Telekom entwickelt Router aus recycelten Bauteilen
Die Deutsche Telekom hat in Zusammenarbeit mit Citronics, Evonik, Fairphone, Infineon, MaxLinear, Sagemcom und dem INC Innovation Center einen innovativen Ansatz entwickelt. Dieser ermöglicht die Wiederverwendung von Elektronikkomponenten aus Altgeräten für die Herstellung neuer Produkte. Der erste funktionsfähige Prototyp, der NeoCircuit Router, zeigt das Potenzial dieses Konzepts: Er reduziert CO2-Emissionen in der Produktion, hält wertvolle Ressourcen wie Metalle, Edelmetalle und Seltene Erden im Kreislauf und senkt den globalen Ressourcenverbrauch.
12.02.2025
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Beim NeoCircuit Router werden zentrale Elektronikkomponenten wie Hauptplatine, Prozessor und Speicherchips aus Altgeräten, beispielsweise einem Fairphone 2, wiederverwendet. Darüber hinaus kommen physische Konnektoren wie DSL- und USB-Stecker sowie Zubehörteile wie Kabel und Netzstecker erneut zum Einsatz. Durch diesen Ansatz erreicht der Prototyp bereits in seiner ersten Ausbaustufe einen Zirkularitätsgrad von etwa 70 Prozent, was bedeutet, dass der Großteil der verwendeten Materialien aus recycelten oder wiederverwendeten Quellen stammt. Insbesondere die erneute Nutzung vorhandener Prozessoren trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck erheblich zu senken und die Emissionen um rund 50 Prozent zu reduzieren. Der Prototyp wird derzeit ohne Gehäuse präsentiert, um die Elektronik sichtbar zu machen. Im Fall einer Serienproduktion würde das Gehäuse vollständig aus recyceltem Material bestehen.
„Neu ist, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern nicht wie bisher ausschließlich auf das traditionelle Elektrorecycling setzen, bei dem immer noch große Teile verbrannt werden. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die Weiterverwendung noch funktionsfähiger Komponenten wie zum Beispiel Prozessoren, Speicher und Transistoren. Unser Ansatz ähnelt dem Baukasten-Prinzip: Wir nehmen gebrauchte Einzelkomponenten und bauen daraus voll funktionsfähige neue Geräte“, erläutert Dr. Henning Never, Projektleiter bei der Telekom, den Ansatz. „Beim Design und der Produktion von Endgeräten wie unserem NeoCircuit Router kann das ein echter Gamechanger in der Branche werden.“
Die Deutsche Telekom hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Technologien und Endgeräte nahezu vollständig kreislauffähig zu gestalten. Derzeit ist die Digitalbranche jedoch noch stark von linearen Prozessen geprägt: Geräte werden entwickelt, produziert und nach einer vergleichsweise kurzen Nutzungsdauer entsorgt – bei Smartphones liegt diese im Schnitt bei 2,5 bis drei Jahren. Die Demontage von Geräten zur Wiederverwendung einzelner Elektronikkomponenten ist oft schwierig, da viele Geräte verklebt sind, Platinen und Bauteile fest verbaut werden und Prozessoren sowohl in ihrer Architektur als auch in der Software für spezifische Anwendungen ausgelegt sind. Dies erschwert eine flexible Weiterverwendung. So verwundert es nicht, dass allein im Jahr 2022 rund 5,3 Milliarden Mobiltelefone zu Elektroschrott wurden, obwohl zahlreiche der verbauten Elektronikkomponenten noch funktionsfähig waren. Um diese Entwicklung zu ändern, ist ein Umdenken in der Produktentwicklung notwendig: Endgeräte sollten von Anfang an modular konzipiert werden, um eine maximale Wiederverwertbarkeit zu ermöglichen.
Bertrand Pascual, VP Sales Broadband Business Solutions Sagemcom: „Die rasante Entwicklung elektronischer Geräte bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Art und Weise zu überdenken, wie Komponenten und Materialien verwendet werden. Ziel des NeoCircuit-Projekts ist es, zu zeigen, dass voll funktionsfähige Geräte, wie zum Beispiel Router, aus überwiegend wiederverwendeten oder recycelten Komponenten gebaut werden können. Ein Beispiel ist die Umwidmung von Prozessoren aus mobilen Geräten für alternative Anwendungen, wodurch deren Lebenszyklus verlängert und der Bedarf an neuen Rohstoffen reduziert wird. Durch die Anwendung zirkulärer Designprinzipien erforschen wir neue Wege, um die Ressourceneffizienz zu erhöhen und ein nachhaltigeres Produktionsmodell für Geräte der nächsten Generation zu schaffen.”
Der NeoCircuit-Prototyp markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren, kreislauffähigen ICT-Branche. Mit diesem Ansatz möchten die Projektpartner neue Impulse im Markt setzen und ein Umdenken im Design von Endgeräten fördern. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind sowohl die Akzeptanz als auch eine breite Unterstützung innerhalb der Industrie entscheidend. Um wirtschaftliche Skaleneffekte zu realisieren, ist die Automatisierung von Demontageprozessen und der Funktionsprüfung wiederverwendeter Komponenten erforderlich. Wird dieses Ziel erreicht, könnten im Vergleich zur herkömmlichen Gewinnung, Herstellung und Logistik neuer Bauteile Kosteneinsparungen von mindestens 20 Prozent erzielt werden.
Am 3. März 2025 lädt die Deutsche Telekom auf dem Mobile World Congress 2025 in Barcelona gemeinsam mit Partnern auf einem Panel zu einer Diskussion über Lösungsansätze und Herausforderungen ein. Beginn: 16:50 Uhr
Vom 3. bis 6. März 2025 finden Sie die Deutsche Telekom in Halle 3 auf dem Stand 3M31. Alle Veranstaltungen werden live gestreamt. Bühnenprogramm und Events: mwc.telekom.com/2025
Nähere Informationen zu den einzelnen Themen finden Sie auch unter telekom.com/mwc.