Fraunhofer-Gesellschaft gründet Verbund für Innovationsforschung
Das Wissen um die komplexen Wirkungen neuer Technologien ist erfolgskritisch für ganze Volkswirtschaften. Struktureller Wandel durch technologische Entwicklungen muss daher frühzeitig erkannt und verstanden werden, um die langfristigen Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft in ökonomischer, sozialer, politischer und auch kultureller Hinsicht aktiv gestalten zu können. Mit einem eigenen Verbund für Innovationsforschung stärkt die Fraunhofer-Gesellschaft künftig ihre Rolle im forschungs-, technologie- und innovationspolitischen Dialog mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. So baut sie ihre Position als führender Akteur im deutschen Innovationsgeschehen weiter aus.
08.08.2017
Technologische Wandlungsprozesse wie die Digitalisierung lassen verschiedenste Lebens-, Erfahrungs- und Arbeitswelten miteinander verschmelzen. Sie eröffnen neue Gestaltungsmöglichkeiten, gehen aber auch einher mit grundlegenden Veränderungsprozessen. Gerade die rasanten Entwicklungen rund um die digitale Transformation werfen drängende Fragen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf. Diese erfordern mitunter rasches Handeln, damit die politischen Rahmenbedingungen mit der technologischen Entwicklung Schritt halten können. »Mit ihren vielfältigen Kompetenzfeldern ist Fraunhofer seit Jahrzehnten zuverlässiger wissenschaftlicher Partner der Wirtschaft. Auf Basis unserer exzellenten Vorlaufforschung und unserer Marktkenntnis tragen wir originäre Transferleistungen zur Sicherung der Wertschöpfung in Deutschland und Europa bei. Wir bekennen uns dabei durchweg zu unserer Verantwortung, auch die politischen Entscheidungsträger mit unserer Expertise bestmöglich zu unterstützen«, erklärt Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer. »Deutschland muss bei systemrelevanten Innovationen ebenso wie bei Innovationen mit disruptivem Potenzial eine Spitzenreiterposition einnehmen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, einen eigenen Fraunhofer-Verbund zum Thema Innovationen mit dem Schwerpunkt der sozioökonomischen und soziotechnischen Forschung zu gründen.«
Schlüsseltechnologien für zukunftsorientierte Innovationen
Der neue Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung nimmt seine Arbeit zum 1. Juli 2017 auf und besteht zunächst aus vier Forschungseinrichtungen mit über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart, das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig, das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT in Euskirchen und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe. »Durch die Gründung des neuen Verbunds möchte die Fraunhofer-Gesellschaft ihre Rolle auf dem Gebiet der Erforschung und Begleitung von Innovationsprozessen und der sie bestimmenden technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen weiter ausbauen«, betont Verbundvorsitzender Prof. Wilhelm Bauer, zugleich Leiter des Fraunhofer IAO. »Europaweit verfügen wir im Bereich der angewandten Forschung über das am breitesten gefächerte Technologieprofil mit Kompetenzen in Bereichen wie ressourceneffizienter Produktion, Verkehr und Mobilität, Energie und Wohnen, Information und Kommunikation, Schutz und Sicherheit sowie Gesundheit, Ernährung und Umwelt. Die Verknüpfung mit sozioökonomischer und soziotechnischer Forschung bildet hier ein neues Alleinstellungsmerkmal.«
Technikbezogene Zukunftsfragen mit Systemrelevanz
Der Fokus des neuen Verbunds wird zunächst in der Stärkung der Fraunhofer-Gesellschaft im forschungs-, technologie- und innovationspolitischen Dialog mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft liegen. Er versteht sich zudem als Plattform für technikbezogene Zukunftsfragen mit Systemrelevanz. In dieser Funktion soll der neue Verbund eine entscheidende Maßnahme der neu gestarteten Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) flankieren: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Ausstattung mit modernsten Geräten und Anlagen in elf Fraunhofer- und zwei Leibniz-Instituten mit rund 350 Millionen Euro, um technologische Fähigkeiten für zukunftsrelevante Themenfelder in einem gemeinsamen Technologiepool zusammenzuführen. »Dabei kann es um die Entwicklung bestehender wie neuer Markt- oder Kundenbedürfnisse gehen, um die Bewertung disruptiver Geschäftsmodelle und innovativer Dienstleistungen oder auch um Empfehlungen für Technologieroadmaps und Innovationsstrategien. Die Mikroelektronik soll als eine der wichtigsten deutschen Schlüsseltechnologien international mehr Gewicht erlangen – daran gilt es, disziplinübergreifend gemeinsam zu arbeiten«, ergänzt Neugebauer. »Denn bei der Entwicklung und Implementierung neuer Technologien ergibt sich stets die Gelegenheit, sich an die Spitze strategisch wichtiger Transformationen zu setzen. So können wir schon heute richtungsweisende Impulse und enormes Innovationspotenzial für morgen aktivieren.«