Mehrzahl der Deutschen ernährt sich anders, als sie will
Wenn die Deutschen nur so könnten wie sie wollten, dann läge die Lebensqualität hierzulande um einiges höher. Denn die Wünsche und Vorstellungen der Deutschen haben mit der Lebenswirklichkeit oft nur wenig zu tun. Dies belegt jetzt die aktuelle Nestlé-Studie, die ausgesprochen detailliert die Ess- und Trinkgewohnheiten der Deutschen untersucht und mit ihren Wünschen und Vorstellungen verglichen hat. Rund 4.000 Deutsche wurden hierfür umfassend befragt.
10.03.2009
Dem Nahrungsmittelkonzern dient die Studie dazu, zum einen sein Produktportfolio zu optimieren, zum anderen Rückschlüsse für zukünftige Aktivitäten zu erhalten. „Wir teilen den Großteil der Ergebnisse der Nestlé-Studie sehr gerne mit der Öffentlichkeit, da wir uns hieraus eine Diskussion über den Stellenwert und die Bedeutung von Lebensmitteln in einer und für eine moderne Industriegesellschaft versprechen", erklärt Gerhard Berssenbrügge, Vorstandsvorsitzender der Nestlé Deutschland AG.
85 Prozent der Deutschen ernähren sich heute anders als sie möchten
„Ernährung ist ein Spiegel der Gesellschaft, ihres Wohlstandes und ihrer sozialen Unterschiede, ihrer Struktur und Heterogenität, ihres Anspruchsniveaus, ihrer Kultur und ihres Wertekanons", erklärt entsprechend Professor Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Als Herausforderung in der „modernen Überflussgesellschaft" sieht sie dabei den „disziplinierten Umgang" mit der Fülle der Angebote. Denn, so eines der Ergebnisse der Nestlé-Studie, ganze 85 Prozent der Bevölkerung ernähren sich heute anders als sie möchten und es für richtig halten. Realität ist oft eine zu einseitige Ernährung, zu viel und unkontrolliertes Essen sowie Heißhungerattacken und Frustessen. Dabei sieht jeder zweite Deutsche in einer ausgewogenen Ernährung eine wesentliche Facette von Lebensqualität. Zwei von drei Deutschen geben sogar an, dass eine gute Ernährung eine große oder sogar sehr große Rolle in ihrem Leben spielt (64 Prozent).
Jeder dritte Berufstätige kennt keine festen Essenszeiten mehr
Vor allem Zeitknappheit erklärt dabei die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. „Durch die Entstrukturierung des Alltags, flexiblere Arbeitszeiten, verlängerte Laden-Öffnungszeiten sind die Tagesabläufe zunehmend weniger festgelegt", analysiert Dr. Antonella Mei-Pochtler, Senior Partnerin der Boston Consulting Group. So gibt bereits jeder zweite Berufstätige an (56 Prozent), sich nur am Wochenende vernünftig ernähren zu können. Ein Viertel der Gesellschaft bestätigt, generell zu wenig Zeit zum Essen zu haben. Hinzu kommt, dass in einem immer unstrukturierteren Alltag jeder dritte berufstätige Deutsche bereits angibt, gar keine festen Essenszeiten mehr zu kennen und entsprechend nur noch unregelmäßig isst (33 Prozent). „Unterschiedliche und stark wechselnde Tagesabläufe fordern neue Ernährungslösungen, die Gesundheit und Convenience optimal verbinden. Gesunde Convenience on-the-go und modulare Lösungen für die Familie sind die Innovationsherausforderungen an Industrie und Handel", so Dr. Antonella Mei-Pochtler, „Die Sehnsucht des Konsumenten nach Gesundheit und Gemeinschaft konkretisiert sich beim Essen im Kollektiv der Familie oder mit Freunden."
Teure Küchen - wenig Praxis
Die wenigsten Deutschen schaffen unter der Woche den abendlichen Gang an den heimischen Herd. 36 Prozent der Gesamtbevölkerung und knapp jeder zweite Berufstätige versuchen unter der Woche möglichst zeitsparend zu kochen. „Dieser Trend beschleunigt die Metamorphose des Kochens, das immer stärker arbeitsteilig organisiert wird, wie die Inanspruchnahme von Out-of-home-Ernährungsangeboten", analysiert Köcher.
