Innovation & Forschung

Olivenreste in Energie umwandeln

Neben pittoresken Olivenhainen und Ölmühlen hat die Ölproduktion noch eine andere, "dunkle" Seite: Die Reststoffe der Olivenpressung werden in Sammelbecken aufbewahrt, wo sie zu einer dickflüssigen Paste stocken. Die Methode dieser Lagerung bedeutet hohen Transportaufwand für die Produzenten und einen enormen Platzbedarf. Das EU-Projekt RESOLIVE zeigt einen ressourcenschonenden Ausweg auf: Rückstände zur Energiegewinnung einsetzen. Mittels Vergasung oder Biogasgewinnung in dezentralen Einheiten soll jede Produktionsgesellschaft ihre anfallenden Nebenprodukte nachhaltig einsetzen.

03.07.2009

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Dass Olivenöl einen positiven Effekt auf das Herz hat, vielseitig einsetzbar ist und auch geschmacklich überzeugt, hat ihm einen Stammplatz in der mediterranen Küche gesichert. Andere Regionen ziehen nach und konsumieren eine steigende Menge. Trotz seiner nachweislich positiven Wirkung bereitet die Produktion von Olivenöl den Herstellern auch Kopfzerbrechen. Die verbleibenden Reststoffe, Pressabwasser, ein Gemisch aus Kernen, Häuten, festen Rückständen und Holz werden bisher keiner nachhaltigen Nutzung zugeführt. In Zusammenarbeit mit wichtigen Branchenverbänden wie PASEGES in Griechenland, Sociedad Cooperativa Andaluza La Unión und Centre Oleicola del Penedès in Spanien, UNAPROL in Italien und Cooperativa Agricola dos Olivicultores de Vila Flor e Ansiaes in Portugal entwickeln Forscher, Olivenbauern und Ölmühlenbetreiber in dem EU-gefördert Projekt RESOLIVE gemeinsam zukunftsfähige Lösungen für eine umfassendere Ressourcennutzung.

Das Potenzial ist groß: Vier Fünftel (2 Millionen Tonnen) des weltweit produzierten Olivenöls stammen aus Spanien, Griechenland, Italien, Portugal und Frankreich. Zum Verzehr verkaufte Oliven stammen zu 45 Prozent (0,6 Mio. Tonnen) aus europäischen Anbaugebieten. Der Anbau und die Verarbeitung von Oliven sind eine traditionell wichtige Säule der südeuropäischen Wirtschaft. Im Verbund wollen die Projektpartner durch die Gewinnung von Biogas ein neues Marktsegment erschließen. Dieser Schritt kann die Unabhängigkeit von zentralisierten
Energieversorgungssystemen erhöhen und durch Einspeisungen in das öffentliche Netz Einnahmen generieren. Die Reststoffe - Abwasser und eine dickflüssige Paste - weisen einen hohen Anteil an Fett, Kohlenhydraten, Cellulosefasern und Lignin auf und haben somit einen hohen Energiewert/Brennwert.

Eine bisher nicht erschlossene Ressource stellt das Holz dar, das jährlich bei der Pflege der Bäume als Nebenprodukt anfällt. Dieses Holz soll nicht länger auf dem Feld verbrannt, sondern nach einer Umwandelung in Gas für die Energiegewinnung nutzbar gemacht werden. Um die Produktionsbedingungen und Potenziale zu veranschaulichen, wird der Prototyp eines Vergasungssystems eingesetzt. Je nach nationalem Zuschnitt der Produktionseinheiten - in Spanien herrschen traditionell große, in Italien und Griechenland kleine Einheiten vor - können dezentralisierte Verwertungseinheiten eine Alternative darstellen. Wenn Olivenmühlen zu versetzten Zeitpunkten in der Ernteperiode von November bis Februar aktiv werden, lassen sich Maschinenkosten durch Umlage gering halten

Am ttz Bremerhaven ermitteln Wissenschaftler aus dem Bereich Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement, welche Produktionsbedingungen den größten Output hervorbringen. "Auf der Grundlage der Ergebnisse aus zahlreichen Messreihen lässt sich für die Produzenten ableiten, unter welchen Vorrausetzungen sich die Biogasproduktion rentiert. Noch bis Ende des Jahres werden dazu Versuche gefahren", berichtet Projektleiterin Barbara De Mena vom ttz-Bremerhaven. Die Sammlung der Reststoffe in den geschlossenen Biogastanks hat darüber hinaus den Vorteil, dass keine Geruchsbelästigung entsteht, der Platzbedarf geringer ist und die Masse nicht nur aufbewahrt, sondern aufgewertet wird.

Das Projekt RESOLIVE trägt zur Entwicklung einheitlicher Richtlinien für Olivenölproduzenten in Südeuropa bei und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Hersteller durch neue Absatzprodukte. Bisher kaum koordinierte Forschungsaktivitäten werden durch eine systematische Vernetzung einem größeren Kreis zugänglich gemacht. Durch gesteigerte Kapazitäten im Bereich moderner Technologien sollen außerdem in ländlichen Regionen neue Arbeitsplätze entstehen. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, 8,5 Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Jahr 2010 durch Bioenergien zu decken. Das Projekt RESOLIVE leistet  einen wichtigen Beitrag dazu. Das anwendungsbezogene Know-how, das die Partner im Rahmen des Projektes entwickeln, wird Produzenten und Ölmühlenbetreibern durch Workshops und Trainings in den beteiligten Ländern zugänglich gemacht.
Quelle: UD / fo
 
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