Arbeiten bei Zalando: Schrei vor Unglück
Der Online-Textilversand Zalando gerät wegen schlechter Arbeitsbedingungen massiv in die öffentliche Kritik. Einem RTL-Bericht zufolge sollen die Mitarbeiter des Unternehmens nicht nur auf Schritt und Tritt überwacht worden sein, sondern seien mit Wegstrecken von bis zu 27 Kilometern am Tag auch an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit gebracht worden.
17.04.2014
Reporterin Caro Lobig schleuste sich undercover als sogenannter "Picker" - also ein Mitarbeiter, der die Waren aus den Regalen holt - in das Unternehmen ein. Obwohl über die Recherchemethode nun ein Rechtsstreit tobt, liegen Fakten aus dem erlebten Arbeitsalltag auf dem Tisch. Zu Fuß musste Lobig pro Tag zwischen 15 und 20 Kilometer zurücklegen, an ruhigen Tagen sollen die Wege laut der Journalistin künstlich verlängert worden sein.
Auch das Pausenmanagement ist in der Kritik. Denn erst mit einem akustischen Signal hätten die vereinbarten Pausenzeiten begonnen. "Wir müssen picken, bis die Hupe geht", wird ein Mitarbeiter in dem Bericht zitiert. Erst nach dem Signal hätten die Mitarbeiter den Weg zu den Pausenräumen antreten dürfen. Erholung habe sich nicht eingestellt. "Sitzen ist generell unerwünscht", erzählt Lobig. Anderenfalls drohe ein Gespräch mit dem Teamleiter.
Verzichtserklärung bei Kollaps
Arbeitsrechtler sehen die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers verletzt. Der Hintergrund: Reporterin Lobig hat während ihrer Arbeit bei Zalando stressbedingt einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Doch anstatt medizinischer Versorgung präsentierte man ihr eine Verzichtserklärung. Vor allem in den Sommermonaten seien Fälle wie diese an der Tagesordnung. Auch soll ein Mitarbeiter auf der Toilette des Logistiklagers an einem Herzinfarkt verstorben sein.
Der Konzern zeigt sich indes "erschüttert über den Bericht". Zalando-Sprecher Boris Radke betont jedoch, dass der betroffene Mitarbeiter in seiner Wohnung verstorben sei. Auch habe eine Abordnung des Unternehmens an der Beerdigung teilgenommen und mit dem Team einen Kranz niedergelegt. Radke verweist in diesem Zusammenhang auch auf einen Betriebsarzt, der pro Schicht eingesetzt werde und sich um etwaige Beschwerden kümmere.