaschaden in Höhe von 3.144 Euro pro Jahr. Dazu kommen Kosten für Wasserverbrauch und -verunreinigung von 752 Euro sowie Schäden durch Bodenerosion von jährlich 1.163 Euro. Für diese Kosten kommt aber nicht der Verursacher auf. Der Steuerzahler zahlt stattdessen u.a. für die Reinigung des verschmutzten Wassers oder aber die Kosten werden einfach auf die kommenden Generationen abgeschoben.
Bio-Birne schneidet besser ab
Beim Anbau von Bio-Birnen sieht es anders aus. Die Berechnung durch Nature & More für die wahren Kosten am Beispiel des argentinischen Bio-Obstbauern Hugo Sanchez brachte folgendes Ergebnis: Klima- und Wasserkosten liegen fast 900 Euro unter der "konventionellen" Bilanz. Die Bodenbewirtschaftung generiert sogar einen Gewinn von 254 Euro pro Jahr, weil humusreicher Boden mehr Treibhausgase speichert und so aktiv zum Klimaschutz beiträgt. Damit liefern die argentinischen Bio-Birnen sogar einen gesellschaftlichen Mehrwert in Höhe von 2.287 Euro pro Hektar Obstbaumplantage. Der Nutzen für Artenvielfalt, Soziales und Gesundheit ist darin noch nicht einmal enthalten. Pro Kilogramm Bio-Birnen bedeutet das insgesamt einen Gewinn von mindestens 5,7 Cent – und das trotz der um 17 Prozent geringeren Erträge im Bio-Landbau. "Die Zahlen liefern den Beweis: Nicht Bio ist zu teuer, sondern konventionelle Lebensmittel sind zu billig", betont Engelsman.