Textile Dienstleistungsbranche durch Corona unter Druck
Die Stimmung in der textilen Dienstleistungsbranche hat sich außerordentlich verschlechtert. Das zeigt die Blitz-Geschäftsklimaumfrage des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes (DTV). Wäschereien und Reinigungen sehen sich mit massiven Umsatz- und Auftragseinbrüchen konfrontiert.
11.05.2020
Besonders hart trifft es das Privatkundengeschäft und Betriebe mit dem Schwerpunkt auf Hotellerie- und Gastronomiewäsche.
Weil die Nachfrage nach textilen Dienstleistungen eingebrochen ist, hat sich die aktuelle Geschäftslage der Wäscherei- und Reinigungsbetriebe dramatisch verschlechtert. So bewerten 80 Prozent der Befragten die Umsatzentwicklung als „schlecht“ und weitere 18 Prozent als „leicht negativ“. Ähnlich die Gewinnerwartungen: 84 Prozent beurteilen die Gewinnentwicklung als „schlecht“ und 13 Prozent als „leicht negativ“.
„Die Werte sind historisch schlecht. Die Branche wurde durch die Corona-Krise mit voller Wucht getroffen. Negativ schlug vor allem das sinkende Privatkundengeschäft und die Schließung von Hotellerie- und Gastronomiebetrieben zu Buche“, sagt Andreas Schumacher, Geschäftsführer des DTV. Die schlechte Stimmung wirkt sich ebenso auf Investitionen und Personalstand der Betriebe aus. Eine Verbesserung der Situation im zweiten Halbjahr 2020 sei nach Ansicht der Befragten kaum zu erwarten.
Keine Betriebsform bleibt verschont
Die gesamte Branche mit allen Betriebsformen ist massiv von der Krise betroffen. So leiden Wäscherei- und Textilservice-Betriebe, Reinigungen aber auch Mischbetriebe unter drastischen Umsatzeinbrüchen. Es ist der stärkste Rückgang innerhalb eines Halbjahrs seit Beginn der Erhebung.
Die Nachfrage von Privatkunden nach Textilreinigungsdienstleistungen ging in Folge der Pandemie stark zurück. Dabei beginnt gerade jetzt die Hauptsaison, die bis Ende Oktober dauert. „Da leben Reinigungen vor allem von den Hemden, Anzügen, von den Festtagskleidern und Hochzeiten. Nun sehen sich viele Betriebe mit Umsatzeinbrüchen von 80 Prozent konfrontiert“, so Schumacher.
Neben dem Privatkundengeschäft sind Betriebe, die Ihre Umsätze vorwiegend in der Hotellerie und Gastronomie erzielen, besonders massiv von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Viele Betriebe verzeichnen einen Totalausfall, weil ihre Kunden aus Hotellerie und Gastronomie entweder geschlossen oder zahlungsunfähig sind. Hinzu kommt, dass Kunden zunehmend Zahlungen später leisten wollen. „Der Stillstand in der Hotellerie und Gastronomie hat auch dramatische Auswirkungen auf deren Zulieferer wie Brauereien oder Wäschereien. Die Politik muss handeln und Lösungen sowohl für Hotellerie und Gastronomie als auch deren Zulieferer finden“, fordert Schumacher.
Insbesondere auch Betriebe die Mietberufskleidung anbieten sind aufgrund von Kurzarbeit und möglichem Stellenabbau bei den Kunden stark betroffen. Die Anbieter von Mietberufskleidung verzeichnen derzeit Umsatzeinbrüche da weniger Mitarbeiter und damit Nutzer von Berufskleidung in den Kundenunternehmen arbeiten.
85 Prozent der Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet
Die gesunkene Nachfrage bei 92 Prozent der befragten Wäschereien und Reinigungen hat weitreichende Folgen auch für deren Belegschaft. So haben 85 Prozent der befragten Betriebe Kurzarbeit eingeführt. 68 Prozent der Betriebe haben als Folge der Corona-Krise ihre Investitionen zurückgefahren. Fast die Hälfte der Befragten beklagen Liquidationsengpässe (49 Prozent). 16 Prozent berichten von einer drohenden Insolvenz.
Zudem beklagen sich viele Betriebe, dass die finanziellen Zuschüsse und Hilfen von Bund und Ländern sehr spät gezahlt werden. Einige Betriebe – überwiegend textile Dienstleister aus dem Gesundheitswesen – haben weiterhin große Probleme mit der Anerkennung als system-relevanter Betrieb. Das hat zur Folge, dass sie Ihre Mitarbeiter nur unter erschwerten Be-dingungen mit den entsprechenden Desinfektionsmitteln, Atemschutzmasken und Schutzbekleidung versorgen können. Für diejenigen, die mit potenziell kontaminierten Textilien – etwa aus Krankenhäusern – umgehen müssen, fordert der Branchenverband DTV einen schnellen Zugriff auf angemessene Schutzausrüstung.
„Wäschereien und textile Dienstleister für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen leisten in Corona-Zeiten einen unverzichtbaren Job, um Hygiene-Standards aufrecht zu erhalten und die Ausbreitung des Virus gerade in den Risikogruppen zu verlangsamen. Die Funktionsfähigkeit der textilen Dienstleistungsbranche ist daher essenziell für die Aufrechterhaltung unseres Sozial- und Gesundheitswesens“, so Schumacher.
Über die Hälfte der Betriebe können maximal noch drei Monate durchhalten
Viele Wäscherei- und Reinigungsbetriebe sehen sich bereits jetzt in ihrer Existenz bedroht. Acht Prozent der Befragten geht davon aus, die aktuelle Situation noch maximal vier Wochen lang durchhalten zu können. Weitere 18 Prozent glauben, die Krise noch fünf bis acht Wochen durchzustehen. Und 28 Prozent hoffen, noch neun bis zwölf Wochen durchhalten zu können. „Mehr als die Hälfte der Wäscherei- und Reinigungsbetriebe werden die aktuelle Lage nicht länger als drei Monate überstehen und brauchen jetzt sofort wirksame Bundeshilfen“, sagte Schumacher.
Der Deutsche Textilreinigungs-Verband ist Europas größter Verband für textile Dienstleistungen und vertritt als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband von der traditionellen Textilreinigung bis hin zum industriellen Textildienstleister Unternehmen unterschiedlichster Größe und Betriebsform. Rund 800 Handwerks-, Gewerbe- und Industriebetriebe sind im DTV organisiert.