Lebensmittel

Chip, Chip, hurra? Messungen zeigen weiterhin hohe Acrylamidbelastung

Leider ist es kein Karnevalsscherz: Chipshersteller meldeten einen Rückgang der Acrylamidbelastungen in ihren Produkten um 15 Prozent als Erfolg. Jetzt zur Faschingszeit werben sie wieder intensiv um Käufergunst. Eine aktuelle Untersuchung von foodwatch dokumentiert dagegen: Nach wie vor sind Chips sehr hoch mit Acrylamid belastet.

27.02.2003

Ein Vergleich der Messungen vom Februar 2003 mit Untersuchungen vom Juli 2002 zeigt: Sechs von sieben Produkten sind heute gleich oder gar höher belastet. Zur Karnevalszeit werden Chips von Handel und Herstellern intensiv beworben. Kinder und Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe für die Knabberartikel-Industrie, wie die Spots und Internetseiten der Hersteller zeigen. Der Haken dabei: Die Kartoffelkracker sind weiterhin hochgradig mit Acrylamid belastet. foodwatch hat jeweils zwei Proben von zehn verbreiteten Kartoffelchips-Produkten ins Labor gebracht. Die Ergebnisse sind ernüchternd:

- 9 von 20 Proben weisen Acrylamid-Werte von über 1.000 Mikrogramm
pro Kilogramm auf
- Bekannte Produkte wie "Chio Chips Red Paprika", "Pringles
Paprika", oder "Rusti Crusti Croc paprika" sind stark belastet,
ebenso die Bio-Chips des belgischen Herstellers "Trafo NV
Belgie"
- der niedrigste Messwert lag bei 365, der höchste bei 2.871
Mikrogramm pro Kilogramm. (Messungen durch das
Naturwissenschaftliche Forschungs- und Untersuchungslaboratorium
NAFU, Berlin)

Aufgrund des Konsumverhaltens hält das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) besonders Kinder und Jugendliche für gefährdet:
"Die Acrylamid-Belastung könnte daher zwei- bis dreifach höher sein
als beim Erwachsenen", schätzt das BfR. "Gerade das Wohl von Kindern und Jugendlichen sollte das Verbraucherministerium besonders im Auge haben. Renate Künast kann nicht einerseits an die mündigen Verbraucher appellieren, diesen aber gleichzeitig wesentliche Informationen vorenthalten. Die Regierung gefährdet damit die Gesundheit der Verbraucher zugunsten
wirtschaftlicher Interessen. Die Testergebnisse zeigen, dass das
Minimierungskonzept der Regierung falsch ist", so foodwatch-Sprecher Carsten Direske.

Im Jahr 2001 produzierten die deutschen Hersteller laut BDSI Kartoffelchips und -sticks im Wert von 270 Millionen Euro (plus 8,7 Prozent). Der Markt ist zu 95 Prozent in deutscher Hand. Neuerdings klagen Hersteller wie Bahlsen-Lorenz über Umsatzrückgänge von 17 Prozent, daher werden die Marktdaten der letzten Quartale mit Spannung erwartet.
Quelle: UD
 
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