Bilharziose bis 2030 ausrotten: Jedes Kind zählt
Die WHO hat vor mehr als zehn Jahren die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten intensiviert und konkrete Ziele festgelegt. Verschiedene internationale Allianzen unterstützen diese Ziele. Merck hat sich dabei von Beginn an mit viel Engagement und finanziellem Aufwand eingebracht und konzentriert sich auf die Behandlung und Ausrottung der Wurmkrankheit Bilharziose.
28.01.2020
Von Manfred Klevesath, Head of Global Health, Merck
Fast zwei Milliarden Menschen sind auf der ganzen Welt von sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) betroffen. Sie leben vor allem in den tropischen und subtropischen Regionen der Erde. Obwohl die meisten der laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt 20 NTDs grundsätzlich behandelbar sind, fehlt es in den betroffenen Gegenden vielfach an finanziellen Ressourcen oder auch an medizinischer Infrastruktur, um die Krankheiten zu bekämpfen. Die WHO hat 2011 eine „Roadmap“ zur Bekämpfung der NTDs mit Zielen bis 2020 festgelegt. Nun geht es darum, die Zielsetzungen für die kommenden zehn Jahre fortzuschreiben. Merck hat bei dieser neuen „NTD Roadmap 2030“ intensiv mitgearbeitet. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 2020 eingeführt werden.
Zur Bekämpfung der NTDs müssen alle relevanten Akteure an einem Strang ziehen. Dafür wurde im Jahr 2012 die „London Declaration on Neglected Tropical Diseases“ ins Leben gerufen. In diesem Papier verpflichten sich die international tätigen Akteure dazu, gemeinsam zehn der in der WHO-Roadmap genannten Krankheiten zu bekämpfen und, so gut es geht, auszurotten. Merck hat die London Declaration von Anfang an unterstützt und mitgetragen.
Eine der schwerwiegendsten NTDs ist die Bilharziose, deren Bekämpfung sich Merck besonders angenommen hat. Das Unternehmen hat die „Global Schistosomiasis Alliance“ mitbegründet, um die Vielzahl der in der Bilharziosebekämpfung tätigen Akteure an einen Tisch zu bringen. Dieser Verbund entwickelt ganzheitliche Lösungen, um die Eindämmung und Ausrottung dieser schwerwiegenden Wurmkrankheit voranzutreiben.
Merck spendet jedes Jahr bis zu 250 Millionen Tabletten
Bilharziose, auch als Schistosomiasis bekannt, ist eine parasitäre Wurmerkrankung und lässt sich besonders schwierig eindämmen. Die WHO geht davon aus, dass mehr als 240 Millionen Menschen pro Jahr behandelt werden müssten. Schätzungsweise 200.000 Menschen sterben jährlich daran. Besonders stark betroffen sind Kinder.
Die Erkrankung kann mit einem Medikament von Merck wirksam behandelt werden. Das Unternehmen spendet der WHO jedes Jahr bis zu 250 Millionen Tabletten davon. Seit 2007 wurden bereits mehr als eine Milliarde Stück bereitgestellt.
Tablettenspenden und medikamentöse Behandlung allein reichen jedoch nicht aus, um Bilharziose auszurotten. Erforderlich ist darüber hinaus ein integrierter Ansatz. Dazu gehört die Bereitstellung sauberen Trinkwassers und die Verbesserung der hygienischen Bedingungen. Durch die sogenannte Vektorkontrolle werden außerdem die Schnecken bekämpft, die dem parasitären Wurm als Zwischenwirt dienen.
Ganz wichtig ist auch die gesundheitliche Auf klärung der Bevölkerung. Konkret unterstützt Merck im Bereich Gesundheitsvorsorge beispielsweise ein Projekt mit der NALA-Foundation und dem äthiopischen Gesundheitsministerium in der Region Bench Maji im Südwesten Äthiopiens. Hier testen die Partner, wie man mit der richtigen Aufklärung, mit sanitären Maßnahmen, die an die lokalen Gegebenheiten angepasst sind, und einer starken Einbindung der lokalen Gemeinschaften die Verbreitung von Bilharziose reduzieren kann. Die Dorfgemeinschaften dort wirken sehr engagiert mit. Rund 260.000 Schülerinnen und Schüler in 290 Schulen wurden bereits mit den Aktivitäten zur Hygieneaufklärung erreicht.
Aktivitäten gegen Bilharziose mehr und mehr vernetzen
Die Gesamtbilanz der vergangenen zehn Jahre zeigt: Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Bilharziose waren durchaus erfolgreich: 71 Prozent aller behandlungsbedürftigen Kinder wurden 2017 erreicht. Die Prävalenz, also der Anteil der an Bilharziose Erkrankten, sank deutlich. Dr. Johannes Waltz, Leiter des Merck-Schistosomiasis-Eliminierungsprogramms, prognostiziert: „In manchen Teilen Afrikas kann es daher von nun an tatsächlich möglich sein, Bilharziose auszurotten, wenn gezielt diagnostiziert und behandelt wird.“
Für die nähere Zukunft will Merck seine Aktivitäten zur Ausrottung der Bilharziose auf allen Ebenen intensivieren. „Wir wollen unsere Tablettenlieferungen optimieren, die Tabletten noch mehr betroffenen Bevölkerungsgruppen – insbesondere Kleinkindern – zugänglich machen, und den integrierten Ansatz verstärken“, umreißt Dr. Waltz die nächsten Ziele.
Bis 2022 soll ein Medikament verfügbar sein, mit dem kleine Kinder unter sechs Jahren wirksam gegen Bilharziose behandelt werden können. Seit 2012 beteiligt sich Merck im Rahmen des „Pediatric Praziquantel Consortium“ an dessen Entwicklung. Die Forscher arbeiten an einer optimalen, für Vorschulkinder geeigneten Formulierung des bewährten Wirkstoffs. Das neue Medikament wurde mittlerweile erfolgreich in einer klinischen Studie in der Elfenbeinküste erprobt. In Kenia begann vor kurzem die erste Phase-III-Studie mit Kindern im Alter von drei Monaten bis sechs Jahren.
Intern bündelt Merck diese Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zur Verbesserung der Bilharziosebehandlung im „Global Health Institute“. Das Institut koordiniert aber auch die Entwicklung weiterer neuer Medikamente und Impfstoffe gegen übertragbare Krankheiten. Die 2017 gegründete Einrichtung hat wesentlich dazu beigetragen, dass Merck den sehr guten vierten Platz im „Access to Medicine Index“ (ATMI) belegt. Dieses Ranking untersucht, was die 20 größten globalen Pharmakonzerne unternehmen, um in über 100 Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen den Zugang zu Medikamenten zu verbessern.
Mit seinen zahlreichen Aktivitäten zur Bekämpfung der Bilharziose trägt Merck zur Verwirklichung des SDGs 3 bei, das Gesundheit und Wohlergehen der Menschen in den Vordergrund stellt. Besonders unterstützen die Aktivitäten des Unternehmens die Umsetzung des SDG 3.3, mit Fokus auf die Ausrottung der NTDs bis 2030.