Dennoch sieht die Nestlé-Studie gerade in der hochentwickelten Industriegesellschaft einen ganz klaren Trend 'Zurück zur Natur', eine Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. 43 Prozent der Befragten bevorzugen Produkte aus der Region, 42 Prozent wollen keine gentechnologisch bearbeiteten Lebensmittel und vor allem über 50-Jährige erwarten zu mehr als einem Drittel Naturbelassenheit von ihren Lebensmitteln. 42 Prozent der Verbraucher sind aber gleichzeitig überzeugt, dass es heute einfacher ist, sich gesünder zu ernähren - etwa dank mehr Informationen, größerer Produktauswahl und saisonunabhängigem Obst und Gemüse. Dabei spielt der Preis gegenüber der Frische eine untergeordnete Rolle.
Ernährungsmanagement bleibt Frauensache
Frauen setzen sich nach der Nestlé-Studie auch generell wesentlich intensiver mit Ernährung auseinander. Sie ernähren sich faktisch wesentlich bewusster, Männer stärker nach Lust und Laune. Ob Männer gesund essen, hängt häufig davon ab, ob sie in guten (Frauen-) Händen sind: Männliche Singles denken zu 63 Prozent „nicht sonderlich viel" über ihre Ernährung nach.
Nach Altersgruppen untersucht, sind die älteren Deutschen weit vorn beim Gesundheitsbewusstsein. Während vor zwanzig Jahren nur ein gutes Drittel der 70 bis 74 Jahre alten Deutschen auf seine Gesundheit geachtet hat, sind es heute 46 Prozent und damit der Spitzenwert unter allen Altersgruppen. Im Gesamtdurchschnitt ist diese Haltung von einem Viertel auf knapp ein Drittel aller Deutschen angewachsen. „Die Deutschen sind 2008 deutlich gesundheitsbewusster als früher", so Prof. Dr. Köcher. Doch diese positive Tendenz im Alltag umzusetzen, scheint schwer zu fallen. Obwohl sich 75 Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen in Deutschland als zu dick empfinden, sagen nur ca. 40 Prozent der Deutschen, dass sie gerne abnehmen würden.
Nestlé startet Wissensoffensive für Ernährung
Sieben klar unterscheidbare übergeordnete Ernährungstypen kristallisierten sich bei der Analyse der Daten der Nestlé-Studie heraus. Von den Gesundheitsidealisten, die aktiv ihre Ideale und Überzeugungen mit frischen Bio-Produkten und hoher Kochaktivität ausleben bis hin zu den Leidenschaftslosen und Maßlosen, bei denen es schnell und günstig sein soll und Qualität und Bequemlichkeit vor Qualität und Gesundheit gehen.
„Gerade bei der durch ein knappes Zeitbudget geprägten Gruppe sehen wir in
Zukunft wichtige Ansatzpunkte mit unseren Produkten und Dienstleistungen einen
Beitrag zu einer gesünderen und ausgewogeneren Ernährungsweise zu
leisten", sagt Gerhard Berssenbrügge. „Insgesamt zeigen die Ergebnisse der
Nestlé-Studie, dass es höchste Zeit ist, dass sich
Lebensmittelwirtschaft, Politik und Verbraucherorganisationen konstruktiv und
lösungsorientiert den sich ergebenden Aufgaben stellen." Nur gemeinsam
werde es gelingen, einen gesundheitsorientierten und ausgewogenen
Ernährungsstil nachhaltig im Alltag zu verankern - so wie es die Mehrzahl der
Verbraucher auch wünscht. „Die Datengrundlage ist durch die Nestlé-Studie
gelegt, jetzt gilt es aus dieser die richtigen Handlungsschritte abzuleiten.
Deswegen werden wir als Diskussionsplattform das Nestlé Zukunftsforum
ins Leben rufen. Als eine der ersten Aktivitäten werden wir Grundschulen Kurse
für so genannte Ernährungsführerscheine anbieten und das Nestlé
Ernährungsstudio wird Fortbildungen für Lehrer und Erzieher organisieren.
Zudem werden wir einen Wettbewerb der besten Schulkantinen Deutschlands
initiieren".