Innovation & Forschung

Neue TEEB-Studie: Natur als Kapital

Welchen Beitrag leistet die Natur für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume? Wie kann ihre Multifunktionalität erhalten und gefördert werden? Und setzt die europäische und deutsche Agrarpolitik dazu die richtigen Hebel an? Naturkapital Deutschland – TEEB DE macht durch eine ökonomische Perspektive die Potenziale und Leistungen der Natur sichtbar und erfassbar. Der nun vorliegende zweite Bericht spricht sich klar für die stärkere Einbeziehung der Natur und ihrer Leistungen in Entscheidungen über Nutzung und Entwicklung ländlicher Räumen aus, deckt (Fehl-)Anreize und Entscheidungsdefizite auf und bietet Lösungen für eine dauerhafte Sicherung des Naturkapitals in ländlichen Räumen an.

25.01.2016

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„Eine Investition in die Natur ist eine Investition in die Zukunft“, betont der Leiter der deutschen TEEB-Studie, Professor Dr. Bernd Hansjürgens vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). „Verlieren wir wichtige Ökosystemleistungen, führt das zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten. Besonders die Entwicklungsperspektiven ländlicher Räume werden dadurch eingeschränkt.“ Menschliches Wohlergehen und wirtschaftliche Entwicklung hängen entscheidend von den Leistungen der Natur ab. Sie versorgen uns mit Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie, bieten Orte der Erholung und sorgen für Klima- und Naturschutz.

Naturschutz ist wirtschaftlich sinnvoll

Eine starke Konzentration auf die Erbringung weniger Ökosystemleistungen – wie dies besonders in ländlichen Räumen der Fall ist – führt oft zu erheblichen volkswirtschaftlichen Einbußen. Eine allein auf Produktivität ausgerichtete Landwirtschaft führt zu Emissionen von Klimagasen und einer übermäßigen Belastung der Gewässer und Meere. Multifunktionale Agrarlandschaften dagegen reduzieren Belastungen und erhalten das Naturkapital. „Die Unterschiede kann man auch in Zahlen ausdrücken. Der fortschreitende Grünlandumbruch in Deutschland führt beispielsweise pro Hektar und Jahr zu gesellschaftlichen Folgekosten zwischen 440 und 3.000 Euro. Den Grünlandverlust zu stoppen ist nicht nur eine naturschutzfachliche Aufgabe, sondern vor allem auch eine volkswirtschaftlich sinnvolle Investition. Artenreiches Grünland trägt erheblich zur Erhaltung unserer biologischen Vielfalt bei“, so Hansjürgens.

Der zweite TEEB DE-Bericht “Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen – Grundlage für menschliches Wohlergehen und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung“ zeigt sowohl den vielfältigen Nutzen des Schutzes, der nachhaltigen Nutzung und der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme als auch die Kosten ihres Verlustes auf. Durch eine ökonomische Perspektive auf ländliche Räume werden (Fehl-)Anreize und Entscheidungsdefizite aufgedeckt und Lösungen für eine dauerhafte Sicherung des Naturkapitals in ländlichen Räumen angeboten.

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Schon kleine Maßnahmen haben eine große Wirkung

„Wir können schon auf kleinen Flächenanteilen und mit wenigen Maßnahmen wichtige Wirkungen für Natur und Umwelt erzielen“, fasst die Berichtsleiterin Professor Dr. Christina von Haaren von der Leibniz Universität Hannover die Ergebnisse des Berichtes zusammen. So konnte bei der Untersuchung des volkswirtschaftlichen Nutzens von Gewässerrandstreifen in Niedersachsen festgestellt werden: Bereits die ökonomisch bewertbaren Nutzen dieser Maßnahmen würden die aufgewendeten Kosten um das 1,8-fache übersteigen. „Für den Unterhalt oder die Neuanlage von Landschaftsstrukturelementen wie Hecken, Gewässerrandstreifen oder anderer Säume müssten im Verhältnis nur kleine Flächen aus der Nutzung genommen werden, während die positiven Auswirkungen auf den Boden- und Hochwasserschutz, das Landschaftsbild oder die biologische Vielfalt einem viel größeren Raum zugutekommen“, unterstreicht von Haaren.

Diese und ähnliche Beispiele des zweiten TEEB DE-Berichts zeigen: Ein Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Nutzungsformen in ländlichen Räumen lohnt sich gesellschaftlich. Doch es werden dringend bessere Maßnahmen zur Realisierung dieser Potenziale benötigt. „Wie unterstützen daher die Forderung, die Direktzahlungen in der ersten Säule der Agrarpolitik als rein flächenbezogene Subventionierung abzuschaffen und dafür verstärkt Mittel in der zweiten Säule der Agrarumweltpolitik (Agrarumweltmaßnahmen) als ‚echte’ Honorierung zusätzlicher öffentlicher Leistungen der Landwirtschaft effizient einzusetzen“, so von Haaren abschließend.

An der Erstellung des Berichts waren mehr als 130 Personen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft als Autorinnen und Autoren sowie als Gutachterinnen und Gutachter beteiligt. Sie fordern, die flächendeckend wirkenden Triebkräfte der Naturzerstörung abzumildern, gefährdete Bereiche besonders zu schützen und den Einsatz öffentlicher Mittel stärker an die Bereitstellung eines gesellschaftlich ausgewogenen Bündels von Ökosystemleistungen zu knüpfen.

Quelle: UD/pm
 

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