Innovation & Forschung

Praktischer Umweltschutz: Enzyme "fressen" Kunststofftüten

Bundesbürger verwendet pro Jahr etwa 70 Einkaufstüten aus Kunststoff. Im europäischen Durchschnitt sind es sogar 200 Tüten. Und weltweit werden jährlich bis zu einer Milliarde Tragetaschen hergestellt. Im Prinzip ist die Nutzung von Tragetaschen ebenso wie die von Folien in der Landwirtschaft oder allen anderen Produkten aus Polyethylen (PE) unproblematisch - soweit diese mehrfach genutzt und zum Schluss einem Recyclingprozess zugeführt werden. Englische Forscher entwickeln dazu jetzt ein Additiv zur Zersetzung von PE-Verpackungen.

15.05.2013

Weltweit werden jährlich bis zu einer Milliarde Tragetaschen hergestellt, die bis zu 500 Jahre benötigen, um vollständig zu verrotten. Foto: Marion Lenzen
Weltweit werden jährlich bis zu einer Milliarde Tragetaschen hergestellt, die bis zu 500 Jahre benötigen, um vollständig zu verrotten. Foto: Marion Lenzen
Doch genau das geschieht oftmals nicht. Vielmehr werden sie achtlos weggeworfen und stellen dann eine hohe Belastung für die Umwelt dar, weil Plastiktüten und Folien bis zu 500 Jahre benötigen, um vollständig zu verrotten. Und so werden nicht nur unsere Landschaften verschandelt, sondern vor allem auch die Weltmeere in unvorstellbarem Maße belastet. Es gibt bereits Meereswirbel von der Größe Mitteleuropas voller Plastikmüll.

Vor diesem Hintergrund haben englische Wissenschaftler ein Additiv entwickelt, das unter dem Handelsnamen "Enzymoplast" angeboten wird. Es besteht aus natürlichen Proteinen und speziellen Enzymen, die Polyethylen auf natürliche Weise zersetzen. Dieses Additiv kann bei der Herstellung von PE-Produkten problemlos beigemischt werden.

Sobald die Kunststofftüten in der Landschaft mit Mikroorganismen in Kontakt kommen, beginnen sie sich nach und nach aufzulösen. Und das geschieht so: Die Mikroorganismen fressen die Proteine, dadurch wird die ansonsten sehr starke Polymerkette aufgebrochen. Zusätzlich werden die Enzyme aktiviert, welche als Katalysator den natürlichen Prozess beschleunigen - und das Polyethylen wird biologisch abgebaut. Zurück bleiben nach wenigen Monaten nur noch Wasser und CO2 - zwei Grundbausteine der Natur. Obwohl die Vorteile der Enzymtechnologie für die Verwertung von PE seit den 80er Jahren bekannt sind, ist noch keinem anderen Wissenschaftler dieser technologische Durchbruch gelungen.

"Natürlich ist uns jede Plastiktüte, die nicht weggeworfen wird, noch lieber", so Thomas Petermöller, Geschäftsführer der VIRGO Holding GmbH, die das Produkt im deutschsprachigen Raum vermarktet. "Doch das ist leider nur Theorie. Deshalb ist der Einsatz von Enzymoplast ein großer Fortschritt sowohl für den Umweltschutz als auch für den Handel und die Konsumenten, da auf diese Weise zukünftig keine weggeworfene Kunststofftüte mehr über längere Zeit in der Umwelt verbleibt."
Quelle: UD / na
 
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