Innovation & Forschung

Volkszählung unter Wasser

Betrachtet man die Lebensräume auf unserem Planeten in ihrer Verteilung, so beträgt die Fläche der Ozeane etwa 70 %, also doppelt so groß ist, wie alle Kontinente zusammen genommen. Über seine Bewohner wissen wir allerdings nur sehr wenig. Was lebt also in unseren Ozeanen? Dieser Frage wollen Forscher jetzt in einem großangelegten Zensus nachgehen.

15.11.2005

Auch wenn bereits seit einiger Zeit Meeresforschung betrieben wird und die Entdeckung neuer Arten immer wieder Schlagzeilen macht, gibt es insgesamt wenig tatsächliches Wissen über den größten Lebensraum der Erde und dort möglicherweise vorhandene, jedoch bislang weitgehend unbekannte Ressourcen. In der Summe entspricht die Fläche, die unterhalb von 1000 Metern Wassertiefe liegt  und von der es gesicherte Informationen gibt, schätzungsweise ca. 5 km². Das entspricht, bezogen auf die Gesamtfläche, 0,0000016 %. Also ein verschwindend kleiner Teil. - Der Schutz sowie eine langfristig sinnvolle Nutzung der Weltmeere setzt aber genauere Kenntnisse und verantwortliches Handeln voraus.
 
In diesem Sinn ist im Jahr 2000 der Census of Marine Life (CoML) entstanden. Ein globales Netzwerk, in dem mittlerweile mehr als 1.700 Experten aus 73 Ländern tätig sind und in 20 Projekten mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen forschen. - Im Wesentlichen stützt sich der Zensus auf drei Fragen, die auch die konzeptionelle Struktur des globalen Meeresforschungsprojekts ausmachen: Was lebte in den Ozeanen? - Was lebt in den Ozeanen? - Was wird in den Ozeanen leben?
 
Diese drei Fragen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft marinen Lebens sind die Basis für die Aufgabenstellung: die Vielfalt, Verteilung und Zahl der Arten über eine große Zeitspanne hinweg zu erfassen und darzustellen. - Ziel ist es, bis 2010 allgemein verfügbare Biodatenbanken und computergestützte Modelle zu erstellen, mit deren Hilfe effektive und zukunftsfähige Strategien für die verantwortungsvolle Nutzung der Meere und ihrer Ressourcen entwickelt werden können. Erfasst werden  auch elementare Prozesse wie klimatische und evolutionäre Veränderungen, um mögliche Ursachen für Wanderungsbewegungen und das Aussterben mariner Arten zu verstehen und belegen zu können.
 
Um sich ein Bild von der Situation in den Weltmeeren vor dem Beginn der Fischerei zu machen und die Auswirkungen menschlichen Handelns und ökologischer Veränderungen seit dem Beginn der Fischerei um etwa 1500 nachvollziehen zu können, nutzen die Wissenschaftler historische und ökologische Archive. Zur Bewertung der gegenwärtigen Situation wird Datenmaterial zu allen bekannten und im Rahmen großer  Forschungsexpeditionen gesichteten Arten gesammelt; von den mikroskopisch kleinen Organismen, die in völliger Dunkelheit an den Hängen der Tiefseeberge auf- und absteigen, von jenen, die kochend heiße Unterwasser-Quellen, aus denen giftige Stoffe strömen, aushalten können, von bizarren Schwämmen, Krabben und Fischen bis zu den großen Meeressäugern. Um die Verteilung der Arten zielgerichtet analysieren und interpretieren zu können, wurden die Ozeane in sechs Meeresregionen aufgeteilt, die bedeutende Lebensformen und marine Habitate umfassen. Im Rahmen der Forschungsprojekte werden die eisigen Gewässer der Polargebiete ebenso beprobt, wie die warmen Tropen, Gezeitenzonen, die uns vertraut sind, und die noch weitgehend unbekannten Tiefen der Ozeane bis zu 11.000 Metern. Das gewonnene Datenmaterial wird in Bioinformationssystemen erfasst, auf deren Basis Prognosen erstellt und Modelle zur künftigen Entwicklung marinen Lebens erarbeitet werden sollen.
Quelle: UD
 
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