Bürger wollen mehr Beteiligung an Wissenschaft
Nahezu jeder zweite Deutsche möchte, dass die Gesellschaft stärker in Entscheidungen über Wissenschaft und Forschung einbezogen wird. Nur jeder Fünfte ist der Auffassung, dass Bürgerinnen und Bürger genügend eingebunden werden. Das geht aus dem Wissenschaftsbarometer 2014 hervor. Die repräsentative Umfrage im Auftrag von Wissenschaft im Dialog (WiD) betrachtet aktuelle Einstellungen der Bundesbürger zu Themen aus Wissenschaft und Forschung.
14.08.2014
Das Wissenschaftsbarometer 2014 zeigt ein insgesamt großes Interesse an Themen aus Wissenschaft und Forschung. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie manchmal oder oft Artikel zu wissenschaftlichen Themen lesen und 40 Prozent besuchten im vergangenen Jahr mindestens einmal ein Wissenschafts- oder Technikmuseum. Ein Drittel der Deutschen kann sich vorstellen, aktiv an einem Citizen Science-Projekt mitzuarbeiten und gemeinsam mit Wissenschaftlern ein Forschungsprojekt voranzubringen. Diese enorme Bereitschaft und das allgemein große Interesse an Forschung wertet Markus Weißkopf, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog, als Hinweis dafür, „dass die Wissenschaftskommunikation mit ihren Angeboten auf eine große Nachfrage trifft und die Bürger stärker in die Weiterentwicklung der Wissenschaft eingebunden werden sollten“.
Einfluss von Wissenschaft auf die Politik zu gering
Das Wissenschaftsbarometer 2014 zeigt weiterhin, dass aus Sicht der Mehrheit der Deutschen der Einfluss von Forschung und Wissenschaft auf die Politik zu gering ist. 52 Prozent der Befragten halten den Einfluss von Wissenschaft auf politisches Handeln für eher oder viel zu gering.
Bedeutung von Wissenschaft für die Gesellschaft
Bedeutung und Nutzen von Wissenschaft für die Gesellschaft werden von einer großen Mehrheit als hoch eingeschätzt. Mehr als die Hälfte der Befragten möchte trotz einer notwendigen Reduzierung der Staatsausgaben keine Kürzungen bei den Ausgaben für Forschung. „Wissenschaft und Forschung brauchen verlässlichen gesellschaftlichen Rückhalt. Daher ist es erfreulich, dass die Bürgerinnen und Bürger im Wissenschaftsbarometer großes Vertrauen in die Forschung zum Ausdruck gebracht haben“, sagt Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von WiD. „Die Wissenschaft muss dieses Vertrauen pflegen und den Anliegen der Gesellschaft offen begegnen. Gleichzeitig beruht die Leistungskraft von Wissenschaft darauf, dass sie neben aktuellen Problemvorgaben auch einem genuinen Interesse an grundlegender wissenschaftlicher Welterkenntnis folgt – auch im Bereich großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie dem Klimawandel oder demografischen Veränderungen. Die Freiräume und Ressourcen, die solche Forschung benötigt, wären ohne breite gesellschaftliche Unterstützung nicht denkbar.“
Vertrauen in die Aussagen von Wissenschaftlern
Im Hinblick auf ihr Vertrauen in die Aussagen von Wissenschaftlern äußern sich die Bundesbürger sehr differenziert. „Die Studie zeigt, dass das grundsätzliche Vertrauen der Deutschen in die Wissenschaft heute groß, aber in den jeweiligen Forschungsbereichen durchaus sehr unterschiedlich ausgeprägt ist: Das Vertrauen in die Aussagen von Wissenschaftlern ist beispielsweise bei Erneuerbaren Energien sehr viel größer als bei Grüner
Gentechnik. Das liegt nicht an den Forschungsergebnissen sondern an der Kommunikation von Wissenschaft in die Öffentlichkeit“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des WiD-Lenkungsausschusses Volker Meyer-Guckel vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Mehrheit plädiert für Erforschung von Fracking
Bei der Frage nach den wichtigsten Forschungsbereichen für die Zukunft liegen Gesundheit und Ernährung weit vorn. Die Hälfte der Befragten sieht diese als die zentralen Forschungsbereiche der Zukunft an, dicht gefolgt von Klima und Energie. Aktuell spricht sich die Mehrheit der Befragten außerdem für eine unbedingte oder eingeschränkte wissenschaftliche Erforschung von Fracking aus.
Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2014 basieren auf 1004 Telefoninterviews (Festnetz), die im Zeitraum vom 30. Juni bis 5. Juli 2014 im Rahmen einer Mehrthemenumfrage von der TNS Emnid Sozialforschung im Auftrag von Wissenschaft im Dialog durchgeführt wurden. Als Grundgesamtheit diente die bundesdeutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahren. Das Wissenschaftsbarometer 2014 wird gefördert von der Philip Morris Stiftung und vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften GESIS unterstützt.