Mode

So sehr schadet die Modeindustrie Tieren und der Umwelt

Der zweiteilige neue Bericht „Untragbar“ von Vier Pfoten beleuchtet die Schattenseite der Modeindustrie in Bezug auf Umwelt und Tierleid.

03.08.2023

So sehr schadet die Modeindustrie Tieren und der Umwelt
Vier Pfoten empfiehlt, bei der Wahl von Kleidung auf tierfreundliche Materialien zu achten.

Die Produktion und Verarbeitung tierischer Materialien wie Wolle, Pelz und Daunen setzt hochgiftige Chemikalien frei, beansprucht einen erheblichen Teil der Landnutzung und hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Tierschutz. Der Bericht zeigt, dass der Modekonsum drastisch reduziert werden muss. Die globale Tierschutzstiftung informiert Verbraucher:innen darüber, worauf sie beim Kauf achten müssen und will mit dem „Untragbar"-Bericht mehr Unternehmen und Verbraucher:innen dazu anregen, sich bewusst für tierfreundliche Materialien zu entscheiden, ohne auf modische Kleidung verzichten zu müssen.

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„Die Vorstellung, dass tierische Materialien lediglich ein Nebenprodukt der industriellen Tierhaltung sind, ist sachlich falsch und ein Versuch der Modeindustrie, keine Verantwortung für die Tötung von jährlich fünf Milliarden Tieren zu übernehmen. Doch Mode und Lebensmittel sind systematisch miteinander verknüpft, Wolle und Co. sind nicht nur Neben-, sondern auch lukrative Hauptprodukte. Die intensive Tierhaltung nimmt immer mehr zu, was nicht nur schwerwiegende Folgen für das Wohlergehen der Tiere hat, sondern auch eine der Hauptursachen für die Klimakrise und die Abholzung der weltweiten Tropenwälder ist. Hier müssen Unternehmen viel mehr tun – dazu gehört etwa, die Bedingungen für die in ihren Lieferketten verwendeten Tiere zu verbessern. Mindestens genauso wichtig ist es aber, weniger tierische Materialien und viel mehr innovative Alternativen zu verwenden. Nur so wird es positive Auswirkungen für die Tiere selbst, auf die Artenvielfalt und unser Klima geben“, sagt Anne Wessendorf, zuständige Campaignerin für Tierschutz in der Modebranche bei Vier Pfoten.

Die Probleme bei der Modeproduktion

Der „Bericht „Untragbar“ zeigt auf, dass die Modeindustrie Verursacherin zahlreicher Probleme ist: Schlechte Arbeitsbedingungen in Niedriglohnländern, hohe Treibhausgasemissionen während der Produktion und schwerwiegende Verstöße gegen den Tierschutz, wie zum Beispiel Mulesing, Lebendrupf oder Pelztierzucht. Trotz dieser erschreckenden Fakten sind sich viele Unternehmen der zahlreichen negativen Auswirkungen von Textilien tierischen Ursprungs nicht bewusst. Andere halten weiterhin an dem Mythos fest, die Materialien seien lediglich ein Nebenprodukt der Fleisch- und Milchindustrie und dass diese weniger umweltschädlich seien.

Die Lösung: Bereits über hundert Unternehmen nutzen „Next-Gen“-Materialien

Es gibt inzwischen über hundert Unternehmen, die innovative Materialien der nächsten Generation, sogenannte „Next-Gen“-Materialien, entwickeln, verbessern und weiterentwickeln. Die Materialien der nächsten Generation haben in der Regel geringere Auswirkungen auf die Umwelt und bergen keine Risiken für den Tierschutz. Inzwischen nutzen zahlreiche Unternehmen diese Materialien. Dazu gehören auch globale Schwergewichte wie Stella McCartney, Pangaia, adidas, Puma, Nike, Marc O'Polo, Hugo Boss, H&M und viele mehr (ab Seite 20).

