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Shopping-Ratgeber für die Weihnachtszeit

Schöner schenken mit diesen Tipps: Martina Stephany, Direktorin für Nutztiere und Ernährung bei VIER PFOTEN, informiert über Tierschutzprobleme beim Kauf von Produkten aus Wolle, Kaschmir, Mohair, Alpaka, Angora, Daunen, Pelz, Kunstpelz und Leder.

06.11.2020

Shopping-Ratgeber für die Weihnachtszeit

„Es ist ganz einfach, zum Fest der Liebe auch mit einem Herz für Tiere auf Shoppingtour zu gehen. Fest steht: Wenn Tiere ihr Fell oder ihre Wolle für unsere Kleidung hergeben müssen, ist das fast immer mit Schmerzen und Leid für die fühlenden Lebewesen verbunden. Doch warme und gemütliche Kleidung gibt es auch tierfreundlich. Am besten ist es natürlich, mehr auf pflanzliche Naturfasern zu setzen. Die tierischen Textilien, auf die man nicht verzichten möchte, sollten dann wenigstens aus besserer Haltung kommen. Damit kann jeder seinen Teil dazu beitragen, dass kein Tier für einen Pulli oder Schal leiden musste“, so Martina Stephany. Ein Überblick der gängigsten Materialien und worauf Konsumentinnen und Konsumenten achten sollten:

Wolle

Bei der in Deutschland erhältlichen Bekleidung aus Wolle ist vor allem das sogenannte „Mulesing“ ein Problem. Schafhalter schneiden ihren Lämmern große Streifen Haut um den Po herum ab – meist ohne ausreichende Betäubung. Diese blutige Prozedur wird ausschließlich in Australien betrieben, dem weltweit größten Wollproduzenten. 75 Prozent der Wollexporte und 90 Prozent der feinen Merinowolle für den globalen Textilmarkt stammen von dort. Grund für das Mulesing ist die Fliegenmadenkrankheit (Myiasis), die durch das Abschneiden von Hautfalten verhindert werden soll. VIER PFOTEN spricht sich vehement gegen Mulesing aus. Die globale Stiftung für Tierschutz engagiert sich dafür, dass Textilunternehmen ausschließlich mulesing-frei zertifizierte Woll-Produkte anbieten. Inzwischen haben sich mehr als 180 internationale Bekleidungsmarken gegen Mulesing ausgesprochen. Auch beim Kauf von Wollgarnen für den selbstgestrickten Pullover sollten Konsumentinnen  und Konsumenten vorsichtig sein. Denn auch Strickgarne können von australischen Mulesing-Schafen stammen.

VIER PFOTEN rät bei Wolle: Verbraucherinnen und Verbraucher können sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Folgende Labels zeichnen Wolle aus, die frei von Mulesing ist: Responsible Wool Standard (RWS), ZQ Merino, Nativa und New Merino. Alle anderen Marken können Mulesing-Produkte beinhalten. Bei australischer Wolle gilt das sogar für Bio-Siegel, denn diese schließen in Australien Mulesing nicht aus.

Textilien ohne Tierleid: Shopping-Ratgeber für die Weihnachtszeit

Kaschmir, Mohair und Alpaka-Wolle

Kaschmirziegen, Angoraziegen und Alpakas leiden vor allem unter den fehlenden Tierwohlrichtlinien in den größten Produktionsländern. Die Tiere werden meist extensiv gehalten. Das bedeutet, dass sie den Großteil draußen auf der Weide oder in der Steppe sich selbst überlassen werden. Die Folgen sind oft unzureichende Verpflegung, kein Schutz vor Wind und Wetter, ausbleibende oder zu späte ärztliche Versorgung sowie eine fehlende Mensch-Tierbeziehung. Letztere löst vor allem Stress und Panik aus, wenn es zur Schur oder notwendigen Behandlungen (zum Beispiel Wurmkur) kommt, da die Tiere sehr scheu und den Kontakt nicht gewohnt sind.

Alpaka-Wolle liegt voll im Trend. In Deutschland werden rund 20.000 Alpakasgehalten. Allerdings leben 3,5 Millionen der weltweit rund 4,4 Millionen Tiere in Peru. Aus dem Andenstaat stammt 90 Prozent der für den Weltmarkt produzierten Alpakawolle. Problematisch: Es gibt bei der Alpaka-Haltung noch keine Tierwohlstandards. Damit die Tiere nicht weglaufen, werden diese zur Schur oft mit Seilen in einer Art Schurvorrichtung festgebunden. Alpakas haben dabei Todesängste und fangen vor lauter Stress und Angst an, Speisebrei hochzuwürgen.

