Algen: Fehlende Jodangaben gefährden Gesundheit
Essbare Algen sind gefragter denn je – sie gelten als nährstoffreich und nachhaltig. Doch ihr Verzehr birgt gesundheitliche Risiken. Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt: Viele Algenprodukte enthalten keine essenziellen Informationen wie Warnhinweise, Angaben zum Jodgehalt oder empfohlene Verzehrmengen. Um Verbraucher:innen besser zu schützen, fordern die Verbraucherzentralen eine klare und gesetzlich geregelte Kennzeichnung.
19.02.2025

Gefahr durch unzureichende Jodkennzeichnung
Der Jodgehalt von Algen variiert je nach Art und Herkunft erheblich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, die tägliche Jodaufnahme auf maximal 500 Mikrogramm zu begrenzen, da eine Überdosierung die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen kann. Daher sind klare Angaben zum Jodgehalt, Warnhinweise und Verzehrempfehlungen bei jodreichen Algenprodukten essenziell. Doch ein Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt: Bei zwei Dritteln der 56 geprüften Produkte fehlten diese wichtigen Informationen. „Bei Lebensmitteln mit hohem Jodgehalt muss klar erkennbar sein, wie viel davon sicher verzehrt werden kann. Verbraucherinnen und Verbraucher sind aktuell unzureichend geschützt“, sagt Sonja Pannenbecker, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen.
Unklare Angaben zu Algenart und -anteil
Die Untersuchung von 142 Algenprodukten ergab, dass die Kennzeichnung der verwendeten Algen oft ungenau ist. Statt einer spezifischen Bezeichnung wurden häufig Sammelbegriffe wie „Meeresalgen“ oder „Seetang“ verwendet. „Mindestens der geläufige Name der verwendeten Algenart wie Norialge oder Wakame sollte auf der Verpackung stehen”, fordert Sonja Pannenbecker. „Auch der Algenteil im Produkt muss klar angegeben sein. Dies gilt insbesondere, wenn Algen im Namen oder auf der Verpackung hervorgehoben werden”. Doch bei mehr als der Hälfte der untersuchten Produkte fehlten diese Angaben. Der Algengehalt variierte dabei stark – von nur 0,2 Prozent bis hin zu 100 Prozent.
Irreführende Werbeversprechen: „Proteinreich“ ohne echten Nutzen
Etwa 40 Prozent der untersuchten Algenprodukte warben mit nährwertbezogenen Angaben, etwa zum Jodgehalt oder Eiweißgehalt. Solche Aussagen können Verbraucher:innen dazu verleiten, größere Mengen zu konsumieren – dabei sollten Algenprodukte aufgrund ihres hohen Jodgehalts nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Wer beispielsweise nennenswerte Mengen Eiweiß aus Algen aufnehmen möchte, könnte dabei die empfohlene Jodzufuhr bereits überschreiten. Besonders kritisch sind Werbeaussagen wie „reich an Protein“, da die geringe Verzehrmenge kaum zur Proteinversorgung beiträgt. Zudem fanden sich auf einigen Produkten unzulässige gesundheitsbezogene Aussagen wie „Regeneration“ oder „Energie“, die Verbraucher:innen in die Irre führen können.
Klare Kennzeichnung gefordert: Schutz für Verbraucher notwendig
Beim Kauf von Algenprodukten sollten Verbraucher:innen besonders auf den Jodgehalt achten, Zubereitungshinweise befolgen und die empfohlenen Verzehrmengen einhalten. Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten ihre Jodaufnahme sorgfältig kontrollieren und ärztlichen Rat einholen. Um eine bessere Verbraucheraufklärung und -sicherheit zu gewährleisten, fordern die Verbraucherzentralen klare gesetzliche Vorgaben:
- Angabe des Jodgehalts in der Nährwertdeklaration
- Warnhinweise bei hohem Jodgehalt
- Empfehlungen zur maximalen Verzehrmenge sowie detaillierte Zubereitungshinweise
- Präzise Kennzeichnung der verwendeten Algenarten und ihres Anteils
Die vollständigen Ergebnisse des Marktchecks sind als PDF unter verbraucherzentrale.de/marktcheck-essbare-algen abrufbar.