Mode

Armutslöhne bei H&M: Weltweite Proteste

Von Delhi über London und Washington DC bis Zagreb, Aktivisten vieler Länder sagen zu H&M „versprochen ist versprochen“. 850.000 Beschäftigte sollten jetzt einen Lohn zum Leben verdienen, hatte H&M am 23. November 2013 angekündigt.

28.11.2018

Armutslöhne bei H&M: Weltweite Proteste

Während jetzt die Modemarken auf den Shopping-Höhepunkt des Jahres zusteuern, fordern Arbeiter und Aktivisten weltweit einen existenzsichernden Lohn in H&Ms Lieferkette. Dies ist das neueste Kapitel der Kampagne „Turn Around, H&M!“ (Krieg die Kurve, H&M!). Vom 23. bis 30. November, pünktlich zum Kauf-nix-Tag, bringt die Kampagne für Saubere Kleidung die Realität der Lohnbedingungen und H&Ms gebrochenes Versprechen zu den Verbrauchern.

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H&M hat im November 2013 große mediale Aufmerksamkeit für sein Versprechen erhalten, bis 2018 Existenzlöhne bei seinen Vorzugslieferanten zu zahlen. Bei umgerechnet 98 Euro im Monat liegt jedoch das tatsächliche, durchschnittliche Nettoeinkommen bei einem H&M-Zulieferer im EU-Mitgliedsland Bulgarien – nicht einmal die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns von 204 Euro. Bettina Musiolek, die Autorin der Studie über Lohnbedingungen in H&Ms Produktion, betont: „Beschäftigte berichteten über Armutslöhne und tiefgreifende Verstöße gegen Arbeitsgesetze und Menschenrechte.“ Eine indische Arbeiterin wird zitiert: „Die Löhne sind so niedrig, dass wir ohne Überstunden nicht einmal unsere Grundbedürfnisse decken könnten.“

„Meine Schicht beginnt um 4:30 Uhr und wir wissen nicht, wann wir nach Hause gehen können. Manchmal arbeiteten wir 4 Stunden, manchmal 12“, schreibt ein Beschäftigter bei H&Ms riesigem Logistik Hub Stradella in Italien in einem Brief an andere Arbeiterinnen und Arbeiter in H&Ms Lieferkette. Der Beschäftigte zieht es vor anonym zu bleiben, da XPO, der Eigentümer des Logistikzentrums, gerade gegen 147 Kollegen und ihre Gewerkschaft juristisch vorgeht.

Arbeit auf Abruf und grundlose Kündigungen

Auch H&M-Mitarbeiter in Deutschland und die Gewerkschaft ver.di berichten seit Jahren über Arbeitsdruck, grundlose Entlassungen sowie von Arbeitsverträgen mit geringer Basis-Stundenzahl und zusätzlicher „Arbeit auf Abruf“. Vor Arbeitsgerichten in Berlin und Leverkusen, Tübingen und Trier mussten sich H&M-Betriebsräte – stets erfolgreich – gegen Kündigungen und Repression des Betriebsrates zur Wehr setzen, die ver.di und der DGB als „Union Busting“ bezeichnen – als gezielten Druck des Managements auf aktive Gewerkschaftskollegen.

„Das Business Modell von H&M und anderer Fast Fashion-Marken basiert auf der Ausbeutung der Beschäftigten auf verschiedenen Ebenen ihrer Lieferketten. Schneiderinnen in den Modefabriken, Logistikarbeiter und Verkäufer – alle haben das Grundrecht auf einen Lohn zum Leben“, betont Deborah Lucchetti von der italienischen Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign).

Über 135.000 Verbraucher haben bereits in einer Petition ihre Solidarität mit den Beschäftigten bezeugt.

Quelle: UD/pte
 

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