Nasse Moorbewirtschaftung
Die geschädigten (degradierten) Moore in Deutschland und der Welt führen zu großen Problemen für Klima, Natur und Arbeit. Neue Ansätze sind gefragt um diesen Problemen zu begegnen. Eine neue Broschüre zum Thema Paludikultur - Perspektiven für Mensch und Natur stellt die Möglichkeiten einer innovativen, umwelt- und menschgerechten Bewirtschaftung von Mooren vor. Sie wurde von der Universität Greifswald erarbeitet.
07.01.2010
Paludikulturen [palus (lat.): Sumpf, Morast] sind alternative Nutzungsformen für eine nasse, umweltverträgliche Moorbewirtschaftung. "Nur mit Paludikultur können wir die wesentlichen ökologischen Funktionen von Mooren als Kohlenstoffspeicher, Wasserregulator und Träger besonderer Biodiversität kombinieren mit der Gewinnung von nützlicher Biomasse", sagt Prof. Dr. Hans Joosten, von der Arbeitsgruppe Moorkunde am Institut für Botanik und Landschaftökologie der Universität Greifswald.
Bei der herkömmlichen, landwirtschaftlichen Nutzung von Niedermooren für Saatgrasland, Extensiv-Grünland und Ackerbau werden die Grundwasserstände abgesenkt. Diese Entwässerung setzt erhebliche Mengen klimarelevanter Gase frei, belastet Oberflächen- und Grundwasser mit freigesetzten Nährstoffen, und zerstört die Lebensräume von seltenen Pflanzen und Tieren. Durch Torfschwund wird die Entwässerung immer schwieriger und die Grundlage der Moorbewirtschaftung vernichtet, weil die Böden unwiederbringlich verbraucht werden. Die Wiedervernässung der Moore ist somit aus umwelt- und klimapolitischer Sicht dringend notwendig und aus ökonomischer Perspektive sinnvoll.
Aufgrund sinkenden Futterbedarfs, durch starken Abbau der Viehbestände und Verlagerung der Milchproduktion auf den Acker ist die Bewirtschaftung von Grünland stark zurückgegangen. Viele Flächen werden derzeit nur bewirtschaftet (und entwässert!), weil es dafür Fördermittel gibt. Die Förderung stützt somit die Beibehaltung nutzloser und umweltschädlicher Aktivitäten. Das kann nicht so bleiben
und verlangt nach umweltverträglichen Nutzungsalternativen wie der Paludikultur, die auch in die Neufassung des Moorschutzkonzeptes Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen wurde.
Im Rahmen der Ausschreibung des BMBF-Forschungsvorhabens Nachhaltiges Landmanagement hat die Universität Greifswald gemeinsam mit der Universität Rostock und der Fachhochschule Stralsund sowie mit kleinen, mittelständischen Unternehmen aus der Region das Verbundprojekt Vorpommern Initiative Paludikultur (VIP) beantragt, um die nasse Bewirtschaftung von Mooren bekannt zu machen und großflächig umzusetzen. Es werden neue Verwertungsmöglichkeiten der dabei produzierten Biomasse erprobt und die Markteinführung von Paludikultur-Produkten befördert.