Insektenmehl als nachhaltiges Aquakultur-Futter
Rund die Hälfte des weltweit verzehrten Fisches stammt schon jetzt aus Aquakultur. Doch um die Ökosysteme zu entlasten, muss die Fischzucht dringend nachhaltiger gestaltet werden. Eine große Rolle spielen alternative Futtermittel, die auf Fischmehl und Fischöl aus Wildfang verzichten. Eiweißreiche Insektenlarven haben dafür großes Potenzial. Doch neue Ansätze müssen technisch und wirtschaftlich tragfähig sein, um sich durchzusetzen. Daher wird das Zuchtkonzept für die „Schwarze Soldatenfliege“ (Hermetia illucens) des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt gefördert.
09.05.2017
„Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege können mit organischen Reststoffen ernährt werden, zum Beispiel Abfällen und Nebenprodukten aus der Landwirtschaft. Bisher ungenutzte Nährstoffe werden so recycelt und einem intelligenten Stoffkreislauf zugeführt, der sich an der Natur orientiert“, erklärt Projektleiter Martin Tschirner, der in der IGB-Abteilung Ökophysiologie und Aquakultur an alternativen Proteinfuttermitteln forscht.
Auf Basis des IGB-Forschungswissens soll in der jetzt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Sondierungsphase von „InProSol – Innovative Protein Solutions“ ein tragfähiges Grundkonzept für die wirtschaftliche Großproduktion von insektenbasierten Futtermitteln entwickelt werden. Analysiert wird dafür der gesamte komplexe Herstellungsprozess, unter anderem durch ein neues Input-Output-Berechnungsmodell. Am Projektende wird ein Anforderungskatalog stehen, der zum Beispiel die Standortanalyse, Produktionstechnik, Produktaufbereitung und Stoffstromplanung berücksichtigt.
Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Umweltverträglichkeit werden verknüpft
„Gelingt die großskalige Produktion von Insektenmehl, dann erhalten wir ein nachhaltiges Futtermittel mit dauerhafter Verfügbarkeit, kontrollierter Qualität und Sicherheit sowie stabilen Preisen“, erklärt Prof. Dr. Werner Kloas, Leiter der IGB-Abteilung Ökophysiologie und Aquakultur. „Hier können Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit im Sinne der Bioökonomie ideal verknüpft werden.“
Neben den Futtermitteln gebe es zudem Nebenprodukte, die wirtschaftlich interessant seien, ergänzt Tschirner: „Das Restsubstrat kann als organischer Dünger vermarktet werden, das gewonnene Insektenöl ist auch für technische Anwendungen geeignet.“
Schnittfläche von Forschung, Wirtschaft und Politik wird gestärkt
Entwickeln sich Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsanalyse sowie die europäische Rahmengesetzgebung weiter positiv, soll die IGB-Produktidee auch kommerziell verwertet werden. Ebenso sollen die Kernergebnisse den politischen Akteuren als evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage für die weiteren Strategien in der Bioökonomie dienen.
Bei der wirtschaftlichen Verwertung und Politikberatung wird das Vorhaben von der IGB-Transferstelle unterstützt. Mit diesem Bioökonomie-Projekt baut das IGB sein Engagement an der Schnittfläche von Forschung, Wirtschaft und Politik weiter konsequent aus.