Business Case

Prognostizierte Cannabis-Umsätze – Auswirkungen auf medizinische Cannabistherapien

Die seit 2021 regierende Ampelkoalition möchte laut ihrem Koalitionsvertrag den Konsum von Cannabis auch für den privaten Konsum legalisieren. In Europa lag der europaweite, legal erwirtschaftete Gesamtumsatz im Jahr 2020 bei etwa 230,7 Millionen Euro. Expertenschätzungen zufolge könnte er sich bis 2025 auf bis zu 3,1 Milliarden Euro erhöhen. Es tut sich also etwas auf dem Cannabis-Markt und dies hat auch Auswirkungen auf medizinisches Cannabis, welches für Cannabistherapien verwendet wird.

29.07.2022

Prognostizierte Cannabis-Umsätze – Auswirkungen auf medizinische Cannabistherapien
Foto: EKKAPON/Adobe Stock

Deutschland: Nutzung von medizinischem Cannabis seit 2017 legal

Die damalige Bundesregierung hat im Jahre 2017 entschieden, die Verwendung von medizinischem Cannabis für entsprechende Behandlungen unter strengen Kontrollbedingungen zuzulassen. Seither haben Menschen mit chronischen Schmerzen, Schlafstörungen, Migräne, ADHS oder Depressionen die Möglichkeit, eine Cannabistherapie zu beantragen. Allerdings gilt es noch immer, extrem hohe bürokratische und strukturelle Hürden zu überwinden, möchte man diese alternative Form der Therapie in Anspruch nehmen.

Für Betroffene war es bisher vor allem auch schwierig, einen Arzt bzw. eine Ärztin zu finden, die sich mit der Thematik der Cannabistherapie auskannte. Erst in den letzten Jahren befasst sich eine wachsende Zahl von Mediziner:innen mit diesem Thema. Eine Konsequenz daraus war auch, dass potentielle Therapie-Kandidat:innen oft sehr weite Strecken fahren mussten, um einen Beratungstermin bei entsprechend geschulten Ärzt:innen wahrzunehmen.

Digitale Plattformen und Telemedizin erleichtern den Therapiezugang


Dank der Digitalisierung gibt es inzwischen Möglichkeiten, Betroffene und Mediziner:innen leichter zusammenzubringen. So bieten beispielsweise Plattformen wie die des Unternehmens nowomed die Möglichkeit, eine entsprechende Behandlungsanfrage hinsichtlich einer Cannabistherapie nahezu vollständig online zu stellen, auch mithilfe der zur Plattform gehörenden App.

Anzeige

Die Besonderheit solcher Technologie-Plattformen besteht darin, dass man sich einfach registriert und dann durch Angabe entsprechender Informationen und Krankheitsdaten, die Offenlegung der eigenen Gesundheitshistorie sowie das Speichern relevanter Dokumente auf der Plattform eine Anfrage stellt. Die mit einer solchen Plattform kooperierenden Mediziner:innen analysieren die Angaben, beraten sich mit Kolleg:innen und erstellen eine erste Präanamnese.

Im Anschluss haben die Therapiekandidat:innen die Möglichkeit, ein persönliches Erstgespräch mit dem behandelnden Mediziner bzw. der Medizinerin zu vereinbaren. Hierfür hatte nowomed bisher drei Standorte zur Verfügung gestellt, nun ist mit Hamburg eine vierte Niederlassung hinzugekommen, wie das Unternehmen meldet.

Statistik zu med. Cannabis in Deutschland

Notwendige Schritte für weitere Vereinfachung des Verordnungsprozesses

Bisher sind die bürokratischen und strukturellen Hürden hinsichtlich einer Cannabistherapie oft noch sehr hoch. Die wichtigsten Arbeitsfelder sind hier die weitere Legalisierung von Cannabis, die Begründung der Verordnung, die Kostenübernahme der Krankenkassen und die Weiterbildung der Mediziner:innen zum Thema
Cannabistherapie.

Legalisierung bedeutet mehr Rechtssicherheit


Noch immer haftet dem Cannabis der Ruf einer illegalen Droge an, was den Erwerb und Gebrauch in ein gewisses Zwielicht rückt und bei denen, die sich mit diesem Stoff befassen, ein Gefühl der Unsicherheit vermittelt. Werden die Pläne zur Legalisierung von den politisch Verantwortlichen konsequent umgesetzt (auch im Hinblick auf Anbau, Import und Abgabeorte), würde dies auch zu einer stärkeren Akzeptanz des medizinischen Cannabis beitragen.

Verordnungsbegründung und Kostenübernahme der Krankenkassen

Da wäre beispielsweise die Frage nach der Kostenübernahme für eine solche alternative Therapie. Damit Mediziner:innen eine Cannabistherapie verordnen dürfen und die jeweilige Krankenkasse die Kosten trägt, muss z. B. nachgewiesen sein, dass es entweder keine andere Therapiealternative gibt oder diese für Behandlung der diagnostizierten Erkrankung nicht sinnvoll ist.

Zudem muss die explizite Auffassung der behandelnden Ärzt:innen sein, dass sich der Verlauf der Erkrankung durch die Cannabistherapie verbessert, weil sie zur Reduzierung schwerwiegender Symptome führt. Auch hinsichtlich der Kostenübernahme durch die Krankenkassen bestehen hohe Anforderungen. Arzt bzw. Ärztin und Patient oder Patientin müssen zustimmen, den Verlauf der Therapie durchgängig zu dokumentieren. Dadurch sollen wissenschaftliche Begleitstudien ermöglicht werden, mit deren Hilfe die Wirksamkeit von Cannabis erforscht wird.

Florian Wesemann in einer Sprechstunde/ Nowomed

Um dies zu gewährleisten, werden dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) relevante Daten überlassen, etwa zum Alter und Geschlecht, zur Diagnose sowie zu früheren Krankheiten und ihren Behandlungsmethoden. Auch die Begründung für die Verordnung der Cannabistherapie, die Dosierung und Angaben zur Wirkung erhält das BfArM.

Mehr Kompetenz zum Thema Cannabistherapie bei Ärzt:innen

Ein wesentlicher Faktor, der zu einem leichteren Zugang für Patienten führen würde, wäre eine wachsende Zahl von Mediziner:innen, die sich intensiv mit dieser Therapieform auseinandersetzen, auf diese Weise an Kompetenz gewinnen und so sich selbst als Einstiegshürde für Patient:innen aus dem Weg zu nehmen.

Quelle: UD/cp
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche