Evonik beteiligt sich an NUMAFERM
Evonik hat sich über seine Venture-Capital-Einheit an dem Start-up NUMAFERM beteiligt und hält nun einen Minderheitenanteil an dem in Düsseldorf ansässigen Biotechnologie-Unternehmen. Die Investition erfolgte im Rahmen einer Seed-Finanzierung, an der sich außerdem der High-Tech Gründerfonds, die Business Angel und Qiagen-Mitgründer Detlev Riesner und Jürgen Schumacher sowie der European Investment Fund beteiligt haben. Das Volumen der gesamten Finanzierungsrunde liegt im einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
24.10.2017
„Peptide und ihre Anwendungen sind hoch interessant für unsere Wachstumskerne Health & Care und Specialty Additives. Außerdem verfügt Evonik über eine hohe Kompetenz in der Biotechnologie. Deshalb passt NUMAFERM strategisch hervorragend zu uns“, sagt Bernhard Mohr, Leiter Venture Capital bei Evonik. Peptide kommen derzeit vor allem als pharmazeutische oder kosmetische Wirkstoffe zum Einsatz. Neben ihrer Rolle als aktive pharmazeutische Inhaltsstoffe stellen Peptide und Proteine im Allgemeinen eine kommerziell interessante Klasse von Molekülen dar, die in verschiedenen medizinischen, kosmetischen und ernährungsphysiologischen Anwendungen eingesetzt werden. Die entsprechenden Märkte stehen im Fokus des Wachstumskerns Health & Care von Evonik. Besonders hervorzuheben sind Anwendungen wie Inhaltsstoffe von Zellkulturmedien und Nahrungsergänzungsmitteln oder medizinische Nährstoffe. Die industrielle Anwendung von Peptiden adressiert Evonik im Wachstumskern Specialty Additives.
Die Produktion von Peptiden, die meist mittels chemischer Synthese hergestellt werden, ist teuer. Gründe dafür sind die erforderlichen hohen Rohstoffmengen, die aufwändigen Prozessschritte und die meist geringen Ausbeuten. NUMAFERM hat nun eine Technologieplattform entwickelt, mit der Peptide planbar, in hoher Ausbeute und zu geringeren Kosten biotechnologisch produziert werden können. Die Technologie kann für die allermeisten Peptide genutzt werden und die Produktion im industriellen Maßstab ermöglichen. Damit können auch neue technische Anwendungen von Peptiden erstmals realistisch werden.
NUMAFERM will mit dem frischen Kapital zunächst die Technologieentwicklung vorantreiben und erste Produkte zur Marktreife bringen. „Mit Evonik haben wir einen strategischen Investor gewonnen, der über umfangreiche Erfahrung im Aufbau innovativer Technologien und in der Erschließung neuer Märkte verfügt“, sagt Christian Schwarz, Mitgründer und Geschäftsführer von NUMAFERM. Schwarz hat die wissenschaftlichen Grundlagen für die Technologie von NUMAFERM in seiner Promotion an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf gelegt. Das Unternehmen wurde dann Anfang 2017 als Spin-off des Instituts für Biochemie gegründet. Zuvor wurde das Projekt unter anderem durch einen EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützt.
Peptide sind Eiweißfragmente, die aus Ketten von bis zu 100 Aminosäuren bestehen. Sie gelten als besonders vielseitig und sehr spezifisch in ihrer Funktionalität. Biotechnologisch lassen sich Peptide nur schwer herstellen. Der Grund liegt im Prozess selbst. In bislang verfügbaren biotechnologischen Verfahren sind bestimme Enzyme (so genannte Proteasen) innerhalb und außerhalb der Zellen, in denen die Peptide produziert werden, zu finden. Diese Enzyme spalten die Peptide jedoch wieder auf. Einzige Ausnahme ist die Umgebung außerhalb der Zelle von E. coli. Das Problem: Das Bakterium verfügt über eine doppelte Zellwand, die nur schwer zu durchbrechen ist. NUMAFERM verfügt nun über ein patentiertes Verfahren, mit dessen Hilfe Peptide direkt aus E.coli in die Protease-freie Umgebung gebracht werden können.