Lebensmittel

Konsumverhalten im Wandel: Nachhaltigkeit gewinnt, aber nur langsam

Der Klimawandel beschäftigt die Deutschen weniger stark als die Inflation oder die Angst, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können, wie die Ergebnisse der jährlichen weltweiten Verbraucherstudie „GfK Consumer Life“ zeigen. Dennoch bleibt nachhaltiges Einkaufen für viele ein wichtiges Thema: Der GfK Nachhaltigkeitsindex liegt im Juli 2024 mit 99,6 Punkten nur geringfügig unter dem Wert vom April. Eine aktuelle Sonderauswertung der GfK zeigt zudem, dass Bio-Produkte von den Verbrauchern als ebenso hochwertig und vertrauenswürdig wahrgenommen werden wie Markenartikel.

22.08.2024

Konsumverhalten im Wandel: Nachhaltigkeit gewinnt, aber nur langsam

Die positive Entwicklung des Konsumklimas und das gestiegene Kaufinteresse wirken sich derzeit nur begrenzt auf die Bereitschaft zu nachhaltigen Anschaffungen aus. Der Index für größere nachhaltige Anschaffungen ist deutlich gesunken und liegt im Juli bei 100 Punkten. Im April lag der Index noch bei 107 Punkten. Der Anteil der Konsumenten, die in den letzten zwölf Monaten größere nachhaltige Anschaffungen getätigt haben, ist von 32 Prozent im April auf 28 Prozent im Juli gesunken. Auch der Anteil der Verbraucher:innen, die in den nächsten 12 Monaten größere Anschaffungen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten planen, ist leicht auf 27 Prozent gesunken (April: 30 Prozent). Die Bereitschaft, für größere nachhaltige Anschaffungen mehr Geld auszugeben, bleibt mit 70 Prozent stabil.

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Im FMCG-Sektor gewinnt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Im Juli stieg der Anteil der Verbraucher:innen, die in den letzten Monaten regelmäßig nachhaltige Lebensmittel und Drogerieartikel gekauft haben, um 4 Prozentpunkte auf 27 Prozent. Auch der Index für nachhaltige FMCG-Produkte zeigt eine positive Entwicklung und liegt bei 99,4 Punkten (April: 98 Punkte). Der Anteil der Konsumenten, die im kommenden Monat nachhaltige FMCG-Produkte kaufen wollen, liegt bei 63 Prozent, was einem Rückgang von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum April entspricht. Bei Lebensmitteln und Drogerieartikeln sind 69 Prozent der Befragten bereit, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen (April: 67 Prozent).

Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den steigenden Umsatz- und Absatzzahlen von Bio-Lebensmitteln wider. Laut NIQ-Handelspanel stieg der Absatz im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent, der Umsatz um 9 Prozent. Bei Nicht-Bio-Lebensmitteln wurde ein Umsatzplus von 2 Prozent verzeichnet. Insgesamt erreichte der Anteil der Bioprodukte am Gesamtumsatz im FMCG-Bereich knapp 5 Prozent.

Bio-Siegel wird vor allem für junge Generation kaufentscheidend

Eine aktuelle GfK-Umfrage belegt, dass nachhaltige Produkte für Verbraucher:innen im Vergleich zu herkömmlichen Markenprodukten immer wichtiger werden. „47 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie Bio-Produkte mit hochwertiger Qualität verbinden – ein Merkmal, das bisher vor allem bei Markenprodukten kaufentscheidend war“, erklärt Petra Süptitz, Nachhaltigkeitsexpertin bei NIQ/GfK. „Auch Dimensionen wie Frische, Tierwohl oder gesunde Inhaltsstoffe werden eher Bio-Produkten als Markenartikeln zugeschrieben.“ Für Konsumenten im Alter von 18 bis 29 Jahren stehen Bio-Produkte sogar stärker für Qualität und Vertrauen als Markenprodukte. Für fast die Hälfte dieser Altersgruppe ist das Bio-Siegel bei der Kaufentscheidung wichtiger als das Markenlogo. Die aktuelle Marktentwicklung zeigt zudem, dass insbesondere Handelsmarken, die stark auf Bio setzen, bei der jungen Generation auf große Resonanz stoßen.

Zwei Drittel der deutschen Konsumenten kennen Unverpackt-Stationen

Zu einem nachhaltigen Konsum gehört für viele Deutsche auch die Verwendung von recycelten Verpackungsmaterialien. 69 Prozent der Befragten wünschen sich sogar, dass Produkte unverpackt angeboten werden. Unverpackt- und Nachfüllstationen in Supermärkten und Drogerien werden daher immer beliebter: 66 Prozent der Befragten geben an, solche Stationen zu kennen, 29 Prozent haben sie bereits genutzt. Vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen ist der Bekanntheitsgrad mit 83 Prozent noch höher und auch der Anteil der Nutzer ist in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich hoch. „Auch wenn fast ein Drittel der Konsumenten in Deutschland schon Erfahrungen mit Unverpackt-Stationen gemacht hat, gibt es noch Barrieren für ihre Nutzung. Dazu gehört beispielsweise die Annahme, dass unverpackte Produkte teurer sind als verpackte Produkte oder auch Themen wie Hygiene und Convenience. Finden Händler für diese Bedenken gute Lösungen, bieten die Stationen Potential – denn nur 6 Prozent der Deutschen lehnen sie generell ab“, sagt Petra Süptitz.

Quelle: UD/pm
 

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