Codes statt Kugellager – So will Schaeffler zukunftssicher werden
Aus Automobilität wird E-Mobilität. Damit ändert sich nicht nur das Produkt, sondern vor allem die Produktion. Das bekommen insbesondere die Automobilzulieferer zu spüren. Für sie ist die Umstellung eine Frage des Überlebens. Bei der Schaeffler AG wird deshalb rigoros umgebaut.
20.05.2019
Rund 300 statt 3000 Bauteile hat ein E-Auto. Viele Dinge wie Getriebe, Auspuff oder manche Kugellager braucht es dafür nicht mehr. Für Auto-Zulieferer, die sich über Jahrzehnte auf genau solche Bauteile spezialisiert haben, ist die Entwicklung „herausfordernd“, so die gängige Formulierung.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, werden überall Beteiligungen mit weniger Perspektive aussortiert, andere dagegen zügig hinzugekauft. Beispiel Schaeffler Gruppe: Dort trennt man sich jetzt von der britischen Tochter The Barden Corporation (UK) Ltd. In England werden derzeit primär Spindellager und Maschinenteile für die Industriesparte von Schaeffler sowie Hochpräzisionslager für die Luft- und Raumfahrt und die Verteidigung hergestellt.
Schaeffler hatte ursprünglich vorgeschlagen, zwei von drei Werken in Großbritannien zu schließen und die Produktion zu verlagern sowie zwei Logistik-Zentren an einem Standort zusammenzufassen. Gut für die Mitarbeiter – jetzt hat sich doch noch ein Käufer gefunden.
Schaeffler erwirbt XTRONIC
Im Gegenzug bauen die Herzogenauracher ihre IT-Kompetenzen massiv aus: Dazu wurde die XTRONIC GmbH übernommen. XTRONIC entwickelt als Technologiepartner kundenspezifische Software- und Elektronik-Lösungen für die internationale Automobilindustrie. Das mittelständische Unternehmen beschäftigt an den Standorten Böblingen und Wolfsburg rund 170 Mitarbeiter. Das Leistungsportfolio umfasst unter anderem Anwendungen im Bereich des automatisierten Fahrens und der Elektromobilität bis hin zu funktionaler Sicherheit sowie Methoden, Tools und Testsysteme. XTRONIC wurde vor zwanzig Jahren gegründet und hat in enger Kooperation mit Paravan das Drive-by-Wire-System „Space Drive“ entwickelt. Das Unternehmen verfügt über Kundenbeziehungen zu namhaften Automobilherstellern und -zulieferern.
Matthias Zink, CEO Automotive OEM, sagte: „Die Stärkung der Software- und Elektronikkompetenz ist unverzichtbar für die Entwicklung von mechatronischen Lösungen für die ‚Mobilität für morgen‘. Durch die Übernahme richten wir das Wachstum der Schaeffler Gruppe noch konsequenter auf diese zukunftsträchtigen und erfolgskritischen Bereiche aus und stärken hiermit insbesondere die beiden Unternehmensbereiche Fahrwerksysteme und E-Mobilität.“
Masterplan „Global-Footprint-Initiative“
Die Trennung und Akquistion von Firmen ist Teil der „Global-Footprint-Initiative“, bei der alle Schaeffler-Standorte weltweit im Hinblick auf ihre Ausrichtung auf die wichtigsten strategischen Geschäftsbereiche überprüft werden. Jürgen Ziegler, Regional CEO Europa, sagte: „Die Schaeffler Gruppe richtet mit den beschlossenen Maßnahmen ihren Footprint in Europa effizienter aus und passt ihn den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an.“ Mit zirka 92.500 Mitarbeitern ist Schaeffler eines der weltweit größten Automobilzulieferer und verfügt mit rund 170 Standorten in über 50 Ländern über ein weltweites Netz aus Produktionsstandorten, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Vertriebsgesellschaften.