Lebensmittel
Hälfte aller Lebensmittel landet auf dem Müll
Wir werfen genauso viele Lebensmittel weg wie wir essen. Das zeigt der demnächst anlaufende Kinofilm „Taste The Waste“ sowie das bei Kiepenheuer & Witsch erschienene Begleitbuch „Die Essensvernichter“. Im Interview berichtet der Filmemacher Valentin Thurn, was falsch läuft und wie es besser gehen könnte. „Die Zerstörung genießbarer Lebensmittel wirkt sich gravierend auf das Klima und die Welternährung aus. Dennoch weiß niemand über das Problem Bescheid.“
09.09.2011
Essen macht zehn Prozent vom Haushaltsmüll aus. „Das bedeutet jedoch, dass jede fünfte Lebensmittel-Einkaufstüte ungebraucht im Mistkübel verschwindet - weit mehr als man denkt“, so Thurn. Global wird jedes dritte Lebensmittel ungenutzt vernichtet, zeigen Statistiken der UN-Ernährungsorganisation FAO. In Industrieländern ist dieser Anteil höher und beträgt laut Schätzungen aus Schweden und den USA zwischen 40 und 60 Prozent. „Deutschland vernichtet 20 Mio. Tonnen und die EU 90 Mio. Tonnen Lebensmittel pro Jahr - eine Größenordnung, die schier unvorstellbar ist.“
Unvorstellbar sind auch die Verluste, die diese Essensvernichtung mit sich bringt, spitzen sich doch Probleme wie hohe Lebensmittelpreise, Hungersnöte, Energie- und Wasserknappheit sowie Überfischung dadurch erheblich zu. Folgen hat die Verschwendung auch für das Klima: 31 Prozent der Treibhausemissionen gehen auf die Landwirtschaft zurück, rechnet Thurn vor. „Die vernichteten Lebensmittel sind an zehn Prozent aller Ausstöße schuld, was ähnlich viel wie der gesamte Transportsektor ist. Würde man die Essensabfälle bloß auf die Hälfte reduzieren, wäre der Klimaschutzeffekt so wie bei der Stilllegung jedes zweiten Autos.“
Wo so viel verloren geht, unterscheidet sich von Lebensmittel zu Lebensmittel. Bei Kartoffeln etwa werden bis zu 50 Prozent gleich im Acker gelassen - „aus kosmetischen Gründen. Da der Konsument einen visuellen Perfektionswahn hat, wollen die Supermärkte nur genormte Kartoffeln, nicht zu große, zu kleine oder solche mit Herzform“, so Thurn. Brot ist ein Paradebeispiel für die Vernichtung beim Händler. Zehn bis 20 Prozent der Bäckerproduktion landet in der Tonne. „Man will die ganze Angebotspalette bis Ladenschluss bieten. Der Ausschuss schmerzt zwar, doch wenn ein Kunde zur Konkurrenz überläuft, tut das noch mehr weh.“
Eine Hauptschuld liegt bei den Konsumenten, der durch den Umgang mit seinen gekauften Lebensmitteln dem Essensmüllberg noch die Spitze aufsetzt. Thurn hütet sich jedoch vor Bösewicht-Aussagen. „Der Wurm steckt im System. Um den Markt zu ändern, müssen alle Akteure zusammenwirken.“ Was der Einzelne tun kann, ist etwa ein bewussterer Einkauf mit Einkaufszettel - besser dreimal statt nur einmal pro Woche und besser gute Qualität statt Überschuss. „Günstig ist auch, die leckeren Resterezepte von Pizza bis Mehlspeisen wieder zu entdecken. Selbst zu kochen kostet zwar etwas mehr Zeit, bringt jedoch den verlorenen Genuss zurück“, so Thurn.
Der Spielraum der Supermärkte ist angesichts des Wettbewerbs eng, gibt der Filmemacher zu. „Diskutiert die Gesellschaft jedoch offen darüber, dass Produkte unterschiedlich aussehen können, so kann man das dem Konsument auch entsprechend kommunizieren.“ In England hat ein derartiger Aktionsplan dazu geführt, dass schon jeder Supermarkt ein Konzept zur Müllvermeidung besitzt.
