Mode-Abos: neue Fashion-Trends setzen auf Nachhaltigkeit
Nachhaltige Mode ist beliebt: Immer mehr Konsumenten schätzen ressourcenschonende Angebote. Mit welchen innovativen Vertriebsmodellen Fashion-Brands hier einen Schwerpunkt setzen können, beschreiben die Branchenexpertinnen Nina Scharwenka, Partner, und Frederike von Wissel, Director, von der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners.
15.02.2021
Die Berlin Fashion Week ist kaum vorbei – und zeigt durch ihren eindeutigen Nachhaltigkeitsfokus einmal mehr, in welche Richtung sich die Branche entwickelt. Einige der spannendsten neuen Geschäftsmodelle im Fashion-Bereich ermöglichen es Unternehmen, Nachhaltigkeit stärker in den Fokus zu rücken. Zusätzlich sind solche innovativen Modelle, die neue Umsatzquellen erschließen und auf langfristige, datengestützte Kundenbindung setzen, gerade jetzt von Bedeutung, da die Modeindustrie noch immer mit Nachfrageeinbrüchen und Lieferkettenschwierigkeiten aufgrund der Auswirkungen der globalen Covid-19-Krise zu kämpfen hat. Drei interessante Modelle im Überblick:
1. Secondhand- und Recycling-Kleidung: Recycelte oder Secondhandkleidung wird bei umweltbewussten Kunden immer beliebter; Experten sehen daher hier großes Umsatzpotenzial. Ein zirkuläres Geschäftsmodell zu kreieren, stellt jedoch viele Unternehmen vor Schwierigkeiten. Besonders für Modefirmen mit globalen Lieferketten ist es eine Herausforderung, neben ihrem ursprünglichen Vertrieb eine Infrastruktur zum Zurückgeben, Aufbereiten und Wiederverkaufen ihrer Kleidermarken aufzubauen. Um hier erfolgreich zu sein, müssen sie auf eine nahtlose Integration in ihre bisherigen Prozesse achten.
2. Mode-Abonnements: Abo-Modelle sind in vielen anderen Branchen schon lange etabliert, denn sie sorgen einerseits für regelmäßige Einnahmen und erhöhen andererseits die Kundenbindung. Allerdings ist die Schwelle für Konsumenten, ein Abonnement abzuschließen, höher, als einen Einmalkauf zu tätigen. Modeunternehmen benötigen also ein besonders überzeugendes Angebot und sollten Hürden beim Einstieg minimieren, zum Beispiel durch kurze Kündigungsfristen oder einen attraktiven Einstiegspreis. Dann können sie von der erheblich höheren Zahlungsbereitschaft profitieren – solange sie dafür sorgen, dass ein möglicherweise gestiegener Vertriebsaufwand diese Gewinnmarge nicht wieder auffrisst.
3. Clothing-as-a-Service: Abgeschaut aus dem Software-Bereich und dem bereits genannten Abo-Modell nicht unähnlich, sind sogenannte Clothing-as-a-Service(CaaS)-Angebote. Seit der Online-Verleihservice „Rent the Runway“ 2009 gestartet ist, gewinnt CaaS immer mehr an Popularität. Besonders attraktiv für Konsumenten: Sie müssen sich nicht für eine Marke entscheiden, sondern können die unterschiedlichsten Brands über einen einzigen Verleihkanal mieten. Services wie Styling-Tipps, persönliche Shoppingberater oder turnusmäßige Lieferungen erhöhen den Wert zusätzlich. So erreichen die Unternehmen neue (jüngere) Zielgruppen, verbessern die Kundenbindung und tragen zu einer nachhaltigen Sharing Economy bei.
Um mit innovativen Geschäftsmodellen wie diesen erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen jedoch strategisch vorgehen: Nach einer gründlichen Marktanalyse müssen sie ein Angebot entwickeln, das für ihr angestrebtes Kundensegment attraktiv ist, die dazu passende Produkt- und Preisstrategie finden, die operative und finanzielle Machbarkeit überprüfen und bei der Umsetzung auf Risiken und messbare Erfolge achten.