Nachhaltige Kleidung für ein langes Arbeitsleben
Die Abfallberge an verschlissener Kleidung wachsen und wachsen. Weniger ist daher mehr, und Qualität hilft dem Klima. Dieses Prinzip gilt in der Textilbranche auch für den Bereich der Berufskleidung. Ein Unternehmen aus Schweden zeigt seit Jahren, wie es laufen kann.
27.01.2023
Mehr als 15 Kilogramm an Textilmüll produziert jeder Mensch in Europa im Durchschnitt pro Jahr. 2030 könnten es bereits mehr als 20 Kilogramm pro Kopf sein. Das ergab eine im Juni vergangenen Jahres vorgestellte Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Weniger als ein Prozent dieses Mülls wird derzeit in der Europäischen Union und der Schweiz zu neuen Textilprodukten recycelt. Mehr als 65 Prozent landen laut der McKinsey-Untersuchung ohne Umwege direkt in der Müllverbrennung oder auf der Mülldeponie.
Die Zeiten der Wegwerfmode müssen vorbei sein
„Dabei könnten, wenn das volle technische Recyclingpotenzial genutzt und mehr Textilien gesammelt würden, bereits im Jahr 2030 zwischen 18 und 26 Prozent des Textilmülls für die Herstellung von neuen Kleidungsstücken wiederverwertet werden“, sagte Karl-Hendrik Magnus, Senior Partner und Leiter der Modeindustrieberatung bei McKinsey in Deutschland, bei der Vorstellung der Studie im vergangenen Sommer. „Ein skaliertes Textilrecycling würde nicht nur vier Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen, sondern auch einen profitablen Wirtschaftszweig mit 15.000 Jobs in Europa schaffen.“
Die Zeiten der billigen Wegwerfmode, die wenn überhaupt nur eine Saison hält, müssen mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbei sein. Mehr und mehr Verbraucherinnen und Verbraucher setzen daher ein Zeichen, tragen ihre Kleidung länger und setzen, wenn es der Geldbeutel erlaubt, auf höherwertige und damit deutlich langlebigere Kleidung.
„Purpose“ prägt die Unternehmens-DNA
Dass Nachhaltigkeit bei der privaten, wie der beruflichen Kleidung anfängt, das weiß das Workwear-Unternehmen Blåkläder schon seit Jahrzehnten. Das 1959 im ländlichen Schweden gegründete Unternehmen gehört heute zu den führenden Anbietern von Arbeitskleidung in Europa – und steht für eine ganz andere Form des Unternehmertums: der Sinn, Neudeutsch „Purpose“ genannt, steht im Mittelpunkt, nicht der reine finanzielle Gewinn.
4,5 Millionen Kleidungsstücke produziert das Unternehmen nach eigenen Angaben jedes Jahr. Besonders ist dabei die Mission, die das Unternehmen verfolgt. Es sagt über sich selbst: „Unser Ziel ist es, die sozioökonomische Situation der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, und der Gemeinschaften, in denen sie leben, zu verbessern. Unsere Beziehungen bieten uns einen unschätzbaren Zugang zu einem Wissen über die Bedingungen in den Produktionseinheiten, wodurch wir unsere Verpflichtungen weiter erfüllen können.“
Nachhaltigkeit durch Qualität
Im Workwear-Bereich wird ein Kleidungsstück nicht ausgetauscht, weil es unmodern geworden ist, sondern erst wenn es verschlissen ist. Aus diesem Grund stehen Haltbarkeit und lange Lebensdauer hier immer im Mittelpunkt. Unter dem Strich rechtfertigen diese hohe Qualität und die überdurchschnittlich lange Lebensdauer der Produkte auch die etwas höheren Preise im Vergleich zu mancher Billigware.
Das schwedische Unternehmen arbeitet ununterbrochen daran, den Lebenszyklus der Kleidungsstücke zu verlängern. Ein Beispiel hierfür sind die Verstärkungen an den besonders beanspruchten Stellen des Kleidungsstücks, welche nach Angaben Blåkläders eine um 50 Prozent längere Nutzungsdauer sowie eine automatische, 30-prozentige Einsparung aller Herstellungsressourcen ermöglichen.
Das Unternehmen sagt über sich selbst: „Indem wir laufend daran arbeiten, die Lebensdauer eines Kleidungsstücks zu verlängern, reduzieren wir unseren ökologischen Fußabdruck. Wir arbeiten ununterbrochen daran, die Kleidungsstücke zu verbessern, unter anderem indem wir neue Verstärkungen an exponierten Stellen testen, das Design und die Passform anpassen sowie optimale Fasermischungen für maximale Strapazierfähigkeit und Komfort suchen. Und eben deshalb haben wir dreifache Verstärkungsnähte.“ Dreifach hält eben besser als einfach - und die Umwelt dankt es.