Nachhaltige Transformation lohnt sich
Investieren Unternehmen in die eigene Nachhaltigkeit, so ist dies nicht nur gut fürs Klima. Eine effiziente Nutzung von Ressourcen zahlt sich durch sinkende oder vermiedene Kosten auch betriebswirtschaftlich aus. Gleichzeitig bieten klimaschonende Innovationen ein enormes Geschäftspotenzial.
13.07.2023
Von Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK
Wenn Unternehmen in herausfordernden Zeiten in Nachhaltigkeit investieren, dann zeigt das klar: Nachhaltigkeit ist kein Luxus mehr. Vielmehr ist nachhaltiges Wirtschaften vor dem Hintergrund steigender Energie- und Rohstoffpreise sowie anfälliger Lieferketten, dem Fachkräftemangel und einem zunehmend spürbaren Klimawandel die Voraussetzung dafür, auch zukünftig im Wettbewerb bestehen zu können.
Das eigene Unternehmen nachhaltig aufzustellen, kann sich dabei betriebswirtschaftlich rechnen. Wird eine effizientere Maschine angeschafft, so wirkt sich dies positiv auf die Kostenstruktur aus, weil beispielsweise der Einsatz erneuerbarer Energien die Produktion wirtschaftlicher macht. Erneuerbare Energien können zudem die Abhängigkeit von internationalen Akteuren verringern und sorgen so für kalkulierbare Stabilität. Die Entwicklung klimafreundlicher Produkte ermöglicht zudem Innovationen, öffnet neue Märkte und stärkt die Wettbewerbsposition. Gleichzeitig stärkt es die Arbeitgebermarke in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels. Mittel- und langfristig haben nachhaltig agierende Unternehmen daher alle Pluspunkte auf ihrer Seite, wenn sie in Nachhaltigkeit investieren.
Reporting zur Nachhaltigkeit trifft mehr Firmen
Dass die Umstellung der Wirtschaft auf Klimaneutralität dringlich ist, ist unbestritten. Für jedes einzelne Unternehmen bedeutet seine eigene nachhaltige Transformation aber eine Herausforderung zusätzlich zu vielen anderen. Kapital muss mobilisiert und die Anforderungen einer zunehmenden Regulierung müssen durchdrungen und eingehalten werden. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen ist dies eine immense Aufgabe. Bislang waren beispielswiese nur kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Zu diesem Reporting sind ab 2024 aber bereits Unternehmen verpflichtet, die mehr als 250 Mitarbeiter, eine Bilanzsumme ab 20 Millionen Euro und mehr als 40 Millionen Euro Umsatzerlöse haben. Rund 15.000 deutsche Unternehmen müssen dann über die Auswirkungen ihres Handelns Rechenschaft ablegen. Für ein Gelingen bedeutet das schon heute, dass Unternehmen sich mit den Anforderungen vertraut machen und ihre Mitarbeiter befähigen müssen, um entsprechende Reporting-Prozesse umzusetzen zu können.
Die Transparenz, die über die ausgeweitete Nachhaltigkeits-Berichterstattung geschaffen werden soll, ist aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die Prozess- und Produktanpassungen, die viele Unternehmen realisieren müssen, um nachhaltig zu wirtschaften. Trotz guter Argumente ist diese Umstellung auf eine nachhaltige Produktion für viele Unternehmen ein Kraftakt – organisatorisch ebenso wie finanziell. Laut KfW-Research von Juni 2023 haben 57 Prozent aller Groß-, aber erst zwölf Prozent aller Kleinstunternehmen bisher Maßnahmen zur Anpassung an die negativen Folgen des Klimawandels durchgeführt. Das hänge damit zusammen, dass 59 Prozent aller Unternehmen derzeit nicht damit rechnen, perspektivisch von extremen Wetterphänomenen heimgesucht zu werden.
Unternehmen in NRW müssen erhebliche Investitionen stemmen
Einen erheblichen Teil dieser Herausforderung tragen die Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen. Auf das Industrieland Nr. 1 kommen laut Institut der deutschen Wirtschaft für die Jahre 2021 bis 2030 jährliche zusätzliche Investitionen von 2,4 bis 18,0 Milliarden Euro zu, um Klimaneutralität zu erreichen. Mit den notwendigen Ersatzinvestitionen kämen Investitionen in Höhe von 45 bis 55 Milliarden Euro pro Jahr zusammen.
Breites Angebot an Fördermaßnahmen
Damit der Wandel in Richtung Nachhaltigkeit gelingt, brauchen Unternehmen und Organisationen starke Partner an ihrer Seite. Förderbanken wie die NRW.BANK unterstützen die Transformation durch ein breites Angebot an Fördermaßnahmen und einer anbieterunabhängigen Finanzierungsberatung.
Förderangebote mit attraktiven Konditionen unterstützen die Unternehmen, die sich auf dem nachhaltigen Transformationspfad bewegen. Darlehen mit auf einen langen Zeitraum festgeschriebenen niedrigen Zins ermöglichen dabei eine langfristige Planungssicherheit. Neben günstigen Krediten stärken Förderbanken auch das Eigenkapital von kleinen und mittelständischen Unternehmen: direkt mit eigenen Fonds, indirekt über drittgemanagte Fonds oder auch als Mezzanine-Kapitalgeber – stets mit dem Ziel des wirkungsvollen Investierens.
Nachhaltige Unternehmen erhalten leichter Kredite
Unternehmen stabilisieren mit einer starken Eigenkapitalbasis ihre Gesamtfinanzierungsstruktur und verbessern ihr Rating. Das wiederum erleichtert ihnen die Kreditaufnahme und erweitert den Finanzierungsspielraum, was in der aktuellen Marktsituation besonders wichtig ist. Kreditverhandlungen gestalten sich nicht zuletzt wegen der hohen Zinsen und des schwierigen makroökonomischen Umfelds derzeit nicht einfach. Dauerhaft schwer werden es allerdings diejenigen Unternehmen haben, die nicht nachhaltig agieren. Denn der Gesetzgeber fordert, dass bei der Kreditvergabe das Kriterium der Nachhaltigkeit berücksichtigt wird.
Am Ende einer erfolgreichen nachhaltigen Transformation wird es viele Gewinner geben: das Klima ebenso wie das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber, die betriebswirtschaftliche Kostenstruktur und damit die Wettbewerbsfähigkeit. Die eigene mittel- und langfristige Nachhaltigkeit prioritär anzugehen lohnt sich trotz der Vielzahl der Herausforderungen.