Die wichtigsten Alternativen zu tierischen Materialien:

Pelzalternativen: Biobasierter Pelz, verwendet pflanzliche und mikrobielle Fermentation, Hanf oder Mittels Fermentation gewonnene Proteinstapelfasern. Wollalternativen: Holzzellulose, Regenerierte Zellulose, Biobasierte regenerative Fasern aus Abfällen aus Kokos und Hanf, Mikrobielle Cellulose aus Calotropis-Arten und regenerierter Bio-Baumwolle. Daunenalternativen: Kapokfasern, Mittels Fermentation gewonnene Proteinstapelfasern, regenerierte Fasern aus recycelten Stoffen. Die komplette Liste an Alternativen zu tierischen Materialien finden Sie in der Zusammenfassung des „Untragbar“-Berichts auf den Seiten 8/9.

Vier Pfoten appelliert an die Unternehmen

Unternehmen sollten sich öffentlich dazu zu verpflichten, die Verwendung von tierischen Materialien zu reduzieren und stattdessen auf „Next-Gen“-Materialien beziehungsweise auf recycelte, tierfreie Materialien umzusteigen und in diese zu investieren. Unternehmen, die weiterhin Materialien tierischen Ursprungs verwenden sollten nur 100 Prozent zertifizierte recycelte tierische Materialien oder tierische Materialien, die nach den bestmöglichen Tierschutzrichtlinien zertifiziert sind, verwenden. Die globale Tierschutzstiftung fordert von Unternehmen, sinnvolle Tierschutzrichtlinien (mit-)entwickeln, diese zu kommunizieren und auch über Zertifizierungen hinauszugehen und mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten, um hohe Tierschutzstandards zu erreichen. Darüber hinaus sollten Unternehmen keine Materialien von Wildtieren verwenden, unabhängig davon, ob es sich um Tiere aus freier Wildbahn oder aus Zuchtbetrieben handelt.

Vier Pfoten empfiehlt Verbraucher:innen

Verbraucher:innen sollten ihren Konsum von Mode reduzieren und die 80:20-Regel beherzigen: Das bedeutet, die Garderobe zu 80 Prozent aus Vintage-Kleidung und zu 20 Prozent aus neuer Kleidung zusammenzustellen. Sie können außerdem tierfreie biobasierte oder recycelte Materialien einkaufen, wie etwa Schuhe aus Pilzen. Inzwischen werden auch Produkte, die aus Abfällen hergestellt werden, vermehrt angeboten. Dazu zählen etwa Artikel aus ausrangierten Fischernetzen und Pflanzenabfällen. Weitere Tipps für Verbraucher:innen gibt es hier.

Hintergrund

Die Produktion von tierischen Materialien geht Hand in Hand mit der weltweiten Fleischproduktion, die für 16,5 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Bei der Verdauung der Tiere werden große Mengen an Methan ausgestoßen. Die Pelztierzucht ist von Natur aus grausam, da Wildtiere in kleine Käfige gepfercht werden. Keine Initiative zur Zertifizierung des Tierschutzes für Pelztiere kann den Tieren in Pelzfarmen ein lebenswertes Leben bieten. Schafe in den Wolllieferketten werden regelmäßig Verstümmelungen wie Mulesing und Kastration ohne notwendige Schmerzlinderung sowie stressigen Schurpraktiken und langen Transporten ausgesetzt. Gänse und Enten sind in den Daunenlieferketten weiterhin dem Risiko des Lebendrupfs und der Zwangsfütterung ausgesetzt.

Der „Untragbar“-Bericht

  • Zusammenfassung des Berichts finden Sie hier.

  • Hier finden Sie Teil 1: Warum die Reduzierung tierischer Materialien für eine nachhaltige Modeindustrie entscheidend ist.

  • Hier finden Sie Teil 2: Ein Überblick über die negativen Auswirkungen von Pelz, Wolle, Daunen und Leder in der Mode.
Quelle: UD/pm
 

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