Filtertechnik in Schwimmbädern schont die Umwelt
In Deutschland gibt es zurzeit rund 6.700 öffentliche Schwimmbäder. Neben den hohen Betriebskosten ist auch die Umweltbelastung, etwa durch die Abwässer, ein Thema. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) widmet sich mit Partnern einem Projekt zur Wasseraufbereitung. Chlorrückstände im Wasser werden durch eine neue Membrantechnik herausgefiltert.
25.09.2015
Mit schnellen Schlägen durchpflügt die Schwimmerin das Wasser im Rheintalbad in Waghäusel, Baden-Württemberg. Ganz unbemerkt von der Sportlerin fließt das Wasser in einem Schwall über den Beckenrand in den Überlauf. Kein ungewohntes Bild für ein deutsches Hallenbad, und doch ist etwas anders - denn das Rheintalbad nimmt an einer großangelegten Versuchsreihe teil: Das Schwimmbadwasser durchläuft einen besonders aufwändigen Reinigungsprozess, bevor es entweder in der Kanalisation oder wieder als recyceltes Wasser im Becken landet.
"Chlor gehört nicht in die Umwelt"
Beim Wasseraufbereiten will das bayerische Unternehmen W.E.T. Wasser.Energie.Technologie aus Kasendorf nun Abhilfe schaffen. Ein Verfahren, bei dem mit einer neuartiges Membrantechnik aus dem Wasser kleinste Partikel und auch teilweise gelöste Stoffe herausgefiltert werden, soll Desinfektionsnebenprodukte verringern und so die Umwelt und die Gesundheit der Schwimmer schonen. Die DBU unterstützt das Vorhaben fachlich und finanziell mit insgesamt über 400.000 Euro. Davon gehen 128.000 Euro in die nun startende zweite Projektphase.
„Desinfektionsmittelrückstände, wie etwa Chloroform, bilden nicht nur den typischen Schwimmbadgeruch. Sie können auch für gereizte Augen und Atemwege verantwortlich sein. Die Stoffe gehören nicht in die Umwelt und müssen aus dem Badewasser gereinigt werden“, betont Projektreferent Franz- Peter Heidenreich von der DBU. „Ebenso treibt es den Frischwasser- und Energieverbrauch in die Höhe, wodurch neue Kosten entstehen“, ergänzt er. In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) am Engler-Bunte-Institut, Bereich Wasserchemie und Wassertechnologie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) testet W.E.T. eine Kombination aus Ultrafiltration (UF) und Nanofiltration (NF) als Alternative zur bisherigen Reinigung.
Daten zum Chemikalienverbrauch
Man unterscheidet Mikrofiltration, UF und NF über den Grad der Abtrennung von Substanzen aus einem Medium – die NF filtert die kleinsten Partikel aus. „Bei der UF wird das Wasser mit Druck durch kleine Kunststoffröhrchen gepresst. An deren Innenseiten sind kleine Poren, die fünftausendmal feiner als ein menschliches Haar sind“, erklärt Michael Reis, technischer Geschäftsführer der Firma W.E.T. So sind sie in der Lage, sogar Bakterien und Viren zurückzuhalten. Noch feiner wird es im nächsten Schritt, der NF – durch Porengrößen, die nur ein Millionstel eines Millimeters groß sind, können selbst gelöste Salze und organische Stoffe zurückgehalten werden.
Die DBU begleitet und fördert das Gesamtprojekt seit 2012Nun beginnt die zweite Phase. Hierbei wird die Versuchsanlage im Rheintalbad für ein Jahr auf Probe laufen. Reis: „Es soll untersucht werden, wie die Betriebsparameter optimiert und belastbare Daten zum Energie-, Wasser- und Chemikalienverbrauch gewonnen werden können.“ Die weiterentwickelte Membrantechnik soll in dieser Zeit an die Marktreife herangeführt und bei der nächsten Überarbeitung der entsprechenden Normen des Deutschen Instituts für Normung (DIN) in diese aufgenommen werden.
Dass dieses Vorhaben sehr vielversprechend ist, belegen bereits die Ergebnisse der ersten Projektphase. „Bei einer dreimonatigen Testphase konnte im Rheintalbad Frischwasserqualität erreicht werden“, bestätigt Dr. Florencia Saravia vom Engler-Bunte Institut, die die Wasserproben im Labor untersuchte. DBU-Experte Heidenreich: „Das gibt nicht nur Sicherheit mit Blick auf die Gesundheit. Weniger Rückstände belasten die Umwelt – und ganz nebenbei wird so auch der kommunale Geldbeutel geschont.“ Spätestens hier merkt auch die Schwimmerin im Rheintalbad einen Unterschied: Das wiederaufbereitete Wasser muss weniger gechlort werden als bisher.