Öko-Landwirtschaft stärken und Anteilseigner werden
Landgrabbing – also das Grabschen nach Land – behindert die Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland und vernichtet bäuerliche Existenzen in allen Regionen der Welt. Das prangern die GLS Bank, Demeter und die BioBoden Genossenschaft zum Tag des Bodens an.
05.12.2016
Täglich gehen in Deutschland rund 90 Hektar wertvolles Land durch Besiedlung, Verkehr und Gewerbe verloren. Da, wo das Land grün bleibt, sind die Änderungen subtiler: Weltweit kaufen Agrarkonzerne, Investoren und ganze Staaten Äcker auf. Weitere Flächen fallen für subventionierte Energiepflanzen weg. Das hat dazu geführt, dass in allen Regionen Deutschlands die Pacht- und Kaufpreise für Ackerland in den letzten Jahren geradezu explodiert sind. „Die Grundlage für ökologisch-nachhaltige Landwirtschaft und damit für unsere gute Ernährung wird knapp“, fürchtet Demeter-Vorstandssprecher Alexander Gerber.
Dabei steigt die Nachfrage nach gesunden und regionalen Bio-Lebensmitteln deutlich schneller als die bewirtschaftete Fläche. „Wir dürfen die Landwirte mit dem Problem der Flächenerweiterung nicht allein lassen“, sagt Uwe Greff, Geschäftsführer der BioBoden Genossenschaft. Sie kauft seit 2015 Anbauflächen und Höfe, um sie ausschließlich Biolandwirten zur Verfügung zu stellen. Inzwischen engagieren sich bereits rund 2.500 Genossen mit über 13 Millionen Euro Kapital für ökologische Bewirtschaftung.
Die GLS Bank und GLS Treuhand als Initiatoren und Gründungspartner aus der Naturkostbranche tragen zum Erfolg bei. So konnten mehr als 2.000 Hektar Land für über 20 Betriebe in der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland gesichert werden. Demeter wirkt beratend mit. „Kern des Wirtschaftens ist es, die Vielfalt – das Individuelle, die eigene Initiative – zu ermöglichen, immer vor dem Hintergrund, das Lebendige zu fördern“, unterstreicht GLS Bank Vorstandssprecher Thomas Jorberg. Dabei gehe es stets um den respektvollen Umgang mit der Erde, den Pflanzen, den Tieren und natürlich auch mit den Menschen.
Der Schutz fruchtbarer Böden und der Zugang zu Land für ökologische Bewirtschaftung brauchen bessere Rahmenbedingungen
Bei den biodynamischen Pionieren einer ganzheitlich-zukunftsorientierten Agrarkultur finden sich schon seit Jahrzehnten Ansätze für einen anderen Umgang mit dem nicht vermehrbaren Kapital Boden. Zentral dabei: Verbraucherinnen und Verbraucher können sich unmittelbar mit der Erzeugung verbinden, etwa durch Kuh-„Aktien“, Käse-Zins, Wirtschaftsgemeinschaften oder in Vereinen, die Grund und Boden übernehmen und den Anbauern für die Erzeugung gesunder Lebensmittel zur Verfügung stellen. Doch gefordert ist nicht zuletzt auch die Politik: „Der Schutz fruchtbarer Böden und der Zugang zu Land für ökologische Bewirtschaftung brauchen bessere Rahmenbedingungen. Die Abschaffung schädlicher Subventionen, ein europäischer Rahmen für den Bodenschutz sowie demokratisch erarbeitete Konzepte für die Landverteilung sind vonnöten“, fordert Antje Kölling von Demeter.
„Der Umgang mit Land entscheidet grundlegend darüber, welche Art von Landwirtschaft und welche Lebensmittel wir bekommen. Die aktuelle Entwicklung fördert einseitig industrielle Strukturen und Großbetriebe“, kritisieren Demeter, GLS Bank und BioBoden Genossenschaft. Höfe durch Vereine oder Bündnisse solidarischer Landwirtschaft in ein soziales Umfeld einzubinden und den Gemeingutcharakter der Landwirtschaft weiter zu entwickeln, sehen die drei Partner als einen guten Lösungsweg. Immerhin praktizieren bereits rund zehn Prozent der gut 1.450 biodynamischen Höfe in Deutschland solche Verbindungsmodelle. „Kreative Formen der Beteiligung haben das Potenzial, Landwirtschaft und Gesellschaft im gemeinsamen Ziel der Nachhaltigkeit zu verbinden. Wenn Bürger in die Ökoproduktion auf Höfen und Gärtnereien investieren, landwirtschaftliche Betriebe sich dafür öffnen, stärkt das Transparenz und Regionalität“, unterstreichen die Bündnispartner.