Digitalisierung + KI

Nachhaltig bei Nacht

Rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 jährlich vermeiden und Hunderte Millionen Euro sparen: Das Start-up ICE Gateway, das Land Berlin und die Telekom treiben mit intelligent vernetzten Straßenlaternen die Smart City voran.

14.11.2016

Pünktlich zur Dämmerung, wenn über Deutschland langsam die Dunkelheit einbricht, wird es plötzlich wieder hell: Rund neun Millionen Straßenlaternen funkeln im ganzen Land, mehr als 200.000 alleine in Berlin. Wer möchte nachts auch in dunklen Gassen und Parks umherirren? Das Licht macht das Nachtleben attraktiver, die Straßen sicherer. Doch das hat seinen Preis: Die Straßenlaternen sind Energiefresser.

In einer 2009 verabschiedeten Ökodesign-Richtlinie fordert die EU Städte und Kommunen in Europa deshalb auf, ihre Straßenbeleuchtung bis 2017 zu modernisieren. Herkömmliche Beleuchtungskörper werden seitdem etwa durch sparsame LED-Technik ersetzt. Der Vorteil: Jede gesparte Kilowattstunde schont die Umwelt und den Geldbeutel der dauerklammen Städte.

Im Wissenschafts- und Technologiepark Berlin Adlershof stehen jetzt 160 schlaue Straßenlaternen mit LED-Technik.
Im Wissenschafts- und Technologiepark Berlin Adlershof stehen jetzt 160 schlaue Straßenlaternen mit LED-Technik.

Aus Laternen werden Hightech-Systeme

Simon Hamperl ging das allerdings nicht weit genug. „Einfach nur ‚Licht an‘ und ‚Licht aus‘, das war uns zu wenig“, sagt der Energiemanager der Wista-Management GmbH, einer Tochtergesellschaft des Landes Berlin. Im Berliner Ortsteil Adlershof, unweit des Areals, auf dem gerade der neue Flughafen Berlin-Brandenburg entsteht, betreibt die Wista-Managment GmbH den größten Wissenschafts- und Technologiepark Deutschlands mit mehr als 1.000 Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen.

In der Nachbarschaft wurde Simon Hamperl auf der Suche nach einer zukunftsweisenden und zugleich kostengünstigen Alternative für die Straßenbeleuchtung schließlich fündig. Das Start-up ICE Gateway GmbH verwandelt klassische Straßenlaternen im Innern in multifunktionale Hightech-Systeme, die nicht nur jederzeit die Straßen ins rechte Licht setzen, sondern dank M2M-Technologie untereinander vernetzt sind. In einem Pilotprojekt, welches innerhalb einer durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützten Fördermaßnahme läuft, hat die Wista-Managment GmbH im Technologiezentrum bereits 160 Laternen mit der Technik ausgestattet.

Bestückt mit einem Mini-Computer und einer SIM-Karte der Telekom kommunizieren die Leuchten untereinander und per Mobilfunk mit den Servern von ICE Gateway.
Bestückt mit einem Mini-Computer und einer SIM-Karte der Telekom kommunizieren die Leuchten untereinander und per Mobilfunk mit den Servern von ICE Gateway.

1,6 Millionen Tonnen CO2 weniger – pro Jahr

Die Daten aus den Laternenköpfen können etwa zur Verkehrsplanung, bei der Parkplatzsuche oder zur Vermeidung von Staus genutzt werden – und liefern so wichtige Zutaten für die künftige Smart City. Die intelligenten Leuchten zählen vorbeifahrende Bluetooth-Geräte wie Smartphones oder Navigationsgeräte, die statistische Auswertungen zu einem Standort in Echtzeit ermöglichen. Persönliche Daten werden nicht erfasst. Anhand der Geschwindigkeit errechnet der Computer dann, ob es sich um Fußgänger oder Autofahrer handelt.

Jede Laterne im Verbund lässt sich individuell steuern und dimmen – und spart dadurch Geld: Betreiber reduzieren mit dem LED-System von ICE Gateway die Kosten um 50 bis 80 Prozent. Positiv für die Umwelt: 1,6 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß kann jährlich vermieden werden, schätzt der Zentralverband der Elektrotechnik und Elektronikindustrie. Möglich wird das durch den Einsatz energieeffizienter LED-Produkte, minutengenauer Ein- und Ausschaltzeiten sowie DIN-gerechtem Dimmen.

LEDs gegen Lichtverschmutzung

Einer Studie der Deutschen Energieagentur (dena) zufolge könnten die Städte insgesamt bis zu 300 Millionen Euro sparen, stellten sie die Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten um. Dank LED ließe sich auch die Lichtverschmutzung reduzieren. Ist es auch nachts annähernd taghell, beeinflussen nicht nur Menschen, sondern auch etliche Tierarten. Anders als herkömmliche Lampen können LEDs auf einen Bruchteil ihrer Leuchtkraft heruntergedimmt werden, was in einigen Gegenden völlig ausreichend wäre. Laternen mit intelligenter M2M-Technik könnten sich zudem nur dann einschalten, wenn die Bewohner einer Straße nach Hause kommen.

Eine Technik für alle Services einer modernen Stadt – von intelligenter Verkehrsflusssteuerung über WLAN Hotspots bis zu Ladestationen für Elektrofahrzeuge.
Eine Technik für alle Services einer modernen Stadt – von intelligenter Verkehrsflusssteuerung über WLAN Hotspots bis zu Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

Defekte Laternen melden Störung automatisch

Um diese Services möglich zu machen, kombiniert ICE Gateway universelle LED-Treiber, Prozessoren, Arbeitsspeicher, Bluetooth, WLAN und M2M SIM-Karten. Die Installation der LED-Leuchten durch ICE erfolgt ohne großen Aufwand, indem die Leuchte auf LED umgestellt wird. Es sind keine weiteren Installationen notwendig. So wird jede Leuchte schnell zur vernetzten, digitalen Kommunikationsinfrastruktur, die sich für neue Nutzungskonzepte nachrüsten lässt. Im Minutentakt sendet es den Status jeder Leuchte an die Zentrale. So lassen sich die intelligenten Laternen mit Sensoren vernetzen, die zum Beispiel Umweltdaten erfassen oder den Verkehr zählen.

Seine Stärken spielt das neue System von ICE Gateway indes auch bei der Wartung der Leuchten aus, denn Zustände werden einfach und schnell erfasst. Eine defekte Laterne meldet sich automatisch, sobald ein Problem auftritt. Eine störungsfreie Mobilfunkverbindung, die eine schnelle Kommunikation an die Server garantiert, bietet das Netz der Deutschen Telekom.

Quelle: UD/cp
 

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