Haltbarkeit besser kennzeichnen
Doch auch die Politik ist gefordert. „In Deutschland fehlen Zahlen zum Essensmüll noch völlig. Zudem wäre es ratsam, besser zwischen Verbrauchsdatum und Mindesthaltbarkeit zu unterscheiden. Bei Fisch und Fleisch ist das aufgedruckte Datum ein Muss. Warum aber Mineralwasser vor zehn Jahren 18 Monate, nun aber nur noch sechs Monate lange halten soll, ist jedoch völlig uneinsichtig“, betont der „Taste the Waste“-Regisseur. Da sich Menschen bei der Beurteilung der Genießbarkeit immer weniger auf ihre Sinne verlassen, sei auch eine entsprechende Unterscheidbarkeit dieses Datums eine gute Maßnahme.
Unvorstellbar sind auch die Verluste, die diese Essensvernichtung mit sich bringt, spitzen sich doch Probleme wie hohe Lebensmittelpreise, Hungersnöte, Energie- und Wasserknappheit sowie Überfischung dadurch erheblich zu. Folgen hat die Verschwendung auch für das Klima: 31 Prozent der Treibhausemissionen gehen auf die Landwirtschaft zurück, rechnet Thurn vor. „Die vernichteten Lebensmittel sind an zehn Prozent aller Ausstöße schuld, was ähnlich viel wie der gesamte Transportsektor ist. Würde man die Essensabfälle bloß auf die Hälfte reduzieren, wäre der Klimaschutzeffekt so wie bei der Stilllegung jedes zweiten Autos.“
Wo so viel verloren geht, unterscheidet sich von Lebensmittel zu Lebensmittel. Bei Kartoffeln etwa werden bis zu 50 Prozent gleich im Acker gelassen - „aus kosmetischen Gründen. Da der Konsument einen visuellen Perfektionswahn hat, wollen die Supermärkte nur genormte Kartoffeln, nicht zu große, zu kleine oder solche mit Herzform“, so Thurn. Brot ist ein Paradebeispiel für die Vernichtung beim Händler. Zehn bis 20 Prozent der Bäckerproduktion landet in der Tonne. „Man will die ganze Angebotspalette bis Ladenschluss bieten. Der Ausschuss schmerzt zwar, doch wenn ein Kunde zur Konkurrenz überläuft, tut das noch mehr weh.“
Eine Hauptschuld liegt bei den Konsumenten, der durch den Umgang mit seinen gekauften Lebensmitteln dem Essensmüllberg noch die Spitze aufsetzt. Thurn hütet sich jedoch vor Bösewicht-Aussagen. „Der Wurm steckt im System. Um den Markt zu ändern, müssen alle Akteure zusammenwirken.“ Was der Einzelne tun kann, ist etwa ein bewussterer Einkauf mit Einkaufszettel - besser dreimal statt nur einmal pro Woche und besser gute Qualität statt Überschuss. „Günstig ist auch, die leckeren Resterezepte von Pizza bis Mehlspeisen wieder zu entdecken. Selbst zu kochen kostet zwar etwas mehr Zeit, bringt jedoch den verlorenen Genuss zurück“, so Thurn.
Der Spielraum der Supermärkte ist angesichts des Wettbewerbs eng, gibt der Filmemacher zu. „Diskutiert die Gesellschaft jedoch offen darüber, dass Produkte unterschiedlich aussehen können, so kann man das dem Konsument auch entsprechend kommunizieren.“ In England hat ein derartiger Aktionsplan dazu geführt, dass schon jeder Supermarkt ein Konzept zur Müllvermeidung besitzt.
Haltbarkeit besser kennzeichnen
Doch auch die Politik ist gefordert. „In Deutschland fehlen Zahlen zum Essensmüll noch völlig. Zudem wäre es ratsam, besser zwischen Verbrauchsdatum und Mindesthaltbarkeit zu unterscheiden. Bei Fisch und Fleisch ist das aufgedruckte Datum ein Muss. Warum aber Mineralwasser vor zehn Jahren 18 Monate, nun aber nur noch sechs Monate lange halten soll, ist jedoch völlig uneinsichtig“, betont der „Taste the Waste“-Regisseur. Da sich Menschen bei der Beurteilung der Genießbarkeit immer weniger auf ihre Sinne verlassen, sei auch eine entsprechende Unterscheidbarkeit dieses Datums eine gute Maßnahme.
Quelle: UD / pte