Business Case

Durchwachsene Zukunftsaussichten für Zementhersteller

Laut einem neuen Bericht, in dem der 120 Milliarden US-Dollar umfassende Markt der weltgrößten Zementhersteller untersucht wurde, steht die Branche unmittelbar vor einem Wendepunkt – mit einem erheblichen Innovationsbedarf, der weit über die bisher erreichten Effizienzverbesserungen hinausgeht. Dem Bericht zufolge droht den leistungsschwächsten Unternehmen der zwölf untersuchten globalen Zementhersteller eine mögliche Ertragsbelastung von 114 Prozent des EBIT3, und das sogar bei einem niedrigen Kohlenstoffpreis von nur zehn US-Dollar.

23.06.2016

Durchwachsene Zukunftsaussichten für Zementhersteller

Der Bericht von CDP – im Jahr 2015 von institutionellen Anlegern zum Dienstleister Nr. 1 in der Erforschung des Klimawandels gewählt – gelangt zu der Feststellung, dass die meisten zukunftsgerichteten Ziele der Unternehmen zur Senkung der Emissionen in den nächsten Jahren auslaufen werden. Mit dem Abkommen von Paris sollen die Netto-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts auf null reduziert werden. So haben die Zementhersteller die einmalige Chance, durch die Festlegung neuer Zielvorgaben ihre Unternehmen zukunftssicher auszurichten. Die Zementindustrie ist für fünf Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Sie muss daher hoch innovative Produkte und Verfahrenstechniken sowie neue Geschäftsmodelle einführen, um die Ziele des Abkommens von Paris zu erfüllen.

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Die Zementindustrie steht vor einem Wendepunkt

Tarek Soliman, Senior Analyst, Investor Research bei CDP sagt: "Dies ist der erste Teil einer umfassenden Forschungsarbeit, in der untersucht wird, wie die wichtigsten Akteure in der Zementindustrie die Herausforderungen bei der Verringerung der Emissionen in Einklang mit den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft – wie im Abkommen von Paris gefordert – bewältigen. Bei der Umsetzung des Abkommens von Paris wird Zement ein wesentlicher Baustein sein, da bei seiner Herstellung fünf Prozent der weltweit vom Menschen verursachten Emissionen produziert werden. Für Unternehmen und Investoren könnten die Ergebnisse nicht deutlicher ausfallen. Die Zementhersteller stehen unmittelbar vor einem Wendepunkt.

Da sich die regulatorischen Maßnahmen in Bezug auf Kohlenstoff zwangsläufig verschärfen und der Kohlenstoffpreis immer deutlichere Signale liefert, erwarten Investoren von den Zementunternehmen strategische und schnelle Veränderungen, wie eine bessere Nutzung der derzeit verfügbaren Möglichkeiten sowie Investitionen in längerfristige Maßnahmen, sei es in die Entwicklung kohlenstoffarmer Produkte oder in den Einsatz von Anlagen für Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff."

Weitere Erkenntnisse des Berichts

  • Für die Erfüllung der Vorgaben des Abkommens von Paris empfiehlt der Bericht den Zementunternehmen die verstärkte Nutzung von alternativen Energiequellen, die Durchführung von Maßnahmen zur Steigerung der thermischen Energieeffizienz und einen deutlich umfangreicheren Einsatz entkarbonisierter Ersatzstoffe.
  • Nur drei der im Bericht genannten Unternehmen können konkrete Planungen zur Verringerung ihrer Emissionen in Einklang mit den globalen Kohlenstoffbudgets (wissenschaftlich untermauerte Ziele) vorweisen. Die Planungen der anderen Unternehmen sind hier weit weniger fortgeschritten. Die Branche ist aufgefordert, für die Zeit nach 2025 weit aggressivere Maßnahmen zu ergreifen, die sich auch in den Unternehmenszielen widerspiegeln müssen.
  • Mehr als 50 Prozent der Zementwerke befinden sich derzeit in Regionen, die von Wasserstress betroffen sind, und dem Bericht zufolge stellt Wasserknappheit ein potenzielles Problem für die Branche dar. Dieses Gefahrenpotenzial trifft besonders auf die beiden indischen Zementhersteller Ultratech und Shree Zement und auch auf andere in diesem Land aktive Unternehmen zu – ein Land, in dem der sich durch den Klimawandel verschärfende Wassermangel wachstumshemmende Auswirkungen haben kann.
  • Die schlechtesten Unternehmen sind tendenziell auch diejenigen, die die Gesetzgebung zum Klimaschutz am wenigsten unterstützen. Eine Verschärfung der Vorschriften wird vermutlich in der Branche zu einem Umdenken führen. So wird gegenwärtig über eine Stärkung des EU-Emissionshandelssystems (EU ETS) verhandelt. Davon werden mindestens acht der in diesem Bericht untersuchten Zementhersteller betroffen sein. Auch wenn die kostenlosen Zertifikate weiterhin bestehen bleiben und die Branche hiervon kurzfristig profitieren wird, ist doch auf mittlere Sicht ganz klar mit einem stärkeren Preissignal sowie höheren Emissionsreduktionen in dieser Branche zu rechnen. Unternehmen, die hier nicht Schritt halten, drohen erhebliche finanzielle Einbußen.
  • Die jüngste Branchenkonsolidierung bietet neue Möglichkeiten für eine bessere Kohlenstoffeffizienz der Unternehmen. Und auch die Fusion des Spitzenreiters in der CDP-Rangliste (LafargeHolcim) birgt noch weiteres Potenzial für Investitionen in branchenführende Leistungsverbesserungen. 2016 wird Heidelberg Cement das ins Hintertreffen geratene Unternehmen Italcementi übernehmen. Letzteres könnte so von den kohlenstoffeffizienten Verfahren von Heidelberg Cement profitieren.
  • Anhui Conch Cement (China), Siam Cement (Thailand), Dangote Cement (Nigeria) und Vulcan Materials (USA), die zusammen eine Marktkapitalisierung von mehr als 60 Milliarden USD aufweisen, haben den CDP-Fragebogen zum Klimawandel für das Jahr 2015 nicht beantwortet und sind daher in diesem Bericht nicht enthalten. Die Anleger sollten diese Unternehmen fragen, warum sie nicht für eine ausreichende Transparenz in Bezug auf ihre Kohlenstoffemissionen sorgen.
Eine Zusammenfassung der CDP-Rangliste der Zementhersteller.
Eine Zusammenfassung der CDP-Rangliste der Zementhersteller.

Bernard Mathieu, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung von LafargeHolcim, sagte: "LafargeHolcim ist stolz, seine Spitzenposition in dem CDP-Ranking verteidigt zu haben; dies unterstreicht unsere Verantwortung, auf die Kohlenstoffeffizienz in unsere Branche weiterhin einzuwirken. Unsere in dem LafargeHolcim 2030 Plan verankerte kohlenstoffarme Strategie ist im Einklang mit den Entscheidungen der COP 21 in Paris. Wir verpflichten uns weiterhin dazu, Innovationen in unsere Produkte und Unternehmensprozesse einfließen zu lassen und weiterhin das CO2 effizienteste globale Unternehmen in unserer Branche zu bleiben."

Quelle: UD/pm
 

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