Circular Economy

Mehr Lebenszeit fürs Handy: Wie Emissionen halbiert werden könnten

Jedes Jahr werden laut Bitkom in Deutschland rund 20 Millionen Smartphones verkauft. Doch dieser Massenkonsum belastet Umwelt und Klima erheblich. Das nun veröffentlichte Diskussionspapier „Circularity as the Service“ des Wuppertal Instituts bietet erstmals eine ganzheitliche Perspektive auf den gesamten Lebenszyklus von Smartphones. Es zeigt Strategien auf, mit denen die Smartphone-Branche ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und die Gerätelebensdauer verlängern kann.

09.07.2024

Mehr Lebenszeit fürs Handy: Wie Emissionen halbiert werden könnten

Im Diskussionspapier „Circularity as the Service“ untersuchten die Autor:innen die Studien- und Datenlage rund um das Thema Lebens- und Nutzungsdauer von Smartphones. Dabei wurde das Potenzial einer verlängerten Nutzungsdauer deutlich: Eine durchschnittliche Nutzungsdauer von fünf bis sieben Jahren könnte die Treibhausgasemissionen von Smartphones um etwa die Hälfte reduzieren. Derzeit werden Smartphones in Deutschland nach durchschnittlich 2,5 Jahren ersetzt. Eine längere Nutzung würde den Bedarf an neuen Geräten deutlich senken, was sowohl ökonomische Vorteile für Verbraucher:innen als auch ökologische Vorteile bringt. Auch Konsumierende würden ihre Smartphones lieber länger nutzen: Laut Umfragen mit österreichischen Bürger:innen wünschen sie sich eine Lebensdauer von rund fünf Jahren.

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Dr. Julia Reinhard, Researcherin im Forschungsbereich Digitale Transformation am Wuppertal Institut und federführende Autorin des Diskussionspapiers, betont: „Es lohnt sich, genauer hinzuschauen – denn der branchenübliche Lebenszyklus eines Smartphones orientiert sich bislang vor allem an den Zielgruppen von Tech-Begeisterten und Personen mit ausgeprägtem Sinn für Ästhetik.“ Gerade sie legen großen Wert auf neue Modelle und aktuelle Technologien. Doch andere Zielgruppen, wie Pragmatiker:innen, Nachhaltigkeits-Enthusiast:innen, preissensible Konsumierende und Langzeitnutzende, sind aufgeschlossener gegenüber einer längeren Nutzungszeit oder dem Kauf von wiederaufbereiteten Geräten. „Aktuelle Geschäftsmodelle schöpfen das Potenzial dieser Gruppen mit einem geschätzten Anteil von über 60 Prozent jedoch nur unzureichend aus“, moniert die Wissenschaftlerin.

Neue Geschäftsmodelle sind gefragt

Der Schlüssel zu einer längeren Nutzungsdauer von Smartphones liegt in der Anpassung der Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Laut der Umwelt-Produktdeklaration von Herstellern wie Apple entstehen rund 80 Prozent der CO2-Emissionen bereits in der Produktion. Hersteller sollten daher stärker auf Reparierbarkeit und Langlebigkeit setzen. Dies umfasst unter anderem das Design modularer Smartphones, die sich leichter reparieren lassen, und die Bereitstellung von günstigen sowie leicht zugänglichen Ersatzteilen. Nach Ansicht der Forschenden seien dafür auch Sicherheits-Updates über einen Zeitraum von mindestens sieben Jahren entscheidend. Diese liegen aktuell jedoch beispielsweise nur bei vier Jahren für Android und sechs Jahren für Apple-Geräte.

Kreislaufwirtschaft fördern und Smartphone-Lebensdauer verlängern

Kreislauforientierte Wirtschaftsmodelle sind essenziell, um die Lebensdauer von Smartphones zu verlängern. Dies umfasst den Ausbau von Reparaturdiensten und wiederaufbereiteten Geräten durch Einzelhändler und Telekommunikationsanbieter. Auch das professionelle Einsammeln und Recyceln von Geräten am Ende ihrer Lebenszyklen muss zum Standard werden, um die von Bitkom auf 210 Millionen geschätzten ungenutzten Handys in deutschen Schubladen zu bergen.

Appell für eine nachhaltige Transformation

Die Autor:innen des Diskussionspapiers sehen dafür vor allem die Industrie und Politik in der Pflicht, sich für eine nachhaltigere Nutzung von Smartphones einzusetzen. Strategien zur Verlängerung der Nutzungsdauer müssen bei Verbrauchenden und im gesamten Smartphone-System – einschließlich Hersteller, Dienstleistende und anderer Marktakteure – ansetzen. Nur so kann eine nachhaltige Transformation in der Produktion und Nutzung von Smartphones erreicht werden.

Quelle: UD/fo
 

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