SCHOTT: Pilotprojekte für Recycling von Glaskeramik und Spezialglas
SCHOTT verfolgt das Ziel, bis 2030 der weltweit erste klimaneutrale Spezialglashersteller zu werden. Auch beim Übergang zur Kreislaufwirtschaft will der Konzern eine Vorreiterrolle einnehmen. Um wertvolle Erfahrungen zu sammeln, hat SCHOTT nun erste Recyclingprojekte gestartet. Gemeinsam mit Pilotkunden und Partnern untersucht das Unternehmen systematisch die Möglichkeiten, gebrauchte Glaskeramik-Kochflächen und Pharmaverpackungen wieder in die Produktion neuer Produkte einfließen zu lassen.
23.05.2024
„SCHOTT setzt seine Transformation zu einem nachhaltigen Unternehmen fort. Deshalb haben wir nun unsere ersten Projekte für einen Einstieg in die Kreislaufwirtschaft gestartet. Wir wollen gebrauchte Spezialgläser und Glaskeramiken recyceln und damit wertvolle Rohstoffe erhalten und wiederverwerten – in Einklang mit den Zielen des EU Green Deals“, erklärt Dr. Jörn Besinger, der die Kreislaufprojekte des internationalen Technologiekonzerns koordiniert.
Mit dem Green Deal hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, ein nachhaltiges Europa zu schaffen, das Klima, Umwelt und Ressourcen schont, Abfall reduziert und wertvolle Rohstoffe recycelt. Dadurch soll die Abhängigkeit von Rohstoffen aus anderen Teilen der Welt verringert werden. Ein wichtiger Schritt dazu ist der Übergang von einer linearen, auf Einwegprodukten basierenden Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, Produkte durch Recycling und entsprechende Vorgaben kreislauffähig zu machen.
Effiziente Wiederverwertung: die Kreislaufwirtschaft von Glas
In dieser Hinsicht kann SCHOTT einen bedeutenden Beitrag leisten, da Glas im Allgemeinen sehr gut recycelt werden kann. Auch Spezialgläser und Glaskeramiken können in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden.
Sichtbar wird dies im SCHOTT-internen Wertstoffkreislauf: Seit vielen Jahren setzt der Spezialglashersteller Scherben als Ausgangsmaterial für die Produktion ein, um Abfall zu vermeiden, Ressourcen zu schonen sowie Energieverbrauch und Emissionen zu reduzieren. Mehr als 90 Prozent der anfallenden Glasscherben werden im internen Wertstoffkreislauf wieder in die Produktion zurückgeführt. Darüber hinaus nimmt SCHOTT teilweise auch Scherben und Glasreste von Kunden zurück, sofern es sich um sortenreines Material handelt.
So können durch das Materialrecycling wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das begehrte, aber knappe Leichtmetall Lithium, das auch für Batterien von Elektroautos benötigt wird und ein wichtiger Bestandteil von Glaskeramik-Kochfeldern ist. Entsprechend groß ist das Potenzial, Lithium im Kreislauf zu halten, wenn alte Kochfelder sinnvoll entsorgt werden können.
Technische Herausforderungen
Trotz der generell guten Recyclingfähigkeit von Glas, gibt es dennoch technische Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Denn Glaskeramiken und Spezialgläser haben höhere Qualitätsanforderungen als herkömmliches Behälter- oder Flachglas, wie man es von Flaschen oder Fenstern kennt: Sie benötigen deutlich höhere Schmelztemperaturen. Außerdem sind der Einsatz von Recyclingmaterial und die Beurteilung der Qualität noch wenig erforscht. Auch SCHOTT steht hier noch am Anfang. Durch Pilotvorhaben will das Unternehmen jedoch wichtige Erkenntnisse gewinnen und den Weg in die Kreislaufwirtschaft bereiten.
Voraussetzung hierfür ist jedoch, wie bereits erwähnt, die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen: In Deutschland und auf EU-Ebene gibt es beispielsweise noch keine gesetzlichen Vorgaben für die getrennte Sammlung von Spezialgläsern. So werden beispielsweise Glaskeramik-Kochfelder nicht getrennt von anderen Großgeräten gesammelt, sondern zusammen mit anderen Geräten in Containern auf Wertstoffhöfen entsorgt und später an anderer Stelle zerkleinert. Wichtige Rohstoffe wie Lithium gehen dabei für immer verloren.
Nach Berechnungen von SCHOTT werden allein in Deutschland bis 2030 rund drei Millionen Glaskeramik-Kochfelder und damit 10.000 Tonnen Glaskeramik auf Deponien landen. „Wir wenden uns an die deutsche und europäische Politik mit der Bitte, bessere Rahmenbedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu schaffen, wie sie der EU Green Deal und die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der deutschen Bundesregierung anstrebt“, so der Appell von Dr. Frank Heinricht, als Vorstandsvorsitzender der SCHOTT AG verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit im Gesamtkonzern.
Kreislaufwirtschaft im Fokus: Pilotprojekte zur Wiederverwertung von Kochfeldern und Pharmaglas
SCHOTT geht im Rahmen seiner Pilotprojekte die technologischen Hürden als auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen an.
Mit seinen CERAN Glaskeramik-Kochflächen ist SCHOTT seit Jahrzehnten Innovationsführer. Diesem Anspruch will das Unternehmen auch beim Thema Nachhaltigkeit gerecht werden. Daher wird nun in Zusammenarbeit mit Pilotkunden und Partnern der Entsorgungswirtschaft ein neuer Recyclingkreislauf für Glaskeramik aufgebaut.
Glaskeramik aus alten Haushaltsgeräten oder Glaskeramikbruch aus der Montage wird ohne Elektronik und Verpackung bei SCHOTT angeliefert. Nach einer ausreichenden Materialmenge werden umfangreiche technische Tests durchgeführt, um nachzuweisen, dass das recycelte Material ohne Qualitätsverlust in neue Kochfelder eingebaut werden kann.
Auch im Bereich Tubing, der Herstellung von Glasröhren für pharmazeutische Verpackungen, läuft ein Pilotprojekt. Ein großes Unternehmen der Gesundheitsbranche gibt dafür nicht mehr benötigte Medikamentenfläschchen an SCHOTT zurück. Diese Fläschchen werden zu Scherben zerkleinert, die in die Glasschmelze zurückfließen und als Rohstoff für die Herstellung neuer, hochwertiger Glasröhren dienen. Diese können dann wieder zu hochwertigen Pharmafläschchen verarbeitet werden.
„Um in der Kreislaufwirtschaft voranzukommen, prüfen wir derzeit, für welche Produktgruppen sich der Aufbau von Recycling-Systemen lohnt. Dazu laden wir unsere Kunden ein, gemeinsam mit uns produktspezifische Lösungen zu entwickeln. So wollen wir Schritt für Schritt den Anteil an wiederverwerteten Rohstoffen in unserer Branche erhöhen“, sagt Dr. Jörn Besinger.