Kaschmir ist das ultraweiche Unterhaar von Kaschmirziegen, das vor allem für Pullover und Accessoires im Premium-Bereich verwendet wird. 90 Prozent der Kaschmirproduktion stammt aus China, der Mongolei und Tibet und in kleineren Mengen wird auch in Afghanistan, Iran und sogar Australien und Neuseeland produziert. Jährlich leiden über 100.000 Kaschmirziegen vor allem unter dem sogenannten „Kämmen“. Um an das besonders feine Unterhaar zu kommen, wartet man nicht ab, bis die Tiere es von allein auf natürliche Art und Weise verlieren: Statt das Unterhaar vorsichtig herauszukämmen, wird es den Tieren im Akkord mit Metallkämmen schmerzhaft herausgerissen. Es gibt einen Kaschmirstandard, der leider genau dieses Problemthema nicht verhindert. Deshalb rät VIER PFOTEN davon ab, Kaschmirprodukte zu kaufen.

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Mohair bedeutet aus dem Arabischen übersetzt: „Stoff aus Haaren“. Die Wolle stammt von Angora-Ziegen und gehört zu den leichtesten Textilfasern, die es gibt. Je älter ein Tier ist, desto dicker sind seine Haare. Das lange weiß-gelockte Fell ist besonders seidig und weich und deswegen in der Textilindustrie heiß begehrt. Die Wolle wird verwendet, um Pullover, Mützen, Schals, aber auch Decken, Teppiche, Perücken und Kinderspielzeug herzustellen. Die Hälfte des weltweit vertriebenen Mohairs stammt aus Südafrika. Der Rest kommt aus den USA, Australien und der Türkei. Millionen Angoraziegen müssen für ihr begehrtes Haar leiden. Ein Tierwohlstandard ist derzeit in der Entwicklung aber noch nicht getestet.

VIER PFOTEN rät bei Kaschmir, Mohair und Alpaka: Da Tierwohl-Standards entweder noch nicht ausreichend geprüft sind oder Probleme nur unzulänglich angegangen werden, rät VIER PFOTEN von der Verwendung bzw. dem Kauf dieser Garne ab. VIER PFOTEN steht im ständigen Austausch mit Zertifizierern und dem Handel, um Verbesserungen für die Tiere zu erwirken. Positive Eigeninitiativen von Marken und dem Handel sind hier ein wichtiger Hebel, um langfristige Verbesserungen zu gewährleisten.

Angorawolle

Angorawolle ist besonders flauschig, stammt vom Angora-Kaninchen und wird als Luxustextil gehandelt – ebenso wie Kaschmir und Mohair. 90 Prozent der Angorawolle stammt aus China. Das Land hält rund 50 Millionen Tiere. In China gibt es keine Tierschutzgesetze und Tierquälerei wird nicht bestraft. Angora-Kaninchen werden alle drei Monate grausam gerupft oder geschoren. Nach zwei bis fünf Jahren wartet auf die Kaninchen die Schlachtbank. Die Kaninchen werden systematisch überzüchtet, sodass es zu Sehbehinderungen und Augenkrankheiten kommen kann und aufgrund des unnatürlich starken Fellwuchses können die Tiere Hitze nicht mehr selbst regulieren. Zudem sind Angora-Kaninchen sehr soziale Tiere und brauchen Gesellschaft und viel Platz zum Rumhoppeln. Deshalb ist es nicht artgerecht, die Hasen ihr ganzes Leben in winzig kleine Käfige zu sperren. Durch diese Haltung können sie kaum ihre natürlichen Verhaltensweisen ausüben. Es kommt durch den Platzmangel zu Deformationen der Wirbelsäule, Verletzungen an den Pfoten und Beinen sowie Verhaltensstörungen und Aggressionen durch die Unterforderung.

VIER PFOTEN rät bei Angorawolle: Es gibt keine tierfreundliche Produktion von Angorawolle und daher ist auch jeder Angora-Tierwohlstandard inakzeptabel. Deshalb lehnt VIER PFOTEN die Verwendung und den Kauf von Angorawolle vehement ab.

Daunen

Daunen in Jacken, Kissen, Decken und ähnlichen Produkten stammen in der Regel von Gänsen und Enten aus der Intensivtierhaltung. Und damit nicht genug – im schlimmsten Fall leiden die Tiere unter grausamem Lebendrupf oder Stopfmastproduktion.

