Mischgewebe werden sortenrein trennbar
Forschende der North Carolina State University haben einen Prozess entwickelt, mit dem sich Stoffe aus einem Baumwoll-Polyester-Mischgewebe vollständig recyceln lassen. So sind beide Fraktionen erneut nutzbar.
04.10.2023
Bisher gelang es lediglich, die Baumwollfasern abzutrennen, sodass der Kunststoffanteil wiederverwendet werden konnte. Die abgetrennten Baumwollfasern sind so kurz, dass sie nicht mehr versponnen werden können, um neue Stoffe herzustellen. Shriaya Sharma und Yang Yang von der Universität Kopenhagen haben die Nutzung beider Materialien nun realisiert.
Hirschhornsalz als Schlüssel
„Die Textilindustrie benötigt dringend eine bessere Lösung für Mischgewebe wie Polyester/Baumwolle“, so Yang. Das von ihm und seiner Kommilitonin entwickelte Verfahren benötigt nur Wärme, ein Lösungsmittel, eine Zutat aus der Backstube und Zeit. Der Stoff wird in Stücke geschnitten und in einen Behälter gelegt. Dann fügen die jungen Chemiker ein „mildes ungiftiges Lösungsmittel“ und Hirschhornsalz hinzu, das Bäcker als Treibmittel verwenden. Die Flüssigkeit mit dem eingeweichten Stoff erhitzen die Entwickler auf 160 Grad Celsius und lassen es dann abkühlen. Nach 24 Stunden schwimmen in der Flüssigkeit die Baumwoll- und Kunststofffasern, und zwar in unterschiedlichen Höhen, sodass sie sich leicht trennen lassen.
Beim Erhitzen zerfällt das Hirschhornsalz zu Ammoniak, CO2 und Wasser. Diese Kombination wirkt als Katalysator, sie trennt den Kunststoff von den Baumwollfasern, ohne diese zu zerstören. „Diese katalytische Methodik könnte das Spiel verändern“, meint Yang. Sie habe bisher zwar nur im Labor funktioniert, könne aber problemlos im großen Stil eingesetzt werden. „Wir hoffen, dass wir diese Technologie, die ein so großes Potenzial birgt, kommerzialisieren können. Dieses Wissen hinter den Mauern der Universität zu bewahren, wäre eine große Verschwendung“, ergänzt Yang.
Textilien sinnvoller recyceln
Allein in Deutschland werden nach Angaben des Umweltschutzverbands Nabu mehr als eine Million Tonnen Textilien pro Jahr gekauft. Etwa die Hälfte wird später in andere Länder exportiert, um weiter getragen zu werden. Für den Rest gibt es noch keine sinnvolle Verwendung. In anderen Industrieländern sieht es ähnlich aus. „Deshalb haben wir Kontakt zur Industrie aufgenommen, um unser Verfahren im großen Stil einsetzen zu können“, unterstreicht Yang abschließend.
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