VIER PFOTEN rät bei Daunen: Möchten Verbraucherinnen und Verbraucher Tierleid ausschließen, empfiehlt VIER PFOTEN, auf Daunen-Alternativen (siehe Liste weiter unten) zurückzugreifen. Diese nehmen es in Punkto Wärme und Qualität locker mit Daunen auf. Wer auf Daunen nicht verzichten kann, kann sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Folgende Labels schließen Lebendrupf und Stopfmast aus: Responsible Down Standard (RDS), Global Traceable Down Standard (Global TDS) oder Downpass 2017.

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung spricht sich gegen Echtpelz aus.

Pelz und Kunstpelz

Mützen mit Pelz-Pompoms, Fellbesatz an Kapuzen, Krägen, Handschuhen oder Schuhen: Hinter jeder noch so kleinen Pelzapplikation kann sich enormes Tierleid verbergen. Denn trotz massiver Aufklärung halten sich noch immer viele Irrtümer: So wird Echtpelz nicht immer gekennzeichnet, sondern oft als Kunstpelz deklariert. Auch die Annahme, dass es tierfreundlich hergestellten Echtpelz gibt, ist ein Irrglaube. Zertifizierungen wie „ethisch korrekter Pelz“ oder „tierfreundlicher“ europäischer Pelz sind Bezeichnungen, die sich Modehersteller überlegt haben, um den Abverkauf dieser Pelzprodukte zu fördern. VIER PFOTEN setzt sich für ein pelzfreies Europa ein und ist als Repräsentant des „Fur Free Retailer Program“ in Deutschland, Österreich, Bulgarien, Südafrika und Australien maßgeblich daran beteiligt, große Modehäuser zu einer pelzfreien Zukunft zu bewegen.

VIER PFOTEN rät bei Pelz und Kunstpelz: Pelz steht immer für leidende Tiere und auch Kunstpelz kann Echtpelz sein. Deswegen rät VIER PFOTEN vom Kauf jeglicher Pelzprodukte ab.

Leder

Leder wird oft als sogenanntes Nebenprodukt der Fleischproduktion wahrgenommen. Aber auch die Herstellung von Leder ist mit Schmerzen für die Tiere verbunden. Informationen darüber, woher Unternehmen Leder für Schuhe, Gürtel oder Jacken beziehen, gibt es kaum – und somit gibt es auch keinen Tierschutzstandard. Außerdem sind bisher kaum Herkunftslandbezeichnungen auf Lederprodukten zu finden. VIER PFOTEN ist derzeit kein Unternehmen bekannt, dass die komplette Lederlieferkette im Hinblick auf Tierschutzaspekte transparent offenlegt.

VIER PFOTEN rät bei Leder: VIER PFOTEN fordert tierfreundliche Verbraucher dazu auf, auf Lederprodukte zu verzichten. Es gibt bereits viele attraktive Leder-Alternativen.

Alternativen zu Tierprodukten

Es gibt eine breite Auswahl an Alternativen an Produkten, für die kein Tier leiden musste:

  • Wollalternativen: Organische Baumwolle, Lyocell/Tencel, Hanf, Leinen, Modal, Recyceltes Acryl
  • Daunenalternativen: Mais/PLA, PrimaLoft, Bambus, Organische Baumwolle, Kapok, Arvenspäne, Recyceltes Polyester
  • Lederalternativen: Ananasleder (Piñatex), Pilzleder (MuSkin), Leder aus Fasern der Bananenpflanze (Bananatex) oder Kunstleder (Polyurethan).

Martina Stephany: „Die Konsumentinnen und Konsumenten haben es selbst mit in ihrer Hand, mehr Tierwohl auf die Agenda zu setzen: Sie können bei Marken und Händlern nachfragen, woher die Textilien kommen, wie die Tiere gehalten werden und vor allem, wie Tierschutz verlässlich sichergestellt werden kann. Damit üben sie Druck aus und helfen, die Haltungsbedingungen für Tiere zu verbessern. VIER PFOTEN arbeitet im Austausch mit der Industrie daran, Lösungen für die Tiere zu erarbeiten. Doch ganz ohne Hilfe der Verbraucherinnen und Verbraucher wird es nicht gehen. Und nicht vergessen: Auch wenn Sie bewusst nachhaltige Materialien kaufen, die nicht von Tieren stammen, ist das ein Statement für den Tierschutz.“

Weitere Informationen zu Mode und Tierschutz finden Sie hier.

Quelle: UD/pm
 

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